Anfrage zum Zeugen Stefan - Solingen

Bevor Beschwerden formuliert werden, kann es mitunter sinnvoll sein zunächst Fragen zum Verständnis zu stellen, Quellen zu hinterfragen oder einfach Hinweise zu geben.
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Maren
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Anfrage zum Zeugen Stefan - Solingen

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Damen und Herren,

anlässlich der ARD-Berichterstattung zu den tödlichen Messerattacken in Solingen taucht u.a. in den Sendungen „Aktuelle Stunde“ (WDR) und der Hauptausgabe der Tagesschau ein Augenzeuge namens Stefan" auf. Zu diesem Sachverhalt haben wir ein paar Fragen, um deren Beantwortung wir die zuständigen Redaktionen bitten.

Zum Vorgang:

Im Tagesschau-Beitrag (ab Minute 01.33) vom 25. August 2024, erklärt der Zeuge Stefan: „Dann hat sich ein Mann bemerkbar gemacht und hat auch einen Streifenwagen herangezogen und hat darauf gewartet, dass die Beamten zu ihm kommen, hat die Hände hinter dem Kopf verschränkt, ist auf die Knie gegangen und hat zu den Beamten gerufen: „Ich bin der, den ihr sucht.“

https://www.ardmediathek.de/video/tagesschau/tagesschau-20-00-uhr-25-08-2024/das-erste/Y3JpZDovL3RhZ2Vzc2NoYXUuZGUvY2VmYzMxNTUtYTczNy00YWM4LWEzMDUtMWQ2MjRiMDNiNTk5X2dhbnplU2VuZHVuZw

In der Sendung „Aktuelle Stunde“-Beitrag (ab Minute 03:04) vom 25. August 2024, wartete Stefan mit folgenden Aussagen auf: „Gestern Morgen war mein Schwager seine morgendliche Runde mit seinem Hund unterwegs und hat hier zu unserer linken Seite eine blutverschmierte Jacke gefunden. Daraufhin ist er einen Schritt weiter hochgegangen, wo ein Portemonnaie gefunden wurde. Bei diesem Portemonnaie war ein Aufenthaltstitel, was dann unmittelbar der Polizei ausgehändigt worden ist oder beziehungsweise übergeben wurde.“
Die Jacke und das Portemonnaie führten anschließend zum Flüchtlingsheim, in dem der mutmaßliche Täter untergebracht gewesen sei.

https://www.ardmediathek.de/video/aktuelle-stunde/aktuelle-stunde-oder-25-08-2024/wdr/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtYmEwMzZkNGEtYzBlZC00YjFiLTkxYjUtOTZhZTA0YzkzMjJj
Stefan_Solingen.jpg
Stefan_Solingen.jpg (93.58 KiB) 4836 mal betrachtet
1.)
Mögliche Opfer, aber auch mutmaßliche Täter und Tatverdächtige haben schutzwürdige Interessen. Daher kommt es vor, dass identifizierende Berichterstattung vermieden und anonymisiert berichtet wird. Sofern es kein überwiegendes Interesse der Öffentlichkeit an bestimmten Taten gibt, wird nach unserer Beobachtung bis auf wenige Ausnahmen anonymisiert berichtet. Wenn sich aber ein Zeuge bewusst selbst an die Öffentlichkeit wendet, ist es unverständlich, wenn in der Berichterstattung lediglich mit seinem Vornamen operiert wird.
Auf Nachfrage wurde uns aus berufenem Munde mitgeteilt, dass grundsätzlich gilt: Wer immer in der Öffentlichkeit vor Medien etwas (aus-)sagt, muss seinen vollen Namen angeben. Nur dann wird zitiert. Gäbe es Gründe, den Zeugen in anonymisierter Form auftreten zu lassen, würde er verpixelt in Erscheinung treten und nicht zusätzlich zur Zeugenaussage gut erkennbar bei einer „Demo gegen rechts“ durchs Bild laufen. (Phoenix)

Es handelt sich bei dieser Frage nicht nur um ein Verständnisproblem, sondern auch um das offensichtliche Spekulationsinteresse vieler Zuseher, welches sich insbesondere in den sozialen Medien abspielte. Da wurde recherchiert, gegoogelt und die Bildersuche bemüht, nur um herauszufinden, wie der ominöse Zeuge mit Klarnamen heißt und wo er ggf. politisch oder beruflich zu verorten ist. Das Ganze gipfelte darin, dass man offenbar unbeteiligte Menschen nur aufgrund einer vagen Ähnlichkeit in die Öffentlichkeit zerrte.

Fragen:

Warum wurde der Zeuge „Stefan“ nicht mit seinem vollständigen Namen genannt?
Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Zeugenaussage vor laufender Kamera?

2.)
Der Zeuge „Stefan“ kommunizierte zur besten Sendezeit in eine Richtung, nämlich in unsere - das heißt, wir Zuschauer waren die Adressaten. Seine Botschaft sollte ganz offensichtlich zu exakt dieser Zeit nach außen hin kommuniziert werden: Die Täterschaft ist EINDEUTIG. Daran kann kein Zweifel bestehen. Der Zeuge selbst hat ja die blutverschmierte Jacke und den Aufenthaltstitel gesehen und gehört, wie der mutmaßliche Täter sagte: "Ich bin der, den ihr sucht." Ein wahrhaft biblischer Moment!

Inzwischen wurde bekannt, dass sich der mutmaßliche Täter am Samstag nicht, wie bisher berichtet, freiwillig der Polizei gestellt habe, sondern von einer Polizeistreife „wegen seiner Kleidung und seines Verhaltens“ als verdächtig aufgefallen und daraufhin von den Beamten festgenommen wurde. NRW-Innenminister Reul sagte dazu im Düsseldorfer Landtag, Polizeibeamte hätten den mutmaßlichen Täter im Rahmen der Fahndung wegen verdächtigen Verhaltens bemerkt, ihn angesprochen und sofort festgenommen. Der CDU-Politiker wies damit Berichte zurück, wonach der Mann sich selbst gestellt habe.

https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/attentaeter-von-solingen-nrw-innenminister-reul-nennt-weitere-details,UMqXggV


Laut Zeugenaussage von „Stefan“ hat der mutmaßliche Täter seine Jacke weggeworfen. Laut Presse trug er bei seiner Verhaftung noch immer die blutverschmierte Kleidung.

https://www.focus.de/panorama/messer-terror-in-nrw-profiler-ueber-syrer-von-solingen-ein-detail-macht-mich-an-dem-fall-stutzig_id_260253938.html

Das vom Zeugen "Stefan" in eine dpa-Kamera gesprochene und von der ARD übernommene Videomaterial passt laut Recherchen anderer Medien nicht zu den Erkenntnissen der Ermittler.

https://www.removepaywall.com/search?url=https://www.welt.de/politik/deutschland/plus253243628/Issa-Al-Hassan-Neue-Details-zur-Festnahme-des-Solingen-Attentaeters.html

Frage:

Wie erklären Sie sich und Ihren Zuschauern die Diskrepanz in der Darstellung des Zeugen „Stefan“ und der des Innenministers Reul und anderslautenden Berichten?

In der Korrekturrubrik der Tagesschau https://www.tagesschau.de/korrekturen findet sich keine entsprechende Berichtigung des Sachverhaltes. Auf den Seiten des WDR wurde keine entsprechende Rubrik gefunden.

Wir bedanken uns im Namen unserer Interessenten im Voraus für Ihre Bemühungen.

Aus Gründen der Transparenz werden wir diesen Schriftverkehr sowie die Antwort der Programmverantwortlichen auf der Webseite des Vereins veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen
Maren Müller
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