Viel NATO-Lärm um nichts

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Maren
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Viel NATO-Lärm um nichts

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: Viel NATO-Lärm um nichts und Dr. Gniffke immer dabei

pars pro toto:

http://www.tagesschau.de/ausland/sapad-101.html
http://www.tagesschau.de/ausland/nato-r ... r-101.html

Sehr geehrte Rundfunkräte des NDR,

wie oft haben wir Ihnen schon Beschwerden vorgelegt, die Redaktion ARD-aktuell betreibe antirussische Feindbildpflege und Hetze? Sie haben für die transatlantische Schlagseite angeblich nie Anzeichen gefunden, was allerdings viel über die kritiklose und oberflächliche Art Ihrer Aufsichtsführung aussagt. Wir unternehmen unverdrossen einen weiteren Versuch zur Klärung:

Bereits lange vor Beginn des alle vier Jahre stattfindenden russisches Manövers „Sapad“, das diesmal gemeinsam mit dem Verbündeten Weißrussland auf dessen Staatsgebiet veranstaltet wurde, hat sich ARD-aktuell zum Lautsprecher der NATO und der Bundesregierung gemacht und sich nicht entblödet, sogar deren hysterische Übertreibungen ungeprüft und unwidersprochen weiterzureichen. Vorwurfsvoll-aggressiver Tenor: Russland führe „direkt an den Außengrenzen der EU“ (!) ein Großmanöver durch. Es stehe zu befürchten, dass russische Truppen dauerhaft in Weißrundland stationiert blieben. Hier einige Schlagzeilen und Zitate aus dem Bauchladen der ARD-aktuell:
Showdown in "Weischnoria"
Von der Leyen widerspricht Moskaus Angaben zu "Sapad"...: „bis zu 100 000 Soldaten“
Sapad: Verteidigung oder Angriff?
Mega-Manöver als Machtdemonstration?
Dauerhafte Stationierung an NATO-Grenzen?
die baltischen Russland-Anrainer und auch die Bundesverteidigungsministerin rechnen mit 100.000 Soldaten und sprechen von einer Drohgebärde
Ukraine fürchtet Angriff Russlands
Es fehlt in dem alarmistischen Geschrei natürlich auch nicht die Stimme linientreuer Glaskugelgucker, zum Beispiel die des „russischen Militärexperten Igor Sutjagin“. Der darf dito unwidersprochen gutachten: 70 000 Soldaten. Dass der Mann einst wegen Spionage für die USA in Russland hinter Gittern saß, im Rahmen eines Agentenaustauschs freikam, längst kein russischer Staatsbürger mehr ist, heute für das Royal United Services Institute for Defense and Security Studies in London arbeitet und kein neutraler Gutachter sein kann, wird hingegen weder berücksichtigt noch gar von der Tagesschau kenntlich gemacht.

Quellen u.a.: http://www.focus.de/politik/deutschland ... 28633.html, https://en.wikipedia.org/wiki/Igor_Sutyagin

„Dauerhafte Stationierung an den NATO-Grenzen“: Die NATO hat viele Eigenheiten, Grenzen gehören noch nicht dazu. Die Redaktion ARD-aktuell bedachte bei Verarbeitung solcher Dummheiten natürlich nicht, dass die NATO erst vor wenigen Wochen „direkt an der Außengrenze Russlands“ selbst ein großes Manöver veranstaltet hatte, an dem übrigens Bundeswehrsoldaten teilnahmen... Dass sämtliche „Befürchtungen“ westlicher Stellen, gleich ob NATO, Bundesregierung oder US-Militär geäußert, maßlos aufgebauschte Spekulationen waren – Russenangst schüren ist ein Passstück der antirussischen Hetze – , wurde nirgends kritisch angemerkt. Nach Belegen für die wüsten Behauptungen (100 000 russische Soldaten!) fragte und suchte ARD-aktuell gar nicht erst.

Das propagandistische Getöse ging selbst der für friedenspolitische Positionen nicht gerade bekannten ZEIT zu weit. Ihr einstiger Herausgeber und Chefredakteur Theo Sommer schrieb:

Russland: Liebe Nato, entspann doch mal

Das Militärmanöver Sapad in Russland ist fast vorbei. Die Welt wird auch danach nicht untergegangen sein. Statt auf Panik sollte der Westen auf Kooperationen setzen....Die aufgeregten Gemüter, die uns seit einem halben Jahr weiszumachen suchten, die Militärübung der beiden in der Organisation des Vertrags über Kollektive Sicherheit verbündeten Staaten sei eine Art Auftakt zum Dritten Weltkrieg, haben wieder einmal grundlos Alarm geschlagen. [...]


Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2017 ... d-17-5vor8

Das Manöver endete plangemäß am 20. September. Das russische Militär ist aus Weißrussland wieder abgezogen. Von der „russischen Gefahr“ für die „Außengrenzen der EU“ ist nichts übrig geblieben. Quelle u.a.:

http://www.blacklistednews.com/NATO%27s ... 8/Y/M.html

Eine seriös geführte und aufrichtig arbeitende Redaktion würde das melden und wenigstens indirekt zugeben: Wir haben mal wieder auf dem falschen Bein „Hurra!“ gebrüllt. Wir haben uns von NATO und Regierungsbehörden beeindrucken und verschaukeln lassen.

Nicht so ARD-aktuell. Dass man „Fehler zugeben und korrigieren“ müsse, behauptet Chefredakteur Dr. Gniffke zwar in der Hochglanzbroschüre „Wir im NDR“ für die Belegschaft des Senders. Da macht sich das gut. Taten folgen nicht daraus.

