Russische Außenpolitik - Die Gabelstrategie des Kreml

Gesperrt
Benutzeravatar
Maren
Beiträge: 7151
Registriert: 31. Januar 2014, 21:01
Wohnort: Bonn
Kontaktdaten:

Russische Außenpolitik - Die Gabelstrategie des Kreml

Beitrag von Maren »

NDR-Rundfunkrat
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg



Eingabe: "Russische Außenpolitik - Die Gabelstrategie des Kreml"

Stand: 13.02.2016 10:40 Uhr
http://www.tagesschau.de/ausland/russla ... k-101.html


Sehr geehrte Frau Vorsitzende Pohl-Laukamp,

wieder einmal ein Beitrag von Silvia Stöber.
Sie ist eine freie Autorin, die nach unserer Kenntnis für viele Medien als aktiv fördernde "regime-change“-Prophetin bzw. Vorfeldexpertin der antirussischen Berichterstattung fungiert. Für ihre Arbeit erhielt sie Stipendien der Bosch-Stiftung, des Marion-Gräfin-Dönhoff-Programms sowie der Internationalen Journalisten- Programme, die wiederum in entsprechenden Netzwerken Beziehungen zu russischen Oppositionskreisen pflegen. Offensichtlich transatlatisch gut vernetzt ist Frau Stöber bis hin in den bellizistischen Flügel der Grünen der Heinrich-Böll-Stiftung. Die Konrad Adenauer Stiftung veranstaltet in Kooperation mit dem Atlantic Council of Georgia in Tiflis jährlich im Mai nicht-öffentliche politische Strategie-Seminare mit hochrangiger Besetzung aus Politik, Militär und Wirtschaft. Auch dort ist Silvia Stöber ständige und begehrte Teilnehmerin. Sie, ihr Umfeld, ihre politischen Aktivitäten und die Art ihrer Vernetzung stellen unserer Ansicht nach unter Beweis, wie wirkungsvoll politisch und speziell kriegspolitisch und militärpolitisch einflussreiche Kreise und der öffentlich-rechtliche, von Beitragszahlern finanzierte Rundfunk kooperieren.

In dem anstößigen Beitrag wird erneut mit falschen, verzerrten und propagandistischen Angaben versucht, den Russen ein "unehrliches und doppeltes Spiel" zu unterstellen. Sie sind beweis- und substanzlos, aber geformt zu einer Sorte „Nachrichten“ aus dem Regal „Gift, Tagesdosis Gesinnungsjournalismus".

Stöber behauptet, Russland nutze die Verhandlungen über einen Waffenstillstand nur, um derweil militärische Gewinne in Syrien festzuschreiben. Das ist parteiischer Journalismus fern allen Bemühens um Neutralität, geschweige denn um Objektivität; vollkommen verzerrend, weil der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ausdrücklich die Fortsetzung des Kampfes gegen die Terrororganisationen IS, al-Kaida, al-Nusra &Co. vorsieht und weil die Westallianz ebenfalls weiterhin den IS bekämpft bzw. die Türken vorgeben, ihn bekämpfen zu wollen und dabei die Kurden in Irak und Syrien bombardieren, es füglich auch dem „Westen“ um „Geländegewinne“ geht. Stöber versucht, als hinterrücks zu diskreditieren, was Russland von Anfang an unmissverständlich erklärte: Waffenruhe ja, aber nicht gegenüber dem IS und dem Al Kaida-Ableger Al Nusra-Front.

Der Westen dagegen hat immer behauptet, gegen den IS zu kämpfen, dabei aber zugelassen, dass es den IS und Al-Nusra-Terroristen fast gelungen wäre, Damaskus zu erobern und damit Lybien-Verhältnisse zu schaffen, mit völlig chaotischen Zuständen für das Land und die Bevölkerung. Stöbers Querverweis auf die Ereignisse im ostukrainischen Debelzewo geht gleich gänzlich daneben. Schon lange vor den Minsker Verhandlungen (12.2.15) hatten die Kämpfe um Debelzewo begonnen, an denen ukrainische Rebellen, aber kein russisches Militär beteiligt waren. Bei den Minsker Verhandlungen wurde für den 15.2.15 eine Waffenruhe vereinbart, die ukranischen Rebellen erklärten sich bereits am 14. 2.15 einseitig bereit, die Waffen niederzulegen. Poroschenko erklärte seine Bereitschaft zum 15.2.2015, tatsächlich stellte die bei Debelzewo eingekesselte Ukrainische Armee ihre Kampfhandlungen aber erst zum 19.2.2015 mit ihrer Niederlage ein.

