Dradio - Kein Cent wird erlassen

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Maren
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Dradio - Kein Cent wird erlassen

Beitrag von Maren »

Deutschlandradio
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Intendant Dr. Willi Steul
Raderberggürtel 40
50968 Köln


Programmbeschwerde


Sehr geehrter Herr Dr. Steul,

hiermit erheben wir, die Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien, formal Programmbeschwerde gegen den Beitrag „Kein Cent wird erlassen" - Michael Fuchs im Gespräch mit Dirk-Oliver Heckmann wegen der Verbreitung von Falschmeldungen.

Die Finanzminister der Euro-Staaten hatten sich darauf verständigt, dass die griechische Regierung für eine Verlängerung der Finanzhilfen bis Montag, den 23.02.2015, eine Liste mit Reformvorschlägen vorzulegen habe.

Im Interview mit CDU/CSU-Fraktionsvize Michael Fuchs gab Dirk-Oliver Heckmann Eingangs folgende Vorlage: „Eine entsprechende Liste sollte eigentlich wie erwähnt bis 24 Uhr eintreffen. Allerdings hat Athen die Frist verstreichen lassen.“
"Ich bin schon sehr verwundert, dass die Griechen wieder eine Frist versäumt haben"
Laut Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem meint es Griechenland ernst mit den Reformplänen.
Das Schreiben aus Athen sei fristgerecht am Montagabend um 23.15 Uhr bei ihm eingegangen, so Dijsselbloem laut Reuters vom 24.02.2014.

Das Interview war somit mangelhaft recherchiert, ging von falschen Voraussetzungen aus und es stellt sich die Frage, aus welchem speziellen Grund das Gespräch überhaupt in dieser Form geführt wurde.

Deutschlandradio-Staatsvertrag

§ 7 Berichterstattung

(1) Die Berichterstattung soll umfassend, wahrheitsgetreu und sachlich sein.
Herkunft und Inhalt der zur Veröffentlichung bestimmten Berichte sind sorgfältig zu prüfen.


Zum Zwecke der Transparenz werden wir diese Programmbeschwerde sowie die Antwort der Prog-rammverantwortlichen auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlichen.


Mit freundlichen Grüßen



i. A. Maren Müller
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Maren
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Re: Dradio - Kein Cent wird erlassen

Beitrag von Maren »

Antwort vom Intendanten, Herrn Steul.
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Maren
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Re: Dradio - Kein Cent wird erlassen

Beitrag von Maren »

Deutschlandradio
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Intendant Dr. Willi Steul
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Ihr Schreiben vom 14.04.2015


Sehr geehrter Herr Dr. Steul,

vielen Dank für die ausführliche Befassung mit unserer Programmbeschwerde vom 03.03.2015, die wir zum Beitrag „Kein Cent wird erlassen" - Michael Fuchs im Gespräch mit Dirk-Oliver Heckmann – wegen Verbreitung von Falschmeldungen, einreichten.

Die griechische Regierung hatte für eine Verlängerung der Finanzhilfen bis spätestens Montag, den 23.02.2015 um 24:00 Uhr, eine Liste mit Reformvorschlägen vorzulegen.

Sie führen aus, dass Journalisten aufgrund der nicht vorhandenen Informationen davon ausgehen „mussten“, dass Griechenland die Reformliste nicht fristgerecht eingereicht habe.

Diese Argumentation ist irritierend. Zunächst sind Informationen keine Bringschuld der Stelle an der sie entstehen.
Wenn in Ihrem Hause Sendungen produziert und verbreitet werden, deren Inhalte vage und unbestätigt sind, so ist das zumindest ein Verstoß gegen § 7 (1) Deutschlandradio-Staatsvertrag, wonach Berichterstattung umfassend, wahrheitsgetreu und sachlich sein soll sowie Herkunft und Inhalt der zur Veröffentlichung bestimmten Berichte sorgfältig zu prüfen sind.

Der von Ihnen eingeräumte Umstand, dass Ihrem Moderator die nötigen Informationen für besagtes Interview nicht rechtzeitig zur Verfügung standen, beweist doch vollumfänglich, dass fahrlässig falsche Schlüsse gezogen und die Hörerschaft falsch informiert wurde.

