Sehr geehrte Redaktion von Bayern 1,
ich muss mit höchstem Befremden und größter Empörung feststellen, dass Sie in Ihren heutigen (vom 23. Jan. 2025) Nachrichtensendungen auf BR 1 wiederholt lediglich pauschal von "der Befreiung" des Konzentrationslagers Auschwitz berichten – DAS DANN ALLERDINGS, OHNE DEN DAMALIGEN BEFREIER, DIE SOWJETISCHE ROTE ARMEE, NAMENTLICH ZU ERWÄHNEN.
Erachten Sie diese wichtige historische Tatsache denn wirklich als für Ihre Hörer irrelevantes „Detail“ und verschweigen ihnen diese zentrale Information deshalb?
Diese Art von Zensur stellt in meinen Augen eine unerhörte Anmaßung und selbstherrliche Bevormundung Ihrer Hörer dar und ist für mich als mündiger Staatsbürger ein Unding, unerträglich und absolut skandalös.
Kommen Sie so Ihrem sowohl im Grundgesetz als auch im Rundfunkstaatsvertrag eindeutig definierten AUFTRAG DER NEUTRALEN, UMFASSENDEN UND OBJEKTIVEN INFORMATION Ihrer Hörer nach?
Oder wollen Sie Letztere nicht unnötig mit der Erwähnung historisch relevanter Fakten, in diesem Fall der Roten Armee der damaligen Sowjetunion als Befreier des KZs , ‚belasten‘?
Findet bei Ihnen im Kopf etwa eine dem Mainstream-Narrativ vom „bösen Russen“ entsprechende, also – auf gut Deutsch – anti-russische, Zensur statt, und diese dann auch tatsächlich noch in einer Ihrer NACHRICHTENSENDUNGEN auf einem Ihrer populärsten Hörfunksender?
Ich hoffe wirklich, dass ich mich hier irre.
Wie wäre es, wenn Sie sich in Zukunft einfach wieder auf die Standards seriösen Nachrichten-Journalismus' zurückbesinnen und auf das Berichten von Fakten und die Weitergabe schlichter, aber lückenloser Informationen konzentrieren, und Ihren Hörern dann anschließend die kritische Bewertung und Einordnung der von Ihnen bereitgestellten Nachrichten überlassen?
Ich bin mir sehr sicher, dass ich nicht der einzige Bürger dieses Landes bin, der nicht nur ganz erheblich und grundsätzlich etwas gegen "betreutes Denken" in jeglicher Form hat, sondern diese im ÖRR leider nur allzu häufig festzustellende Praxis als anmaßend, respektlos und unverschämt empfindet.
Hochachtungsvoll
XXXXXXX*
* Der Name des Beschwerdeführers ist uns und dem BR bekannt.
BR - Beschwerde zu Rundfunk-Nachrichten auf Bayern 1
Re: BR - Beschwerde zu Rundfunk-Nachrichten auf Bayern 1
Von: Chefredaktion <Chefredaktion@br.de>
Date: Mo., 10. Feb. 2025 um 15:41 Uhr
Subject: Beantwortung Ihrer Nachricht vom 23.1.25
Sehr geehrter Herr XXXXXXX*,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 23. Januar 2025 an die Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Frau Dr. Katja Wildermuth, in deren Auftrag ich Ihnen auf Ihre Beschwerde zuständigkeitshalber gerne antworte.
Ich bedaure, dass Ihnen unsere Meldungen über die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 missfallen haben. Ich habe die zuständige Redaktion daher gebeten, das Programm zum 80. Jahrestag zu prüfen und mir die gesendeten Formulierungen zukommen zu lassen.
Nach einer Ansicht der Nachrichtenmeldungen kann ich Ihnen versichern, dass der von Ihnen angemahnte „Auftrag der neutralen, umfassenden und Objektiven Information“ durchaus erfüllt wurde. So wurden am Jahrestag der Befreiung des Lagers durch sowjetische Soldaten verschiedene Formulierungen gewählt.
