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ARD - Syrienberichterstattung Pelda - unqualifiziert und tendenziös

Verfasst: 4. Dezember 2015, 12:47
von Maren
Programmbeschwerde 06/11/15 unqualifiziert und tendenziös/ Pelda/Syrien

http://www.tagesschau.de/multimedia/sen ... 10961.html
Link zur TT-Sendung fehlt, die TT-Sendung v. 3.11. ist nicht in der Mediathek verfügbar!
wohl aber die Sendung vom 2. und 4.11. .... Mache sich einer seinen Reim drauf

Sehr geehrter Herr Marmor,

die beiden o.a. Sendungen bieten wegen der Auswahl des eindeutig nicht um objektive Betrachtung und Distanz zum Berichtsthema Syrienkrieg bemühten Interviewpartners Kurt Pelda und der tendenziösen Schlagseite des entsprechenden Nachrichtenteils Anlass zu einer Beschwerde wegen Verstößen gegen Programmauftrag und Programmrichtlinien gem. Rundfunkstaatsvertrag. Im Besonderen sehen wir in beiden Sendungen die Verpflichtung zu umfassender Information verletzt - wozu u.a. auch gehört, die jeweilige Gegenseite zu hören - und die Verpflichtung, mit der Informationsarbeit zur Völkerverständigung und zum Frieden beizutragen.

Der in den beklagten Meldungen von Tagesschau und Tagesthemen sowohl als Quelle von Informationen wie auch als Interviewpartner herangezogene Journalist Kurt Pelda ist zwar Schweizer, aber seine Neutralität in der Thematik garantiert das natürlich nicht. Er ist journalistischer Preisträger, aber seine fachliche Qualität garantiert das ebenso wenig, wie spätestens seit der Bepreisung der ARD-"Maidanexpertin" Golineh Atai bekannt sein dürfte.

Zunächst zur Person des von TS und TT für wichtig und richtig genommenen Kurt Pelda:

Schweizer Kriegsberichterstatter, bereiste Syrien und weitere nahöstliche sowie afrikanische Kriegsgebiete. Erwarb sich für seine Elaborate schon vor Jahren die nicht gerade geschmacksneutrale Wertschätzung der ARD. Pelda gehört zu jenem Reportergenre, das zwanghaft auf Soldatisches und Kriegsberichterstattung ausgerichtet ist. Er schrieb früher für das österreichische Militär. Für die FAZ und die NZZ bereiste er den Sudan. Immer dominierte bei ihm das Grobschlächtige, die Propaganda-Attitüde, stets die Parteinahme für die Seite, auf der er jeweils in Frontnähe gelangt.

Pelda ist der journalistische Antipode zu einem glaubwürdigen Kriegsberichterstatter wie Peter Scholl-Latour einer war.

Pelda-Zitate belegen die voreingenommene bellizistische Grundhaltung des Mannes:

"Obamas geplanter Militärschlag sollte unbedingt mit verstärkter Waffenlieferung an die gemässigten Einheiten der FSA (die inzwischen in beträchtlichem Umfang zu den al-Nusra-Terroristen übergelaufen sind, d.V.) verbunden werden......dadurch (gemeint: durch die Angriffe der Assad-Gegner, d.V.) konzentrieren sich die verbleibenden Maschinen auf relativ wenige Basen, was den Amerikanern das Zuschlagen erleichtern und die Zerstörungskraft ihrer Lenkwaffen erhöhen wird" (Die Weltwoche, Ausgabe 36/2013)

Auch in seiner neuen "Reportage" sind der Mangel an differenziertem Denken und fehlendes Bemühen um Abstand unübersehbar:

“Aleppo liegt nach zahlreichen Angriffen des Assad-Regimes in Trümmern – zumindest in den rebellenbeherrschten Stadtteilen.”

Das sind gleich zwei propagandistische Desinformationen in einem Satz. Zum einen wird verschwiegen, dass die Zerstörungen auch von militanten Aufständischen hervorgerufen wurden, zum anderen wird die Regierungsseite einmal mehr auf Präsident Assad reduziert. Mit diesen Verzerrungen soll die Regierung ("Regime") als bombendes Ungeheuer dargestellt werden, das allein für Krieg und Zerstörungen verantwortlich ist.

TS/Pelda: “In Scharen verlassen Zivilisten Aleppo in Richtung türkische Grenze.”

