ARD - Tagesschau-Propaganda mittels Wortwahl 62 Milliardäre

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Maren
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ARD - Tagesschau-Propaganda mittels Wortwahl 62 Milliardäre

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: Tagesschau-Propaganda mittels Wortwahl 62 Milliardäre

Tagesschau.de vom 18.01.2016 - 62 Menschen - so reich wie die halbe Welt


Sehr geehrter Herr Marmor,

wir waren perplex, als wir in der neuesten Ausgabe der NDR-Mitarbeiter-Zeitschrift "Wir im NDR" in dem Gastbeitrag von Brigitte Baetz "Ein Plädoyer für Qualität" lesen durften:

"....Das Vertrauen in die Medien muss wieder hergestellt werden. Das heißt, dass mehr denn je auf Qualität - im Journalismus und in den Unterhaltungsformaten - gesetzt werden muss. Es muss recherchiert und eingeordnet werden statt nur der offiziellen Agenda der Politik zu folgen. Es braucht mehr nachhaltige Dokumentationen statt der reißerischen Anhäufung von Details schlimmer Ereignisse..."

Das hätte tatsächlich fast von uns sein können. Der ARD-aktuell-Alltag ist von den Baetz-Erkenntnissen ja auch noch gänzlich unbelastet: Das Internet-Produkt der Hauptabteilung ARD-aktuell, „tagesschau.de" vom 18.01. 2016, veranlasst uns entsprechend zu einer weiteren Programmbeschwerde.

Natürlich ist es auch aus unser Sicht völlig korrekt, über die katastrophale Anhäufung privaten Vermögens einiger Super-Milliardäre zu Lasten - der oft hungernden - Weltbevölkerung zu berichten. Aber wie das so häufig bei ARD-aktuell geschieht, mit reißerischem Effekt, Unsachlichkeit, Irreführung, falschen Informationen und propagandistischer Tendenz, "ohne Einordnung und reißerisch“(B. Baetz).

Bitte richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den ersten Satz im Absatz gleich nach dem Vorspann:

„Oligarchen, Ölscheichs und Milliardenerben:" (...)

Es wird der Eindruck erweckt, als bildeten diese drei Personengruppen das Gros der Superreichen, das ist aber sachlich falsch, weil sie nur eine Minderheit darstellen. Mit keiner Silbe erwähnt ARD-aktuell, dass zwei Drittel der Super-Milliardäre aus den USA kommen.

Typen wie Bill Gates, Warren Buffett, die Kochs, Waltons, Mark Zuckerberg, George Soros und die Mehrheit der anderen Superreichen auf dieser Liste sind weder Milliardenerben noch Ölscheichs. Sie haben ihre Vermögen selbst zusamengerafft.

Irreführend – und damit verlassen wir den Kritikpunkt der Falschberichterstattung und werfen ARD-aktuell einen weiteren Fall von tendenziöser, manipulativer Berichterstattung vor – ist die Titulierung „Oligarchen“. Der Begriff assoziiert heutzutage in unserem Publikum sofort „Russen“, denn nur von russischen Oligarchen ist in neuerer Zeit in unseren Mainstream-Medien immer wieder einmal die Rede. Friede Springer oder Liz Mohn als Oligarchinnen abzumalen, würde sich Dr. Gniffkes ARD-aktuell-Truppe sicher nicht getrauen, obwohl der Begriff nicht nur für diese beiden, sondern für gut hundert weitere deutsche Superreiche eine durchaus passende Charakerisierung wäre.

Dass sich unter den 62 von Oxfam zitierten Superreichen gerade mal eine Handvoll Russen und Chinesen befinden, fast zwei Drittel der Gelisteten US-Amerikaner sind und eine gute Dreiviertelmehrheit der Raffkes dem „Westen“ unserer ungerechten Welt entstammt, wird in dem Bericht unterschlagen.

Der propagandistische Zweck der manipulativen Wortwahl ist ersichtlich: Mal wieder Stimmungsmache gegen "den Russen". Gegen Russland. Fein gesponnen ... Ersichtlich ist hier die propagandistische Absicht, weil, wie bereits angemerkt, der ganze Satz zum Verständnis der nachfolgenden Information vollkommen unnötig ist.