Sie, sehr geehrte Rundfunkräte, widmen sich Programmbeschwerden angeblich in „eingehender Beratung und in intensiver Diskussion“. Beachtliches kam dabei bisher nicht heraus. Vielleicht hilft ein bisschen Drücken?

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
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Maren
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Re: Viel NATO-Lärm um nichts

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 26.09.2017 / "NATO"

Sehr geehrter Herr Bräutigam, sehr geehrter Herr Klinkhammer,

ich bestätige den Eingang Ihrer o.g. Beschwerde.

Gemäß § 7 der Geschäftsordnung des NDR Rundfunkrates ist zunächst dem Intendanten des Norddeutschen Rundfunks die Möglichkeit einzuräumen, zu Beschwerden Stellung zu nehmen. Ich habe Ihr Anliegen daher an Herrn Lutz Marmor weitergeleitet mit der Bitte, Ihnen innerhalb eines Monats eine Antwort zukommen zu lassen.

Sollte die Antwort des Intendanten Sie nicht zufriedenstellen, können Sie sich erneut an den Rundfunkrat wenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
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Maren
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Re: Viel NATO-Lärm um nichts

Beitrag von Maren »

Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 26. September 2017 kritisieren Sie erneut die Berichterstattung von ARD-aktuell.

Ich habe die verantwortliche Redaktion gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_NatoLärmgeschwärzt.pdf
(5.09 MiB) 849-mal heruntergeladen
Aus meiner Sicht liegt kein Verstoß gegen die Programmgrundsätze des NDR oder sonstige Vorschriften vor. Durch die Übersendung dieser Stellungnahme bringe ich dies zum Ausdruck.

Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
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Maren
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Re: Viel NATO-Lärm um nichts

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Rundfunkräte,

die Ausführungen des NDR sind nicht geeignet, unsere Beschwerde zu entkräften. Der Beitrag ist von der Manipulationsmethode geprägt, die der Publizist Prof. Teusch so beschreibt:

"Jedes Medium ist angesichts des gigantischen Nachrichtenangebotes gezwungen, eine kleine, oft winzig kleine Auswahl zu treffen. Die Frage ist, wie und nach welchen Kriterien diese Auswahl vorgenommen wird. Und da ist...im Mainstream...Folgendes zu beobachten: Erstens werden Nachrichten in ganz bestimmter Weise gewichtet. Zweitens werden Nachrichten gezielt unterdrückt. Drittens werden Nachrichten in tendenziöser Weise bewertet, das heisst es wird mit zweierlei Maß gemessen, es gibt "Doppelstandards“. Alle drei Aspekte hängen eng zusammen und verstärken sich wechselseitig. Wenn sie auf bestimmten Themenfeldern lange genug und mit ausreichender Intensität wirken, entstehen dominante Narrative, also große journalistische Erzählungen oder Deutungsmuster, in die dann alle neu einlaufenden Informationen eingeordnet werden können – oder eben auch nicht, so sie denn nicht ins Narrativ passen".


Das manipulierende und verlogene Narrativ in diesem Fall: Russland ist eine Bedrohung für den Westen.

Damit die deutschen, überwiegend vom Wunsch nach Frieden beseelten Bürger dies begreifen, werden derartig aufgebauschte und gewichtete Nachrichten von besonders russophoben Korrespondenten wie Lielischkies präsentiert und von "Experten" wie Sutgajin begleitet. Völlig ausgeblendet wird dabei, dass insbesondere NATO-Staaten wie die USA oder Großbritanien immer wieder für militärische Aggressionen in der Welt mit Millionen Opfern verantwortlich waren (Vietnamkrieg, Serbien, Irak, Libyen etc.), über tausend Militärstützpunkte global für sich beanspruchen (Russland: 4) und über das 15 fache (im Vergleich zu Russland) an Rüstungsausgaben ihrer Bevölkerung abpressen.

Wir bleiben dabei, dass der Beitrag gegen die Programmrichtlinien verstößt, im einzelnen verweisen wir auf die Ausführungen in unserer Programmbeschwerde.

Bei solchen Beiträgen wundert es uns nicht, dass die Öffentlichkeit nur sehr verhalten darauf reagiert, dass die "Tagesschau“ nunmehr sogar von einem Landesminister öffentlich für überflüssig erklärt und ihr Chef im Netz bespöttelt wird wegen Schaumschlägerei wie dieser:

"Jede Bürgerin, jeder Bürger dieses Landes soll sich auf der Basis von Informationen ein eigenes Urteil bilden, soll an politischen Prozessen partizipieren können und – wenn sie/er will – sich engagieren. Diese Funktion erfüllt die Tagesschau nur, wenn sie unvoreingenommen berichtet und den Leuten keine Meinung unterjubelt."

Auch dieser Fall zeigt: Die Realität sieht anders aus.

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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Re: Viel NATO-Lärm um nichts

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 26.09.2017 / Ihr Schreiben vom 19.10.2017

Ihre Programmbeschwerde vom 26.09.2017 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über das russische Militär-Manöver "Sapad"

Sehr geehrter Herr Klinkhammer, sehr geehrter Herr Bräutigam,

die o.g. Beschwerde habe ich an den Rechts- und Eingabenausschuss des Rundfunkrates mit der Bitte um Beratung überwiesen.

Der Rechts- und Eingabenausschuss wird sich in einer seiner Sitzungen mit Ihrem Anliegen befassen.
Die abschließende Beratung erfolgt voraussichtlich in der darauffolgenden Sitzung des Rundfunkrates.

Über das Ergebnis der Beratungen werde ich Sie unterrichten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
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