Es ist nichts als eine antirussische Propagandafälschung, wenn Frau Stöber und "Friedensforscher" Zellner im Duett behaupten, aus einer militärisch vorteilhaften Situation hätten die russischen Vertreter in Minsk ein für die Ukraine schwieriges Abkommen ausgehandelt. Das Minsker Abkommen war allein ein Vorteil für die ukrainische Regierung. Ohne den vereinbarten Waffenstillstand wäre der Siegeszug der ukrainischen Rebellen über die militärisch total unterlegene Poroschenko-Armee mit Sicherheit fortgesetzt worden. Diese Binsenwahrheit umzudrehen, passt exakt ins russophobe Instrumentarium der Tagessschau.

Als "Regime-Change-Spezialistin" und "Georgien-Kennerin" dürfte Frau Stöber wissen, dass ihre Behauptungen über die Rolle Russlands im Georgien-Konflikt ebenfalls unzutreffend sind: Begonnen wurden die Kampfhandlungen am 8.8.2008 vom georgischen Militär und nicht etwa von Russland. Beendet wurden die Auseinandersetzungen am 12. August 2008 mit der Entscheidung und Anordnung des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew, die Kampfhandlungen in Georgien einseitig einzustellen. Am 15. und 16. 8.2008 unterzeichneten Russland und Georgien einen Friedensplan. Angeheizt worden war der Konflikt durch die USA. Am 10.8.2008 transportierten die US-Streitkräfte im Irak stationierte 2000 georgische Soldaten zur Verstärkung in den Krieg Georgiens gegen Russland.

Der Verlauf dieses militärischen Konflikts um Georgien ist dokumentiert. Der kindische Versuch der antirussischen Geschichtsklitterung seitens der ARD-aktuell ist offensichtlich - ein klarer Verstoß gegen Programmauftrag und Programmrichtlinien des Staatsvertrages.

Um ihre eigene Russlandphobie und antirussische Fehldeuterei zu tarnen, greift Frau Stöber unseriös zu Zitaten von vorgeblichen US-Russlandexperten und vergisst dabei zu erwähnen, dass es die nach amerikanischem Eingeständnis so gut wie gar nicht gibt: Der Mangel an qualifizierten Russland-Experten schade der US-Politik , schrieb kürzlich „The Washington Post“. Die Hauptursache sei die mangelnde Finanzierung der Russland-Studien in staatlichen Institutionen. „Expertin" Hill bildet da keine positive Ausnahme; sie verbreitet gern tiefschüfende Erkenntnisse wie: "Putin steht für einen starken Staat“. Und „Experte“ Frear ist auch nur Mitglied einer Organisation, die vielen abgedankten Politikern wie Herrn Genscher Asyl im Alter bietet. Super Quellen für „objektive“ Nachrichten lässt ARD-aktuell da von der Agitprop-Fachfrau Stöber anzapfen....

Mit dem Beitrag werden Russland und Präsident Putin erneut Aggressionsabsichten und Unberechenbarkeit unterstellt, faktenfrei, auf Basis bloßer Vermutungen und unqualifzierter Behauptungen.

Beweisbar, objektivierbar, beschreiben klare Fakten eine gänzlich andere Realität:

Die Rüstungsausgaben der USA betragen jährlich 610 MRD, die der VR China 216 MRD, die Russlands 84 MRD und die Saudi Arabiens 80 MRD Dollar. Die USA unterhalten rund um den Globus 1005 Militärbasen und Stützpunkte. Russland nur 2. Zählen Sie bitte einmal, wieviele Kriege die USA allein im zurückliegenden Jahrzehnt angezettelt haben und wieviel Vergleichbares man Russland oder der VR China vorwerfen könnte. Darüber hört man von Frau Stöber und bei Herrn Gniffke nichts. Propaganda hat halt nichts mit der Realität zu tun, ARD-aktuell hingegen sehr viel mit Schlagseite und Tendenzberichtersattung.

Der Tagesschau.de-Beitrag besteht aus unwahren Behauptungen, speist sich aus dürftigen und einseitigen Informationsquellen, verzerrt die Realität. Er denunziert und spekuliert. Er ist mit den gesetzlich normierten Prinzipien der Nachrichtengestaltung unvereinbar.