Zu sehen sind ein LKW und ein größerer Pickup, auf deren Ladeflächen wohl nicht einmal 30 Personen mit großen Kanistern sitzen. Ob es sich tatsächlich um Flüchtlinge handelt, ist unklar, von “Scharen” kann angesichts dieser Bilder keine Rede sein, warum und wohin die gezeigten Menschen unterwegs sind ist nur zu vermuten.

TS:“Der Schweizer Journalist Kurt Pelda kann nur versteckt aus dem Auto filmen, denn islamistische al-Nusra-Kämpfer werden immer mächtiger in der Stadt.”

Hier wird verschwiegen, dass es sich bei al-Nusra um eine von der UN als Terrorgruppe eingestufte Organisation handelt, die der al-Kaida nahesteht und deren Terrorakte ebenso der Grund für die Flucht aus Aleppo sein könnten wie andere Motive. Verschwiegen wird in diesem Berichtsteil andererseits, dass sich jeder, der nicht mit den islamistischen Fanatikern fraternisiert, unter den Schutz der syrischen Regierung begeben kann, was Millionen Syrer getan haben und was in der westlichen Propaganda – natürlich auch bei ARD-aktuell – konsequent totgeschwiegen wird.

“In einem Dorf nahe Aleppo hätten russische Kampfflugzeuge eine Moschee zerstört. Hier gebe es gar keine Terroristen, sagen diese Männer, die zu den Gegnern des Assad-Regimes gehören. Natürlich ist das ihre Sicht. Auch vor Ort bekommen Berichterstatter immer nur eine Seite der Geschichte zu sehen.

‘Natürlich waren das hier Russen. Die Sprengwirkung ist viel stärker und die Schäden sind viel größer, als bei Angriffen des Regimes.’, behauptet er. ‘Das ist mit Sicherheit russisch!"

Mit sachlicher Berichterstattung auf Basis sauberer Recherche haben solche Darstellungen wenig zu tun. Die geheuchelte Objektivität mittels des billigen Hinweises, man bekomme immer nur eine Seite zu hören, bleibt konsequenzlos und führt zwangsläufig zu der Frage, warum denn dann wohl über die nur einseitig sichtbaren und damit nicht objektiv darstellbaren Sachverhalte überhaupt in dieser Form berichtet wird. Es ist eine lupenreine Propagandistenfloskel, die den Anschein von Objektivität vermittelt und bei begründeter Kritik eine prächtige Rückzugsbasis bietet. Ort und Zeit der Zerstörung der Moschee werden im Beitrag wohlweislich verschwiegen. Wäre ja auch peinlich, wenn die Russen wieder einmal Satellitenbilder vorlegen könnten, die zB beweisen, dass die Moschee schon vor Monaten zerbombt wurde – und womöglich von den Terroristen selbst ...

TS: “Die Männer zeigen dem Schweizer Reporter Überreste von Streubomben – international geächtete Waffen. Sie sagen: Russische Jets hätten sie abgeworfen. ‘Damit bringen die Russen uns um’, sagt der Mann.”

Zu diesem Text werden – und das ist als zumindest fahrlässige Nachrichtenfälschung zu werten - jedoch nicht Überreste einer „international geächteten“ Streubombe gezeigt, sondern der aufgeschnittene Submunitionsteil einer panzerbrechenden Bombe, Typenbezeichnung SPBE. Kein Zweifel, alle diese Mordwaffen sind abscheulich; die Falschnachricht im TS-Text ist es allerdings auch. Sie unterschlägt, dass die völkerrechtlich bindende sog. „Streubomben-Konvention“ leider nur wenige Arten dieses Mordwerkzeugs umfasst, zu denen der im Bild gezeigte hochmoderne Typ nicht gehört. Sie unterschlägt außerdem, dass mehr als 30 Staaten der Konvention bis heute nicht beigetreten sind (neben Russland und China auch unsere „Freunde“, die USA!) und sie verschweigt ferner, dass Saudi-Arabien im parallelen Krieg im Jemen gerade die tatsächlich „international geächteten“ Streubomben einsetzt, dank profitträchtiger Lieferungen die von den USA (!).