Im englischsprachigen Original des Oxfam-Reports ist übrigens das Wort „Oligarch“ nicht zu finden. Auch das abfällig konnotierte „Ölscheich“ nicht, realiter handelte es sich ohnehin nicht um Scheichs, sondern um Emire, Sultane bzw. (Saudi-Arabien) um Könige. Nicht einmal von „Milliardenerben“ ist im Oxfam-Report die Rede.

Unzweifelhaft ist die Absicht der Redaktion, die genannte Personengruppe aus dem bösen Osten und dem kriegerischen Orient in den Vordergrund zu stellen, um - in propagandistischer Extraleistung - die Mitverantwortlichen für den nach Dollarmilliarden bemessenen Erfolg der viel bedeutenderen westlichen "Wertegemeinschafts- Raffkes" sorgfältig aus dem Blickfeld zu halten: Es sind die politischen Handlanger dieses Geldadels, die mit Auftragsbotschaften abgefüllten Präsidenten, Ministerpräsidenten, Kanzler/Kanzlerin, Finanzminister, deren Steuerpolitik den exzessiven Raubzug der Superreichen erst ermöglichte. Information hat nach dem Verständnis von ARD-aktuell offenbar nichts mit Aufklärung als dienlich zu unabhängiger Meinungsbildung zu tun sondern alles mit einer Wahrung der transatlantisch verbogenen Optik.

Wir betonen es noch einmal: Wir empfinden kein Bedauern, wenn ARD-aktuell den Superreichtum und das von ihm verschuldete Elend der Armen skandalisiert. Wir bedauern nur, dass die Empörung des Publikums absichtlich in eine diffuse Richtung gelenkt wurde.

Wir bitten um Prüfung

Höflich grüßen

F.Klinkhammer & V. Bräutigam
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Maren
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Re: ARD - Tagesschau-Propaganda mittels Wortwahl 62 Milliardäre

Beitrag von Maren »

Betreff: Ihre E-Mail vom 20. Januar 2016

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 20. Januar 2016 kritisieren Sie die Wortwahl eines Artikels auf tagesschau.de.
Ich habe die Redaktion gebeten, Stellung zu nehmen und füge Ihnen die Antwort an.


Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Dateianhänge
Antwort_Oligarchen_geschwärzt.pdf
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Maren
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Re: ARD - Tagesschau-Propaganda mittels Wortwahl 62 Milliardäre

Beitrag von Maren »

Beschwerde v. 20.1. 16 wegen manipulativer Berichterstattung v. ARD-aktuell am 18.01.16 (Oligarch)
hier:
Schutzbehauptungen von Intendant Marmor und Chefredakteur Dr. Gniffke im Schreiben v. 29.1.16

Sehr geehrte Damen und Herren,

NDR-Intendant Marmor und ARD-aktuell-Chefredakteur Dr. Gniffke erklären:

„ (...) In ihrer Programmbeschwerde vom 20.01.2016 kritisieren die Herren Klinkhammer und Bräutigam die Verwendung der Begriffe „Oligarchen, Ölscheichs und Milliardenerben“ im Zusammenhang mit einer Oxfam-Studie in einem Beitrag auf tagesschau.de vom 18.01.2016.

Hierzu stellen wir fest: Die Zusammenfassung des Berichts war inhaltlich korrekt. Allerdings finden sich die Begriffe „Oligarchen, Ölscheichs und Milliardenerben“ nicht in der o.g. Studie. Insofern halten wir ihre Verwendung tatsächlich im Nachhinein für nicht geglückt. Auch wenn unter den 62 reichsten Menschen der Erde durchaus Personen sind, die unter diese Bezeichnungen fallen, sehen wir darin eine Verengung, die wir heute nicht noch einmal machen würden. Zugleich halten wir weiter fest, dass wir mit dem Begriff „Oligarch“ keine Stimmungsmache gegen Russen betreiben, da wir ihn nicht ausschließlich für russische Staatsangehörige verwenden, sondern in seiner ursprünglichen Bedeutung.(...)“

Diese Stellungnahme ist einmal mehr ein klassischer Fall von Arroganz und Verweigerung jeglicher Selbstkritik.
Das halbe Zugeständnis

„(...) tatsächlich im Nachhinein für nicht geglückt (...)“
wird bereits durch den Eingangssatz
„(...) Zusammenfassung war korrekt (...)“
entwertet. Die Schlussbehauptung, ARD-aktuell betreibe mit dieser Wortwahl
„(…) keine Stimmungsmache gegen Russen“,
sondern verwende das Wort Oligarch nur
"in seiner ursprünglichen Bedeutung",
ist eine verlogene Dreistigkeit.
Starker Tobak?

