"ttt": Autoren wenden sich gegen Thilo Mischke als Neubesetzung

Politmagazine - das einstige Tafelsilber der öffentlich-rechtlichen Anstalten - verkommen nach Ansicht von Medienexperten zusehends zu Verbrauchermagazinen und erreichen nach einer Studie zum Thesenjournalismus bei sämtlichen Leistungskriterien kaum mehr als 30 Prozent Zustimmung. Was ist passiert und wie lässt sich der Bedeutungsverlust aufhalten?
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Maren
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"ttt": Autoren wenden sich gegen Thilo Mischke als Neubesetzung

Beitrag von Maren »

Mehr als 100 Autoren und Kulturschaffende haben sich in einem Offenen Brief an die ARD gewandt und die Neubesetzung der Kultursendung „ttt - titel thesen temperamente“ mit dem Journalisten Thilo Mischke kritisiert. In dem vom Berliner „Tagesspiegel“ (Donnerstag) dokumentierten Brief heißt es, man sei bestürzt über die Personalentscheidung der ARD, mit der die Kultursendung nachhaltig beschädigt werde. „Eine Zusammenarbeit mit Thilo Mischke als Moderator der Kultursendung 'ttt - titel thesen temperamente' schließen wir deshalb für uns aus.“ Mischkes erste „ttt“-Sendung soll am 16. Februar von der Berlinale gesendet werden.

https://medien.epd.de/article/2423/

ach heftiger Kritik rückt die ARD von Thilo Mischke als Nachfolger für Max Moor bei Kultursendung „Titel, Thesen, Temperamente“ ab. Der Schaden aber ist groß. […]
Im Nachhinein ergibt so auch der Schlingerkurs der ARD über die Weihnachtstage Sinn.
Allerdings hieß es nach Weihnachten seitens der ARD, dass man von Mischke überzeugt, dieser ein vielfach ausgezeichneter Journalist und enorm kompetent sei und man sich auf seine „Sicht auf Kultur“ freue.
Ob es der inzwischen von 200 Kulturschaffenden unterschriebene offene Brief kurz nach Neujahr war, der die ARD dazu bewegt hat, von Mischke abzurücken? Namentlich gerichtet an die zuständigen Programmdirektorinnen und -direktoren der ARD, an Björn Wilhelm vom BR, Julia Krittian vom HR, Jana Brandt vom MDR, Katrin Günther vom RBB und Andrea Schafarczyk vom WDR, schlossen die Unterzeichnenden aus der Kultur eine Zusammenarbeit mit Mischke und etwaige Auftritte bei „Titel, Thesen, Temperamente“ für sich aus.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/ttt- ... 60919.html

Thilo Mischke wird nicht „ttt“-Moderator

Nach dem Streit um alte Äußerungen in Büchern und Podcasts kommt es nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ nicht zu einem Engagement des Journalisten bei der bekanntesten Kultursendung Deutschlands. Zuletzt gab es auch innerhalb der „ttt“-Redaktionen Kritik an der Personalie. […]

In einem gemeinsam mit dem Moderator veröffentlichten Statement heißt es, die „heftige Diskussion“ um Mischke habe die „zentralen und relevanten Themen“ des Kulturformats derart überschattet, dass eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei.
Man habe sich daher gemeinsam mit Thilo Mischke darauf verständigt, „weiteren Rufschaden von ‚ttt‘ abzuwenden“. ARD-Programmdirektorin Christine Strobl kündigte indes eine „weitere journalistische Aufarbeitung“ der Personalie an. Mischke befinde sich in einem „noch andauernden Prozess der Auseinandersetzung mit den Ereignissen“ und werde sich zu gegebener Zeit selbst äußern. […]
Es heißt, es bestehe eine massive Kluft zwischen der Redaktion und der ARD-Führung, besonders den Programmdirektorinnen und -direktoren für Kultur, die es in jeder regionalen ARD-Sendeanstalt gibt. Einzelne Verantwortliche hätten versucht, die Entscheidung pro Mischke auch gegen wochenlangen internen Widerspruch aus Teilen der ttt-Redaktion durchzusetzen. […]
Unklar bleibt, was mit dem zusätzlich geplanten Kulturpodcast mit Thilo Mischke und Jule Lobo geschehen wird. Auch wer nun Nachfolger von Max Moor bei ttt werden soll, ist nun bis auf Weiteres unklar. […]
Strobl, die nach eigenen Angaben nicht in den Entscheidungsprozess integriert war, ergänzte: „Die Entscheidung der Kulturchefinnen und -chefs beruht auf der Erkenntnis, dass eine Diskussion nicht mehr möglich ist. Und das finde ich einen problematischen Zustand, und das treibt mich sehr um.“ Ihr sei es wichtig, „dass wir jetzt wieder zu einer normalen Debattenkultur zurückkommen“. […]
Es sei Aufgabe des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks und besonders von ttt, Raum für Diskussion und kulturelle Vielfalt zu bieten.

