Studie: Deutsche Medien und die griechische Staatsschuldenkrise

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Maren
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Studie: Deutsche Medien und die griechische Staatsschuldenkrise

Beitrag von Maren »

Eine Berichterstattung, die die journalistischen Qualitätskriterien Neutralität und Vielfalt nicht erfüllt, eine Berichterstattung, die in ihrer Gesamtheit unausgewogen ist, eine Berichterstattung, die Hintergrundberichterstattung zu gewichtigen Themen vernachlässigt: Kim Otto, Professor für Wirtschaftsjournalismus an der Universität Würzburg, hat in einer umfangreichen Studie untersucht, welchen Journalismus große deutsche Medien im Hinblick auf die griechische Staatsschuldenkrise abgeliefert haben.

http://www.heise.de/tp/artikel/48/48100/1.html

Auszüge:

Es fiel auf, dass einige der untersuchten Medien nur Akteure zitierten, die die Meinung des Blattes vertraten. Vielfach fand eine differenzierte Hintergrundberichterstattung zu den Reformvorhaben der griechischen Regierung nicht statt. Die Reformvorschläge wurden nur oberflächlich und nicht ausführlich behandelt. Die untersuchte deutsche Berichterstattung zur griechischen Staatsschuldenkrise erfüllte demnach die untersuchten Qualitätsmerkmale der Vielfalt, Ausgewogenheit, Neutralität und Hintergrundberichterstattung nur sehr begrenzt. […]

Ausgewogenheit ist eines der zentralen Qualitätskriterien des Journalismus auf normativ-demokratietheoretischer Ebene, das heißt, bei Kontroversen sollen Befürworter und Gegner, bzw. ihre Positionen, in etwa in einem ausgewogenen Verhältnis, zu Wort kommen. […]

Ich glaube, es hat sich bei den Journalisten ein Deutungsmuster durchgesetzt. Die Griechen sind selbst schuld an ihrer Krise, und wenn wir Deutsche für die Griechen mit Milliarden bürgen, dann haben sie auch die Reformen zu machen. […]

Ein erstaunliches Ergebnis der Studie ist: Journalisten vertreten auch in eigentlich neutralen Darstellungsformen ganz offen ihre Meinung. In rund 15 Prozent der Nachrichten und Berichte sowie auf jeden zehnten Hintergrundartikel trifft das zu, wodurch das Qualitätskriterium der Neutralität verletzt wird. […]

Generell gibt es einen Trend: Das Ziel, mit seiner Meinung den öffentlichen Diskurs zu beeinflussen, wird für Journalisten in den Wirtschaftsredaktionen immer wichtiger, dass zeigte eine Redaktionsbefragung. Während 1990 nur jeder 5. Wirtschaftsjournalist angab, die Meinung der Rezipienten beeinflussen zu wollen, verfolgen 2014 drei Viertel aller Journalisten in den Wirtschaftsredaktionen dieses Ziel.
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