Ein fast 10-minütiges Interview wie das beanstandete, wird laut Aussage von Insidern gründlich vorbereitet.

Der ausführliche Einführungstext mit der Tatsachenbehauptung:
„Anders als vereinbart, hat sie dies bisher noch nicht getan. Es wird erwartet, dass das Schreiben heute - mit einem Tag Verspätung - in Brüssel eintrifft.“


sowie die sich anschließende Suggestivfrage Heckmanns:
„Athen hat also die Frist verstreichen lassen. Stattdessen soll die Liste mit den neuen Reformplänen heute übersendet werden. Wie groß ist dafür Ihr Verständnis?"
gehen 7 Stunden nach Fristablauf wie selbstverständlich - und offensichtlich vorbereitet - davon aus, dass sich das europäische Nachbarland nicht an wichtige Vereinbarungen hält und befeuert somit weiterhin ohne Not die allgemeinen Befindlichkeiten gegenüber Griechenland.

Wenn, wie Sie ausführen, „um diese Zeit“ am frühen Morgen, die für die Ausstrahlung notwendigen
Informationen (noch) nicht vorlagen, so hätte die Redaktion im Interesse sauberer und fairer Informationen lediglich ein paar Stunden warten müssen, bevor sie die pessimistische Variante wählt und die Steilvorlage ausgerechnet einem, in der Griechenlandfrage, ohnehin schon an Negativismus leidenden CDU/CSU Politiker vorgibt.

Journalistisch sauber wäre es zudem gewesen, die Formulierungen in einer Weise anzupassen, die deutlich macht, dass man bislang über keine zuverlässigen Informationen verfügt, anstatt im kollektiven Griechenland-Empörungsmodus von Erwartungen auszugehen, die sich lediglich mit denen des deutschen Stammtisches decken.

Die anhaltend negativ konnotierte Berichterstattung über unser europäisches Nachbarland und dessen neuer Regierung, welche notwendige Reformanstrengungen auch mit der stetig sinkenden Lebensqualität der einfachen griechischen Bevölkerung in Einklang bringen muss, trägt nicht zur Völkerverständigung bei, sondern nährt in bedrohlicher Weise Ressentiments innerhalb der deutschen Bevölkerung gegenüber Griechenland und schürt Hass unter den Bürgern der EU-Mitgliedsstaaten.

Das ist eine zutiefst verwerfliche Entwicklung, die wir auch weiterhin unermüdlich anprangern werden.

Deutschlandradio-Staatsvertrag
§ 6 Gestaltung der Sendungen


(3) (…) Die Sendungen sollen dabei vor allem die Zusammengehörigkeit im vereinten Deutschland
fördern sowie der gesamtgesellschaftlichen Integration in Frieden und Freiheit und der Verständigung unter den Völkern dienen und auf ein diskriminierungsfreies Miteinander hinwirken.

§ 7 Berichterstattung

(1) Die Berichterstattung soll umfassend, wahrheitsgetreu und sachlich sein.
Herkunft und Inhalt der zur Veröffentlichung bestimmten Berichte sind sorgfältig zu prüfen.

Wir halten an unserer Beschwerde der Verbreitung von Falschinformationen fest und übergeben die Angelegenheit dem Hörfunkrat zur Befassung.

Zum Zwecke der Transparenz werden wir diese Antwort sowie weiterführenden Schriftverkehr auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlichen.


Mit freundlichen Grüßen


i. A. Maren Müller
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Maren
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Re: Dradio - Kein Cent wird erlassen

Beitrag von Maren »

Zwischenbescheid vom Hörfunkrat. Auch über diese Beschwerde wird somit erst im September beschieden.
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Maren
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Re: Dradio - Kein Cent wird erlassen

Beitrag von Maren »

Der Programmausschuss des Hörfunkrates hat sich laut des Vorsitzenden des Hörfunkrates ausführlich mit der Beschwerde befasst.
Ken Cent wird erlassen Dradio Hörfunkrat.pdf
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Die Angelegenheit wird nicht weiter verfolgt.
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