So wie es „Antifaschisten“ gibt, die alle Deutschen als Nazis abtun, weil der Nazismus ja eine deutsche Erfindung war, gibt's bekanntlich auch den gestandenen Antisemiten, der alles Jüdische hasst, schlicht „weil es jüdisch ist“; ihm käme es z.B. nie in den Sinn, Zionisten oder Israel zu kritisieren, weil sie bestimmte Positionen vertreten oder Forderungen stellen, die, je nach Standpunkt, durchaus kritisierbar sind – nein: dass die „jüdisch“ sind, reicht ihm.
Heute nun, im Zuge westlich alimentierter Massenmorde und Angriffskriege im Nahen und Mittleren Osten, grassiert bei uns der gestandene Anti-Antisemismus, der – nach dem Muster des gestandenen Antisemiten, nur mit umgekehrtem Vorzeichen – alles „Jüdische“ für sakrosankt und bedingungslos schützens- & unterstützenswert erklärt und Differenzierungen zwischen Begriffen
wie „Zionismus“, „Israel“, „Judentum“ etc. am liebsten verbieten würde (selbstverständlich auch, um unsere Demokratien zu schützen...); einzig Juden, die z.B. die israelische Regierung, also etwas
Jüdisches kritisieren, sind als Deserteure zu betrachten – leider hat jede Armee ihre Fahnenflüchtigen: Feiglinge, die sich zu viel eigene Gedanken machen und nicht den Mut haben, ihrem Fähnchen zu folgen, wie es gerade im Wind flattert. Vom Antisemitismus also zum Anti-Antisemitismus – und diese Zeilen sind ja nun wohl anti-anti-antisemitisch...
Gibt's eigentlich irgendwo einen „Semitismus“, mit dem all dieses Elend angefangen hat?
Benjamin Kradolfer
Sag mir, wo die Semiten sind....
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