Spätestens hier dürfte klar sein, wohin die propagandistische antirussische TT-Reise geht. Pelda ist nach Aleppo gefahren, um ein Machwerk gegen den russischen Einsatz in Syrien zu drehen. Sowas lässt sich in westlichen Medien derzeit exzellent verkaufen. Die Militanten haben ihm Schutz und freies Geleit zugesichert, weil sie ihn für diese Propaganda benutzen können. Eine ähnliche Tour, wie sie von ihm auch im Sudan zu erkennen war.

“Die Kämpfer beklagen, dass Russland nur vereinzelt die Terrormiliz IS angreife. Die Mehrzahl der Luftschläge gelte anderen bewaffneten Gruppen. Für die Aufständischen habe sich durch Russlands Eingreifen die Lage deutlich verschärft.”

Dass es sich bei “anderen bewaffneten Gruppen” um Terroristen wie die der al-Nusra-Front handelt, wird einmal mehr verschwiegen. Wieder macht ARD-aktuell einen qualifizierenden gut/schlecht-Unterschied zwischen den terroristischen Gruppen. Es ist unerträglicher Schmierenjournalismus, der sich hier äußert. Erneut wird der Eindruck erweckt, Russland habe behauptet, nur den IS bekämpfen zu wollen. Es wird verschwiegen, dass Russland die USA vergeblich gebeten hat, eine Liste mit “moderaten Rebellen” und deren Kampfzonen vorzulegen und es wird auch verschwiegen, dass Russland mittlerweile sogar mit syrischen Rebellengruppen kooperiert, um den Kampf gegen den IS zu koordinieren. Eine Stellungnahme Russlands zu den im Beitrag erhobenen Vorwürfen wird und wurde von der ARD-aktuell natürlich ohnehin nicht eingeholt.

Tagesthemen
Die Tagesthemen senden eine längere Version des Beitrags, und Kurt Pelda wird im Interview präsentiert. Caren Miosga repetiert zum wiederholten Male die Unwahrheit, Putin habe behauptet, er wolle vor allem den IS bekämpfen. Pelda selbst stellt sich als “lebenden Beweis, dass Putin nicht die Wahrheit sagt” dar. Einen deutlicheren Beweis, dass der Mann kein Augenmaß, keine Professionalität und keinerlei Selbstzweifel hat, kann ein Journalist nicht liefern.

Angeblich wurden die gemäßigten Gruppen, mit denen er in und um Aleppo unterwegs war, bombardiert und nicht IS oder andere Terrorgruppen. Pelda bleibt dabei die naheliegende Antwort schuldig, warum er lebend zurückgekommen ist, denn tatsächlich ist er der beste Beweis dafür, dass die Gruppen, mit denen er unterwegs war, nicht angegeriffen wurden.

TT/Pelda: Al-Kaida war durchaus da. Also man kann auch denken, dass Putin dann und wann mal al-Kaida bombardiert. Aber sehr viele Bomben fallen auch auf die weniger radikalen Gruppen und vor allem auch auf die Zivilisten.”

Zwei Behauptungen, für die Pelda keinen Beweise liefern kann, obwohl er eine Woche an Ort und Stelle war. Weder hat er in dieser Zeit tote Zivilisten einem russischen Angriff zuordnen können noch Opfer unter den sogenannten “weniger radikalen Gruppen.” Tatsächlich haben selbst die Kämpfer, mit denen er unterwegs war, bestätigt, dass die russischen Angriffe sehr präzise sind, also treffen, was sie treffen sollen: Terroristen.

Wäre Pelda ein halbwegs guter Journalist und nicht nur ein angeberischer journalistischer Abenteurer, dann hätte er die “gemäßigten Rebellen" beispielsweise gefragt, was das Ziel ihres militärischen Engagements sei und hätte die Antworten journalistisch verwertet. Ihm muss klar gewesen sein, dass auch diese “Gemäßigten” für einen sunnitischen Gottesstaat kämpfen, der sich nicht grundsätzlich von den Zuständen im "Khalifat" des IS unterscheidet.

Caren Miosga stellt dann argumentations- und beweislos einen Zusammenhang zwischen den russischen Bombardements und den syrischen Fluchtbewegungen nach Europa her. Billigster Agit-Prop und nicht einmal semiprofessioneller Journalismus: Es gab bereits Millionen Flüchtlinge, bevor die Russen intervenierten.

Wie halten die beiden Berichte über Syrien in den o.g. Sendungen von ARD-aktuell für grottenschlechten Journalismus, der sich für eine gebührenfinanzierte Rundfunkveranstaltung verbieten sollte.