Mit höflichem Gruß

F. Klinkhammer + V. Bräutigam
Benutzeravatar
Maren
Beiträge: 7151
Registriert: 31. Januar 2014, 21:01
Wohnort: Bonn
Kontaktdaten:

Re: Russische Außenpolitik - Die Gabelstrategie des Kreml

Beitrag von Maren »

Betreff: Programmbeschwerde vom 15.2.2016 Stöber/Gabelflug

Programmbeschwerde vom 15.2.2016 Stöber/Gabelflug

Stellungnahme Dr. Giffke/Krogmann 8.3.16

Sehr geehrte Rundfunkräte,

Sie müssen wieder ran. Die NDR-Stellungnahme ist daneben.
2016 03 21 Antwort Krogmann_geschwärzt.pdf
(4.12 MiB) 742-mal heruntergeladen
Frau Stöber zitiert Äußerungen auf der Sicherheitskonferenz in München und stellt deren Thesen („Doppeltes Spiel“) und Behauptungen als Tatsachen dar, ohne sich inhaltlich mit den Behauptungen auseinanderzusetzen. Sie sagt nichts über die Funktion und die politische Ausrichtung der Konferenz , so dass dem Zuschauer verborgen bleibt, wie die Anschuldigen zu bewerten sind. Es ist die beliebte Methode von Propagandisten, Eindrücke mit Zitaten Dritter zu erzeugen, um dann zu sagen: Dafür bin ich nicht verantwortlich, sondern der Dritte. Unklar bleibt auch, in welchem Zusammenhang Wolfgang Zellner sich geäußert hat. Wann, wo, mit welcher Gewichtung?

Offensichtlich war Herr Zellner gar nicht auf der Konferenz. Es soll – das ist Frau Stöbers durchsichtige Intention- der Eindruck erweckt werden, eine durchtriebene und militaristisch durchsetzte russische Außenpolitik sei der Kern allen Übels. Ischinger und Zellner als Zeugen, da kann eigentlich nichts schiefgehen. Wenn Autoritäten – Bellizisten ebenso wie Friedensbewegte - sich in Frau Stöbers Sinne russophob äußern, dann können keine Zweifel mehr an der Richtigkeit ihrer eignen Position bestehen, nicht wahr? Auch diese Vorgehensweise – kontextbefreite Zitate von willkürlich gwählter Autoritäten zur Stützung der eigenen Agitation zu nutzen, ist eine typische Propaganda-Methode. Mit dem Ausdruck „opportune Zeugen“ bezeichnet der Medienwissenschaftler Lutz M. Hagen die parteiische Auswahl von Einschätzungs-/Meinungs-Zitaten, die einem Medienbeitrag die gewünschte Tendenz geben, ohne dass der Autor selbst als Meinungsmacher kenntlich wird.

Die Bezugnahme auf „Experten“, die keine sind, gehört ebenfalls zum AgitProp-Arsenal.

„Beim Krieg 2008 in Georgien bewies die russische Führung um Wladimir Putin erstmals ihre Bereitschaft, militärische Gewalt zur Durchsetzung ihrer Interessen jenseits der Landesgrenzen einzusetzen.“

Objektiv ist das richtig, aber weil der historische Kontext fehlt, nämlich die vorausgegangene georgische Provokation, ist es falsch; bedeutsamer noch: Die Formel "militärische Gewalt zur Durchsetzung ihrer Interessen jenseits der Landesgrenzen“ ohne den entscheidenden Zusatz „in diesem speziellen Fall“ generalisiert. Damit wird begründungsfrei der Gesamteindruck erweckt, Russland betreibe eine aggressive bellizistische Außenpolitik. Die propagandistischen Tricks: Halbwahrheit und falsche Akzentuierung. „Fallacy of Misleading Accent“ nennt der Philosoph T. Edward Damer die Strategie, jemanden zu einer unzutreffenden Schlussfolgerung zu verleiten, „indem man eine unsachgemäße oder unübliche Betonung/Gewichtung auf ein Wort, eine Phrase oder einen einzelnen Aspekt eines Themas oder einer Behauptung“ legt.

Unsachgemäß ist die Stöbersche Formulierung, weil 2008 die miltärische Aggression von Georgien gegen Südossetien ausging und und Russlands Unterstützung für die Osseten kein Beweis für eine russische aggressive Außenpolitik war.

Wir sehen also: Manipulation auf der ganzen Linie. Aber dafür sind Frau Stöber und ihr bellizistischer Klüngel ja bekannt. Es liegt somit eine Reihe von Verstößen gegen Programmrichtlinien vor.


F. Klinkhammer V. Bräütigam
Gesperrt

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 14 Gäste