Konkret möchte ich Ihnen zwei Beispiele nennen:
In den Bayern-1-Nachrichten um 14 Uhr meldeten wir:
Ich bin mir bewusst, dass dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk seit einiger Zeit verstärkt der Verwurf des – um Sie zu zitieren – „betreuten Denkens“ gemacht wird. Zugleich versichere ich Ihnen, dass dies nicht zutrifft. Wir bevormunden nicht und sind der Objektivität und Wahrhaftigkeit verpflichtet. Diese Maxime gilt für meine Arbeit ebenso wie für die meiner Kolleginnen und Kollegen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie abschließend auf die Arbeit unserer ARD-Korrespondentin Sabina Matthay hinweisen, die rund um den Gedenktag aus Polen berichtete und in ihren Beiträgen immer wieder ausdrücklich erwähnte, dass es die sowjetische Armee war, die das Konzentrationslager 1945 befreite. In ganzer Tiefe konnten sie die Berichterstattung in unserem Informationsprogramm BR24 Radio und online auf br24.de verfolgen: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/80-jahre-nach-auschwitz-befreiung-gedenken-an-ns-opfer,Ub5RzmT
Ich hoffe, ich konnte ihrem Missfallen angemessen begegnen und danke Ihnen nochmals für Ihre kritischen Anmerkungen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Nitsche
Chefredakteur
* Der Name des Beschwerdeführers ist uns und dem Chefredakteur des BR bekannt.
Date: Mo., 10. Feb. 2025 um 15:41 Uhr
Subject: Beantwortung Ihrer Nachricht vom 23.1.25
Sehr geehrter Herr XXXXXXX*,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 23. Januar 2025 an die Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Frau Dr. Katja Wildermuth, in deren Auftrag ich Ihnen auf Ihre Beschwerde zuständigkeitshalber gerne antworte.
Ich bedaure, dass Ihnen unsere Meldungen über die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 missfallen haben. Ich habe die zuständige Redaktion daher gebeten, das Programm zum 80. Jahrestag zu prüfen und mir die gesendeten Formulierungen zukommen zu lassen.
Nach einer Ansicht der Nachrichtenmeldungen kann ich Ihnen versichern, dass der von Ihnen angemahnte „Auftrag der neutralen, umfassenden und Objektiven Information“ durchaus erfüllt wurde. So wurden am Jahrestag der Befreiung des Lagers durch sowjetische Soldaten verschiedene Formulierungen gewählt.
Konkret möchte ich Ihnen zwei Beispiele nennen:
In den Bayern-1-Nachrichten um 14 Uhr meldeten wir:
Im selben Programm meldeten wir um 6:00 Uhr morgens:Heute vor 80 Jahren wurde das KZ Auschwitz befreit. Anlässlich dieses Ereignisses wird in vielen ehemaligen Konzentrationslagern an die Schrecken von Nazi-Deutschland erinnert …
Keineswegs lassen wir uns von dem Ihrerseits vermuteten „Mainstream-Narrativ vom ‚bösen Russen‘“ leiten. Vielmehr spielen häufig formale Gründe eine Rolle. So war etwa der Beitrag des Korrespondenten, der auf die erstgenannte Meldung folgte, recht umfassend. Die Befreiung durch die Rote Armee spielte darin eine entscheidende Rolle. Um Doppelungen zu vermeiden, entschied der Nachrichtenredakteur daher, die Information über die Befreier aus der Meldung zu kürzen.[…] Heute vor genau 80 Jahren haben sowjetische Truppen das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Weltweit wird deshalb heute der Opfer der Nazis gedacht, auch in Bayern …
Ich bin mir bewusst, dass dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk seit einiger Zeit verstärkt der Verwurf des – um Sie zu zitieren – „betreuten Denkens“ gemacht wird. Zugleich versichere ich Ihnen, dass dies nicht zutrifft. Wir bevormunden nicht und sind der Objektivität und Wahrhaftigkeit verpflichtet. Diese Maxime gilt für meine Arbeit ebenso wie für die meiner Kolleginnen und Kollegen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie abschließend auf die Arbeit unserer ARD-Korrespondentin Sabina Matthay hinweisen, die rund um den Gedenktag aus Polen berichtete und in ihren Beiträgen immer wieder ausdrücklich erwähnte, dass es die sowjetische Armee war, die das Konzentrationslager 1945 befreite. In ganzer Tiefe konnten sie die Berichterstattung in unserem Informationsprogramm BR24 Radio und online auf br24.de verfolgen: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/80-jahre-nach-auschwitz-befreiung-gedenken-an-ns-opfer,Ub5RzmT
Ich hoffe, ich konnte ihrem Missfallen angemessen begegnen und danke Ihnen nochmals für Ihre kritischen Anmerkungen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Nitsche
Chefredakteur
* Der Name des Beschwerdeführers ist uns und dem Chefredakteur des BR bekannt.
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