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Russland rüstet an der Grenze auf

Verfasst: 6. Mai 2016, 11:39
von Maren
To: gremienbuero@ndr.de

Programmbeschwerde: ARD-aktuell mit verschleierndem Sprachgebrauch - 4.5.2016

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,

einer der profiliertesten deutschen Journalisten der Nachkriegszeit, Eckart Spoo (früher Frankfurter Rundschau), führte zum Sprachgebrauch in deutschen Medien aus:
"Es kommt auf das richtige Wort an. Richtiger gesagt: auf das falsche. Das richtig falsche. So funktioniert Propaganda: verwirrend. Propaganda muss ihre Adressaten verwirren, das ist ihr Auftrag. Sie muss das Offensichtliche vernebeln und uns zu blindem Glauben und Gehorsam erziehen – zu dem Glauben, das Unwahre sei wahr, das richtige falsch, das Gute böse, das Böse gut.

In der Propaganda, der wir viel häufiger ausgesetzt sind als wir ahnen, nämlich fast immer, allemal in Kriegszeiten, sind Aufklärung und Propaganda ein Begriffspaar, ähnlich wie Freiheitskämpfer und Terroristen. Die Guten, nämlich die Unsrigen, warnen, die Bösen, das heißt die Feinde, drohen.....denn Warnen, das ist ei freundliches, Drohen hingegen ein feindliches Verhalten.

So inszeniert die Propaganda das Welttheater und macht uns zu vermeintlich Wissenden, ohne dass wir einen Beweis erhalten, denn die beiden Wörter sind so unscheinbar, dass sie uns beim Lesen oder Hören gewöhnlich nicht auffallen. Sie wirken unterschwellig."
ARD-aktuell hat für propagandistische Sprachverhunzung viele Beispiele geliefert: "Gemäßigte Rebellen" werden nicht "westlich unterstützte Aufständische" genannt, sie sind "gemäßigt" weil wir die Guten sind, trotz deren Christen-Massaker und Kreuzigungs-Verbrechen. Die ukrainischen mörderischen Asow-Milizen sind bei ARD-aktuell keine Faschisten, sondern "regierungstreue Kämpfer", weil sie für uns und die Poroschenko-Regierung gegen die bösen Russen kämpfen. Da wir gut sind, können in die Faschisten nicht böse sein. Wenn Selbstjustiz an ukrainischen Regierungsgegnern geübt wird, dann nennt Thomas Roth das nicht Terror, sondern "unschönes Bild".

Gelernt hat ARD-aktuell trotz aller Kritik seither nichts.

Im og. Beitrag heisst die Überschrift:

"Russland rüstet an der Grenze auf."

Das muss den friedliebenden Deutschen martialisch klingen, Der Begriff "Rüstung" weckt die Assoziation "Militärische Bedrohung, Feind, Aggression". Unterschwellig werden die Russen damit wie immer in die Ecke der "Bösen" gestellt. Relativ unscheinbar und unauffällig setzt ARD-aktuell damit selbst bei legitimen Verteidigungsbestrebungen Russlands die Dämonisierung in subtiler Weise fort. Da wirkt es heuchlerisch, wenn im Beitragstext darauf hingewiesen wird, dass die russischen Planungen eine Reaktion auf die Provokationen der NATO sind.

Bezeichnenderweise nennt ARD-aktuall die Drohkulisse der NATO verschleiernd und vernebelnd "NATO-Militär-Präsenz" in den osteuropäischen Ländern.. Gelegentlich heisst es bei ARD-aktuell ähnlich vernebelnd "Engagement der NATO in Osteuropa "Verlegung von Militärgerät"oder "Planung von Militärstützpunkten in den baltischen Staaten"

Das "wording" Rüstung sucht man in der Berichterstattung über die NATO-Aktivitäten vergeblich. Es bleibt dem russischen Feind reserviert.

Dieses Beispiel zeigt erneut, wie subtil aber wirksam "ARD-aktuell" Propaganda betreibt. Fühlte sie sich der Wahrheit, dem Frieden und den Regelungen des NDR-Staatsvertrages verpflichtet, hätte die Überschrift ungefähr so lauten müssen:
"NATO provoziert neue russische Verteidungsbemühungen an seiner Grenze".
Leider aber hat die Wahrheit keine Chance.

Mit höflichem Gruß

F.Klinkhammer und V. Bräutigam

Re: Russland rüstet an der Grenze auf

Verfasst: 15. Juni 2016, 10:54
von Maren
Programmbeschwerde vom 6.5.2016: Russophober Sprachgebrauch bei ARD-aktuell
Stellungnahme_Sprachgebrauch_geschwärzt.pdf
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Antwort NDR (Herr Dr. Gniffke) vom 18.5.16

Sehr geehrte NDR-Rundfunkräte, sehr geehrte Damen und Herren,

in seiner Stellungnahme tut Dr. Gniffke so, als verstünde er das Problem seiner propagandistischen Sprache nicht. Das stellt uns nicht zufrieden.

Natürlich sind wir sprachlich nicht so ungeübt, als wüßten wir nicht, was "Rüstung oder Aufrüstung" bedeutet. Insoweit ist der Gniffkesche Nachhilfeunterricht entbehrlich.

Das Problem besteht in der unterschiedlichen Sprachanwendung bei der derzeitigen militärischen Bedrohung Russlands durch die NATO.

Das militärische NATO-Vorrücken an die russische Grenze heisst bei Dr. Gniffke verharmlosend "Verlegung von Militärgerät"oder "Planung von Militärstützpunkten in den baltischen Staaten". Die Verteidigungsreaktion Russlands hierauf heisst dagegen: "Russland rüstet an der Grenze auf". Warum dieser vernebelnde Sprachgebrauch? Die Antwort kann nur lauten: Die Tagesschau pfeift auf ihre Unabhängigkeit und betreibt stattdessen eifrig russophob orientierte NATO-Propaganda. Wir möchten Ihnen Gelegenheit geben, sich mit dem Vorgang in Ihren Kreisen zu beschäftigen.

Mit höflichem Gruß

F.Klinkhammer und V. Bräutigam