Brexit-Berichterstattung

Gesperrt
Benutzeravatar
Maren
Beiträge: 7153
Registriert: 31. Januar 2014, 21:01
Wohnort: Bonn
Kontaktdaten:

Brexit-Berichterstattung

Beitrag von Maren »

Eingabe nach 13 NDR-StV: Bisherige Brexit-Berichterstattung

Sehr geehrte Damen und Herren des Rundfunkrates,

insgesamt waren zwischen dem 24.6.2016 und den 27.6.16, mittags, 240 Berichte über den Brexit auf "Tagesschau.de" gespeichert. In den Beiträgen ging es fast ausschließlich darum, den Zuschauern beizubringen, was Politiker, Börse und Wirtschaft vom Votum der Briten halten. Deren Motive, sich mehrheitlich für den Austritt aus der EU zu entscheiden, blieben dagegen weitgehend im Dunkeln. Die haben nicht zu interessieren, sie sind kein Problem der Eliten, vielmehr "sind im Moment die Bevölkerungen das Problem,“ wie Herr Gauck im ARD-Interview so eindrucksoll verräterisch formulierte.

Wir haben es untersucht und können belegen, wie unvollständig, tendenziös, abgehoben und weit entfernt von den unmittelbaren Belangen und Bedürfnissen der Bevölkerungsmehrheit ARD-aktuell die Berichterstattung gestaltete.

Nur in einer Handvoll Beiträgen wurden die Motive der Brexit-Unterstützer angesprochen: In drei Fällen kamen Brexit-Befürworter zu Wort: Eine Rentnerin, ein Fischer aus Hastings und ein Finanzwissenschaftler. Überbetont gegenübergestellt wurden ihnen polnische Arbeitnehmer, ein paar junge Menschen in London, englische Bürger in Deutschland und einen Restaurantbesitzer in Hastings.

Was das Abstimmungsverhalten betrifft, bei ARD-aktuell wusste man das selbstverständlich genau und sofort: Der Generationenkonflikt hat´s ausgemacht. Der angebliche Widerspruch zwischen Alt und Jung war das bestimmende Erklärende für das Ergebnis, ganz nach dem Vorbild der Rentenkürzungsberichte vor über zehn Jahren, als in Deutschland die ruinöse Rentenreform kampagnenartig propagiert wurde. Nur wer bereit war, genauer zu recherchieren und hinzuhören, stellte fest, dass den Jungen wie den Alten gleichermaßen ums Gleiche ging: um gesicherte soziale Grundlagen.

In den 240 Beiträgen kam einmal das Abstimmungsmotiv „Widerwille gegen Diktat der EU“ vor, zweimal die "Angst vor unkontrollierter Einwanderung", dreimal wurde die "wirtschaftliche Entwicklung und soziale Spaltung" angesprochen (einmal ausgerechnet von Sigmar Gabriel). Ansonsten ging es in allen Berichten um das, was Politiker und Wirtschaft über den Brexit denken und glauben. Fazit: Lediglich der Beitrag von Frank Jahn am 24.6.16, und die Reportage von Björn Staschen am 27.6.16 mit einem Gegner und einem Befürworter des Brexit und zwei, drei andere Beiträge waren halbwegs geeignet, etwas über die Motivation der Briten bei ihrer Abstimmung zu erfahren. Bei 240 Beiträgen ist das eine krachende journalistische Fehlleistung, Tendenz: die Brexit-Wähler sind bedauernswerte Irregeleitete. ARD-aktuell bot fast durchgängig inhaltslosen Verlautbarungsjournalismus und pressestellenähnliche Informationen. Das verstößt gegen die gesetzliche Verpflichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, umfassend und ausgewogen zu berichten.

Der stellvertretende ARD-aktuell-Chefredakteur setzte mit einem Kommentar auch keinen Kontrapunkt. Er wiederholte im Grunde nur, was wir von Merkel, Junker & Co. gewohnt sind "Europa braucht einen Wirtschaftsverbund". Über die Millionen Arbeitslose und Ausgegrenzten sagte er kein Wort.

Jens Berger von den "Nachdenkseiten" hat es korrekt – und zutreffend grundsätzlich auch auf ARD-aktuell – beschrieben:

"Offenbar wurden auch die Medien vom Brexit-Votum der Briten überrascht. Anders ist es eigentlich kaum zu erklären, dass in den Tagen nach dem Referendum ausschließlich qualitativ minderwertige Artikel zum Thema publiziert wurden, die dafür jedoch emotional hoch aufgeladen waren. Gerade so, als hätten die Briten nicht für einen EU-Austritt gestimmt, sondern seien stattdessen mit den Ehepartnern unserer lieben Qualitätsjournalisten durchgebrannt."

