Die Produktion von Nachrichten

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Telekinese

Die Produktion von Nachrichten

Beitrag von Telekinese »

Das Jahr 2014 geht sicher als etwas Besonderes in die Geschichte der Medien und ihrer Nachrichtenproduktion ein. Niemals wurde in der Bundesrepublik die Kritik an den traditionellen Massenmedien und ihrer Vermittlungsfunktion derartig breit und radikal formuliert.
Wie stark die Disziplinierung in den Redaktionen schon seit den 1990er Jahren zugenommen hat, lässt sich unter anderem an den JouriD1- und JouriD2-Studien erkennen. So hatte sich die hierarchische Kontrolle in den Redaktionen zwischen 1993 und 2004 bereits annähernd verdoppelt. Bei der ersten Erhebung hatten 41 Prozent der befragten Journalisten angegeben, dass sie ihre Beiträge vor der Veröffentlichung dem unmittelbaren Vorgesetzten vorlegen, andere 21 ließen sie sogar vom Chefredakteur absegnen. Zehn Jahre später hatten sich diese Angaben auf 73 Prozent bzw. 41 Prozent erhöht (Weischenberg 2006). Hierarchische Kontrolle findet dabei vor allem in den Ressorts Politik und Wirtschaft statt.
Die inhaltliche Formierung im Redaktionsbetrieb ist sogar über den Tendenzschutz für Medienbetriebe rechtlich geschützt (§ 118 Abs. 1 Nr. 2 BetrVG). Ein Journalist, der gegen die werteorientierte Grundausrichtung des ihn beschäftigenden Unternehmens verstößt, genießt nur einen eingeschränkten arbeitsrechtlichen Schutz, d.h. die innere Meinungsfreiheit bzw. die so genannte Binnenpluralität innerhalb von Medienunternehmen ist in Deutschland gesetzgeberisch deutlich beschnitten. "Faktoren wie die redaktionelle Linie des Mediums und das 'Wertklima' in einer Redaktion können die Gestaltungsfreiheit der Korrespondenten genauso beschränken wie konkrete Zeit- und Zeilenvorgaben."

Die Tatsache, dass in Deutschland abweichende Meinungen rechtlich nicht abgesichert sind, hat zur Folge, dass sich Journalisten mit nicht konformen Einstellungen lieber freiwillig von ihrem Arbeitgeber trennen. Ein bekannter Fall aus dem Bereich der Auslandskorrespondenz ist der vielfach preisgekrönten ZDF-Korrespondent Ulrich Tilgner, der im Jahr 2008 dem ZDF kündigte und mit folgender Begründung zum Schweizer Fernsehen wechselte:
Die Schweiz hat nicht den Formierungszwang eines Nato-Staates. Wenn die Nato-Staaten in Afghanistan kollektiv eingreifen, wollen sie ihr Auftreten dort in ein entsprechendes Licht stellen.
Quelle:
http://www.heise.de/tp/artikel/45/45980/1.html
http://www.spreezeitung.de/6249/die-log ... h-tilgner/
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