Werfen Sie bitte einen Blick auf den Eintrag „Oligarchen“ in der Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Oligarch
Sie sehen dort: Nach fünf Zeilen allgemeiner Worterklärung folgen bruchlos

08 Zeilen Oligarchie „Russland“,
14 Zeilen „Oligarchen der Ära Jelzin“,
15 Zeilen„Oligarchen der Ära Putin“,
08 Zeilen „Rezession und russische Oligarchen“
23 Zeilen „Ukrainische Oligarchen“ und
18 Zielen Tabelle der ukrainischen Oligarchen.
27 Einzelnachweise, davon 24 bezogen auf russische Oligarchie.

Nicht eine einzige Aussage über die Verbreitung des Oligarchentums vor allem in der „westlichen“ Welt. Angemerkt wird zwar, dass die Wiki-Darstellung korrekturbedürftig sei, aber Konsequenzen hat das bisher nicht gehabt. Der Eintrag bildet augenscheinlich den üblichen Sprachgebrauch und das allgemeine Verständnis vom Begriff „Oligarch“ ab.

Was besagt das nun unserem Beschwerdefall? Es unterstreicht die Richtigkeit unserer Ansicht, das Wort „Oligarch“ habe in der Alltagskommunikation einen starken antirussischen Beigeschmack. Es kann kein Zweifel sein, dass das auch der Redaktion ARD-aktuell und ihrem russophoben, transatlantisch geneigten Chef Herrn Dr. Gniffke bewusst und dass dessen Schlusswort deshalb verlogen ist.

Es beweist, dass der Begriff „Oligarch“ von ARD-aktuell nicht wertneutral und absichtsfrei, sondern der antirussischen Propagandazielsetzung gemäß verwendet wird. Dem werten Chefredakteur ist lediglich unangenehm, dass man hier die Absicht merkt, weil die Agitprop-Marmelade gar zu dicke aufgetragen war und noch dazu kombiniert mit anderen abfällig konnotierten Wörtern („Ölscheich).

Wir wiederholen: Wir hören von ARD-aktuell keine seriös-neutrale Sprache, erleben keine saubere Wortwahl, sondern erkennen klassische Idiosynchrasie, reines antirussisches propagandistisches TS-Sprech. Und wir lesen, wie ein Chefredakteur unverschämt zu überschwätzen versucht, dass außer ihm und seinen Schreibern auch das Publikum das Wort „Oligarchen“ mit „Russland“ assoziiert.

Wir schlagen gem. § 13 NDR-Staatsvertrag vor, den Chefredakteur Herrn Dr. Gniffke persönlich zur Ausarbeitung eines ARD-aktuell-Glossars zu verpflichten, das dann in die Sendungen von Tagesschau und Tagesthemen einzublenden wäre, die Problematik der propagandistischen Wortwahl kenntlich macht und das Verständnis des Zuschauers fördert. Beispiele:

ARD-aktuell-Nachrichten-Glossar

Seriös, sachlich = ARD-aktuell-Sprache:
Kopfabschneider, Terrorist = Rebell, gemäßigter Rebell
Staatspräsident = Machthaber
US- Geldadel = russische Oligarchen
US-Bündnis f. Völkerrechtsbruch = Internationale Gemeinschaft
Schreiberling, Schmock = Qualitätsjournalist
Plutokrat, Kapitalist = gibt´s doch gar nicht
Angela Merkel = Mutti
Wladimir Putin = Gottseibeiuns
Ukrainischer Faschist = (Menschenrechts-)Aktivist
Ukrainischer Autonomist = Prorussischer Separatist
Osteuropäer = der böse Russe als solcher
NSA-Skandal = Freundschaft mit unserem Verbündeten

Wir fordern den Rundfunkrat auf, sich unserer Beschwerde kritisch-prüfend anzunehmen

Höflich grüßen

V. Bräutigam + F. Klinkhammer
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