Mit freundlichen Grüßen

Friedhelm Klinkhammer
Volker Bräutigam

Re: ARD - Syrienberichterstattung Pelda - unqualifiziert und tendenziös

Verfasst: 4. Dezember 2015, 12:49
von Maren
Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 5. November 2015, in der Sie die Syrien-Berichterstattung u. a. in der "Tagesschau" und den "Tagesthemen" vom 3. November 2015 kritisieren.

Ich habe die Redaktion von ARD-aktuell um eine Stellungnahme gebeten, die ich Ihnen im Anhang weiterleiten möchte. Ich schließe mich der Sichtweise von ARD-aktuell an.
Pelda Antwort.pdf
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Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

ARD-Vorsitzender
Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg

Re: ARD - Syrienberichterstattung Pelda - unqualifiziert und tendenziös

Verfasst: 23. Dezember 2015, 12:31
von Maren
NDR-Rundfunkrat
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg

PS vom 5.11.2015 / Pelda - Antwort vom 26.11.2015


Sehr geehrte Damen und Herren,

die Stellungnahme des Intendanten ist unzureichend.

wie der US-Geheimdienst inzwischen bestätigt hat - was wir in verschiedenen Programmbeschwerden immer problematisiert haben - steht die gesamte kämpfende Opposition gegen Assad unter dem Einfluss der islamistischen Kopfabschneider. Damit ist davon auszugehen, dass Herr Pelda und ARD-Aktuell die Zuschauer an der Nase herumgeführt haben.

Beiträge, wie die von Pelda, sind nichts anderes als Effekthascherei, weil sie parteiisch und nicht verifizierbar sind. Da hilft es auch nichts, wenn man sagt, die Angaben seien von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Nicht überprüfbare Beiträge haben im Programm nichts zu suchen.

Wenn Frau Merkel ihren Finanzminister Schäuble heimlich knutscht, nützt es auch nichts, wenn darüber eine Meldung produziert wird und man anfügt, diese Nachricht sei von unabhängiger Seite nicht überprüfbar, weil es keine genaue Sicht durchs Schlüsselloch gab.

Wir bleiben dabei: ARD-Aktuell hat gegen die Programm-Richtlinien verstoßen.

Mit freundlichen Weihnachtsgrüßen

F. Klinkhammer & V. Bräutigam

Re: ARD - Syrienberichterstattung Pelda - unqualifiziert und tendenziös

Verfasst: 15. Februar 2016, 19:12
von Maren
NDR-Rundfunkrat
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg

Kriegsberichterstatter Pelda - unsere Programmbeschwerde vom 5.11. 2015


Sehr geehrte Damen und Herren,

zum Tagesschaubeitrag vom 3.11.2015, in dem der Kriegsberichterstatter Kurt Pelda dem unverbesserlich russophoben Chefredakteur Herrn Dr. Gniffke als seriöse "Nachrichtenquelle" diente, hatten wir in unserer Programmbeschwerde ausgeführt:

"Er (Pelda) schrieb früher für das österreichische Militär. Für die FAZ und die NZZ bereiste er den
Sudan. Immer dominierte bei ihm das Grobschlächtige, die Propaganda-Attitüde, stets die Parteinahme für die
Seite, auf der er jeweils in Frontnähe gelangt."

Dieser Mensch nannte am 14.2.16 in der Anne-Will-Show "die nicht-dschihadistische Opposition" als unterstützenswerte Partei. Der Westen müsse dafür sorgen, "dass Assad und die Russen und Teheran wissen, dass sie den Krieg nicht gewinnen können". Zu diesem Zweck sei die Opposition mit Abwehrraketen auszurüsten, mit denen sich russische Bomber abschießen ließen. Man brauche ein Gleichgewicht der militärischen Macht. Dass Europa sich gegenüber Russland so schwach zeige, sei fatal. Die Folgen wären nur noch mehr Flüchtlinge in den kommenden Monaten.

Mit diesem gefährlichen Kriegstreiber hatte sich Herr Dr. Gniffke zusammen getan und ihn mit einem Sendeplatz in der Hauptausgabe der "Tagesschau" geadelt.

Deutlicher kann der journalistische Qualitätsverlust öffentlich-rechtlicher Berichterstattung und die Begründetheit unserer Kritik nicht unter Beweis gestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen

F. Klinkhammer + V. Bräutigam