https://www.sueddeutsche.de/medien/thil ... li.3175898

Thilo Mischke und ARD erklären gemeinsam: Die Kulturchefinnen und Kulturchefs der an der ARD-Gemeinschaftsproduktion "ttt - titel thesen temperamente" beteiligten Landesrundfunkanstalten haben entschieden, von Journalist Thilo Mischke als Moderator abzusehen. […] Doch die in den vergangenen Tagen entstandene heftige Diskussion um die Personalie Thilo Mischke überschattet die für uns zentralen und relevanten Themen, die wir mit der Sendung und Marke "ttt" transportieren und gemeinsam mit der Community diskutieren möchten so, dass dies nicht mehr möglich ist. Thilo Mischke und die ARD sind sich einig darin, dass es nun vor allem darum geht, einen weiteren Rufschaden von "ttt" und Thilo Mischke abzuwenden.

https://www.presseportal.de/pm/6694/5942661

Wieso Thilo Mischke bei „ttt“ nicht gelandet ist


Bei Pro Sieben kam er groß raus, bei der ARD landet er nun doch nicht: Thilo Mischke.
Die ARD stellt Thilo Mischke nicht für „ttt - titel, thesen, temperamente“ ein. Programmchefin Strobl kritisiert zurecht die Art der Debatte über ihn. Die Kulturchefs der Sender hätten sich aber auch weniger feige anstellen können. […] Er bekam den Deutschen Fernsehpreis, den Bayerischen Fernsehpreis, den Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen und wurde in der Umfrage des „Medium Magazins“ 2020 zum „Journalisten des Jahres“ in der Kategorie „Reportage National“ gewählt.

Ist das derselbe Mischke, von dem das Macho-Buch stammt und der, bevor er Krisenreporter wurde, mit der Doku „Unter fremden Decken – Auf der Suche nach dem besten Sex der Welt“ auflief? Das fragte man sich. Doch wer die Reportagen ansah, bekam mit, dass Mischke ins ernste Fach wechselte. Dass er zu „ttt“ wollte, wurde ihm nun zum Verhängnis. Für seine Kritikerinnen zählt die Habenseite seines Journalismus nicht. […]
Man kann sich aus vielerlei Gründen fragen, ob Mischke zu „ttt“ passte. Ausgerechnet er? Die ARD-Kulturchefs, die für ihn waren, hätten deutlich sagen müssen, wieso die Wahl auf ihn fiel. Dass sie dazu nicht in der Lage waren, ist schwach.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 12381.html

Niemand will, wie gesagt, die Arbeit von Mischke bei ProSieben oder als Journalist allgemein canceln. Es geht einzig um die Frage, ob er der Richtige für ttt ist. Die Art, wie ProSieben hier in die Debatte reingrätscht, erweckt den Eindruck, es ginge darum, sich zu positionieren: ob man Team Mischke ist oder contra Mischke.
Es ist offensichtlich nicht ganz einfach, die Debatte von einer Diskussion um die einzelne Person in die Auseinandersetzung mit der inhaltlichen Kritik zu überführen. Auch die ARD-Kommunikation zum Fall Mischke war bisher zögerlich und bruchstückhaft und schien vor allem daran interessiert, das Thema abzumoderieren. Die Posts von „ProSieben“ haben das alles nicht besser gemacht.

https://uebermedien.de/101651/die-gute- ... mals-zeit/

Es klingt gleichermaßen putzig wie entlarvend, wenn die ARD nun „weiteren Rufschaden“ von seiner Kultursendung „ttt“ und Thilo Mischke abwenden will. Der Schaden ist schon jetzt kaum reparabel, und die ARD hat ihn allein zu verantworten. Der Sender wollte offenbar einerseits einen Reporter verpflichten, der im Kulturbetrieb niemandem ein Begriff und hier bislang auch nicht unterwegs war.
Bei seiner Ernennung hatte Mischke mit seinem „unterkomplexen Kulturbegriff“ geworben. Und seine Eignung meinte er damit unter Beweis stellen zu müssen, Sohn eines Buchhändler-Ehepaars zu sein und deshalb Kultur verkaufen zu können.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/ttt- ... 60919.html

Moderatorin von «ttt» wird den Angaben zufolge nun die WDR-Journalistin Siham El-Maimouni.

https://persoenlich.com/medien/thilo-mi ... -moderator

„ttt“ wird im wöchentlichen Wechsel von sechs Redaktionen der ARD-Landesrundfunkanstalten verantwortet: BR, hr, MDR, NDR, WDR, rbb.

https://kress.de/news/beitrag/148681-th ... laert.html
Hinweis: Es ist bezeichnend für die ARD, dass die Direktorinnen gegen die ttt-Redaktionen agieren. Man kann die Redaktionen in einen solchen Auswahlprozess einbeziehen. Die Entscheidung einer Redaktion wird in der Mehrzahl der Fälle besser und der Sendung angemessener sein als die von Direktoren.

Welche zentralen und relevanten Themen waren mit Thilo Mischke verbunden?

Wer ist für den entstandenen Rufschaden verantwortlich?

Wer ist das Problem? Thilo Mischke? Der Protest? Oder die Direktorinnen und die Kulturchefinnen?

Programmdirektorin ERSTES ist Christine Strobl, Kulturkoordinatorin der ARD ist Jana Brandt (MDR).

Angesichts der nicht nachvollziehbaren Entscheidung, der maximal fehlerhaften Krisenkommunikation sowie des für die ARD entstandenen Rufschadens muss die ARD offenlegen, welche Verantwortlichen und welche Gremien welche Ziele mit der Entscheidung verfolgten, welchen Anteil sie jeweils an dieser Entscheidung hatten und ob überhaupt von einigen Entscheiderinnen begründet widersprochen wurde.


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