Mit höflichem Gruß

F. Klinkhammer und V. Bräutigam
Benutzeravatar
Maren
Beiträge: 7153
Registriert: 31. Januar 2014, 21:01
Wohnort: Bonn
Kontaktdaten:

Re: Brexit-Berichterstattung

Beitrag von Maren »

Brexit PS vom 27.6.2016 - unzureichende NDR-Stellungnahme

Notwendige Befassung durch den RR

Wie immer, wenn es nichts zu rechtfertigen gibt, weicht der NDR aus und geht nicht auf die konkrete Kritik ein. Wir hatten dezidiert beschrieben, dass von 240 Beiträgen nur eine Handvoll geeignet waren, die Motivation für den Brexit zu erklären. Herr Dr. Gniffke geht darauf überhaupt nicht ein, sondern schreibt irgend etwas auf, was ihm für sein Seelenheil und gegen seinen schlechten Ruf gut tut. Die Rundfunkfreiheit des Dr. Gniffke erlaubt das zwar, aber es macht zugleich die Methode deutlich, wie die Zuschauer hinters Licht geführt werden.


Dr. Gniffke:

"Tatsächlich war die Berichterstattung am 24.06.2016 und in den Tagen danach geprägt von aktuellen Reaktionen auf das Abstimmungsergebnis in Großbritannien. Dies ist im Nachrichtenjournalismus nach derartigen Ereignissen aber auch so üblich. Doch ARD-aktuell blieb in den Sendungen nicht nur an der Oberfläche: Die Tagesschau hat allein am 24.06.2016 insgesamt fast fünf Stunden lang monothematisch über die Brexit-Entscheidung berichtet. Dabei kamen in z.T. sehr ausführlichen Live- Gesprächen die ARD-Korrespondenten aus London, Brüssel, Berlin, Washington und Moskau zu Wort, ebenso Vertreter der Bundestags-Parteien und Wirtschaftsexperten. In immer wieder aktualisierten Beiträgen haben die Reporter z.B. durch Straßen Umfragen die Stimmung der Menschen in Großbritannien aufgefangen und transportiert."

Was das mit unserer Beschwerde zu tun hat, wissen wir nicht. Wir hatten geschrieben:

"Nur in einer Handvoll Beiträgen wurden die Motive der Brexit-Unterstützer angesprochen: In drei Fällen kamen Brexit-Befürworter zu Wort: Eine Rentnerin, ein Fischer aus Hastings und ein Finanzwissenschaftler.

Überbetont gegenübergestellt wurden ihnen polnische Arbeitnehmer, ein paar junge Menschen in London, englische Bürger in Deutschland und einen Restaurantbesitzer in Hastings.

Was das Abstimmungsverhalten betrifft, bei ARD-aktuell wusste man selbstverständlich genau und sofort:

Der Generationenkonflikt hat´s ausgemacht. Der angebliche Widerspruch zwischen Alt und Jung wardas bestimmende Erklärende für das Ergebnis, ganz nach dem Vorbild der Rentenkürzungsberichte vor über zehn Jahren, als in Deutschland die ruinöse Rentenreform kampagnenartig propagiert wurde. Nur wer bereit war, genauer zu recherchieren und hinzuhören, stellte fest, dass den Jungen wie den Alten gleichermaßen ums Gleiche ging: um gesicherte soziale Grundlagen.

In den 240 Beiträgen kam einmal das Abstimmungsmotiv „Widerwille gegen Diktat der EU“ vor, zweimal die "Angst vor unkontrollierter Einwanderung", dreimal wurde die "wirtschaftliche Entwicklung und soziale Spaltung" angesprochen (einmal ausgerechnet von Sigmar Gabriel). Ansonsten ging es in allen Berichten um das, was Politiker und Wirtschaft über den Brexit denken und glauben. Fazit: Lediglich der Beitrag von Frank Jahn am 24.6.16, und die Reportage von Björn Staschen am 27.6.16 mit einem Gegner und einem Befürworter des Brexit und zwei, drei andere Beiträge waren halbwegs geeignet, etwas über die Motivation der Briten bei ihrer Abstimmung zu erfahren. Bei 240 Beiträgen ist das eine krachende journalistische Fehlleistung,

Tendenz: die Brexit-Wähler sind bedauernswerte Irregeleitete. ARD-aktuell bot fast durchgängig inhaltslosen Verlautbarungsjournalismus und pressestellenähnliche Informationen."

Wir sind sicher, dass die Rundfunkräte Herrn Dr. Gniffke besser verstehen als wir. Aber das ist ja nichts Neues. Wir jedenfalls sind mit der Antwort unzufrieden

F. Klinkhammer und V. Bräutigam


zu guter Letzt: Ein Lesetip für alle Rundfunkräte:
ARD missbraucht Kinder - Kriegs-Pädophilie steht nicht unter Strafe
Gesperrt

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste