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Maren
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Beitrag von Maren »

Die nächste Sau im Dorf
Alternative Wissenschaften? Kultur- und Geisteswissenschaften, auch Wirtschaftswissenschaften waren und sind eh' alternativ; immer nur bis zum nächsten Widerwort , immer stark erklärungsbedürftig.

"Nach dem dem Pulse of Europe Spektakel eine weitere Choreographie politischer Verlogenheit: der March for Science!"

zitiere ich hier einfach mal das Rubikon-Beiratsmitglied Matthias Burchardt. "Pulse of Europe" scheint mittlerweile der neoliberal-konnotierten Verpuffung anheim gefallen, wird es Zeit für den nächsten Almabtrieb, für die nächste Sau im Dorf; kommt jetzt der gut- und großmedial orchestrierte Marsch der Wissenschaftler.

Ja, wo laufen sie denn (hin)? Hat jemand den Pythagoras infrage gestellt? Oder die Gauß'sche Normalverteilung? Zu letzterer war ich in den 1980ern mal an einem Programmierprojekt beteiligt; ein Auswertprogramm für die qualitative Beurteilung von Fertigungsprozessen. Reine Mathematik, die man wenigstens halbwegs verstehen sollte; und ggf. anwenden kann. Da war kein Platz für Postfaktisches, für alternative Fakten.

Die habe ich mir dann im Vorruhestand etwas näher angesehen, mich für Kultur- und Geisteswissenschaften bei der FU-Hagen immatrikuliert. Und nein, Klausuren und Prüfungen im wirtschaftsnah verschulten Bachelor waren nicht das Ziel; liegt mein Geld eh' auf der Bank, wurde vielfach damit verdient, die Theorien eines Edgar F. Codd besser zu verstehen und schneller umsetzen zu können als andere.

Auch nichts Postfaktisches an so einem relationalen Datenbankmodell ...

Soziologie, Bildungswissenschaft, Politikwissenschaft, Geschichtswissenschaft und Philosophie ist schlußendlich Ideologie, in der Regel diejenige der gerade Herrschenden, ist Meinung und nicht selten in sehr partikularem interesse, ist beispielsweise Geschichtsschreibung oft die der (jeweiligen) Sieger.

Und nun wollen sie Leute wie Codd, wie mich vielleicht mit dem "Marsch für die Wissenschaften" instrumentalisieren; und meinen eben nicht den Pythagoras, nicht die Gauß'sche Normalverteilung, nicht die Knickfestigkeit von schlanken Stäben nach Euler/Omega (auch so ein/mein Programmierprojekt). Nein, sie meinen Ideologie unter dem hehren Deckmantel der Kultur- und Geisteswissenschaften. Und, spätestens seit 2008 wissen wir es, meinen sie auch die doch so alternativlosen Wirtschaftswissenschaften.

Deren Gültigkeit zunehmend nur noch durch sozialen Kahlschlag nach innen und durch gute Kriege nach außen gesichert werden kann; finanziert mit virtuellem Geld und -eben- postfaktischen Wissenschaften.
ebertus
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Maren
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Beitrag von Maren »

Je mehr Menschen eine Debatte einfordern, desto mehr werden sich Sender überlegen, etwas zu ändern. Ich würde aber davon abraten, hier machtpolitisch oder personalpolitisch zu intervenieren. Ich bin auch der Meinung, dass Politik sich aus den Rundfunkbeiräten eher zurückziehen sollte. Wenn man Medien will, die etwas unabhängiger sind, - unabhängige gibt es nicht - muss man den politischen Einfluss begrenzen.
Marco Bülow
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Maren
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Beitrag von Maren »

Wäre allerdings anstatt dem Favoriten Emmanuel Macron der linke Kandidat Jean-Luc Mélenchon in den zweiten Wahlgang eingezogen, hätte sich das Bild schlagartig verändert. ARD und ZDF hätten nicht nur spätestens am Montag Sondersendungen gebracht, auch die Talkshows hätten mit Sicherheit ihre Osterpause unterbrochen. Ein solches Wahlergebnis wäre als politische Katastrophe für die Europapolitik diskutiert worden: Somit wäre sowohl das innenpolitische Konfliktpotential garantiert gewesen als auch ein entsprechender Aufmerksamkeitspegel im Publikum. Der Vorwurf der "dramatischen Entpolitisierung" verkennt somit die Medienlogik, der Medienmacher genauso wie ihr Publikum unterliegen.
Frank Lübberding
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Maren
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Beitrag von Maren »

Wir können einen Journalismus beobachten, der geradezu zur Hochform aufläuft, wenn er wittert, dass ein Akteur durch ein mediales Standgericht für vogelfrei erklärt werden darf. Während ein schlimmer Völkerrechtsbruch ihm allenfalls einen müden Blick abverlangt, fangen Tastaturen unter ihm förmlich an zu glühen, wenn es jemand wagt, sein eng gestecktes politisches Weltbild anzutasten. Politischer Nonkonformismus ist für ihn das, was für die Kirche Ketzerei ist.
Marcus Klöckner
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Maren
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Wenn immer davon gesprochen wird, dass das Fernsehen an Bedeutung verliert, dann liegt das eben nicht nur daran, dass junge Leute vielleicht anders gucken. Sondern vor allem daran, dass das Angebot so ist, dass man das nicht sehen muss. Ich komme gut durchs Leben, auch wenn ich die ARD nicht einschalte. Und das ist mal anders gewesen. Und zu diesem Bedeutungsverlust hat nicht nur die Technik, sondern haben wir Programmmacher alle mächtig beigetragen.
Christian Berg
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Das wäre schon mal eine kleine Herausforderung für kontrollwillige Rundfunkgremien-Mitglieder: dass künftig in Verträge von Führungskräften des öffentlich-rechtlichen Rundfunks festgeschrieben wird, dass diese nicht, kaum dass sie anfangen, ihre schönen Pensionsansprüche zu genießen, gleich noch zusätzlich ihre "Erfahrung an der Nahtstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Medien" in kommerzielle Beratungsagenturen "einbringen" (Sigmund Gottlieb) dürfen. Allerwenigstens eine Karenzzeit, die theoretisch ja sogar für Politiker gilt, sollte mehrheitsfähig sein.
Christian Bartels
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Kritische Mediennutzer – so ist es einfach – erkennen heutzutage mit einigen wenigen Mausklicks bereits, dass an der so viel beschworenen pluralistischen Berichterstattung, wenn es um wichtige politische und gesellschaftliche Themen geht, wenig dran ist. Und deshalb laufen sie Sturm. Sie laufen Sturm gegen eine Berichterstattung, die immer wieder tendenziös und unausgewogen ist und ihre Schlagseiten hat.

Die Verantwortlichen der großen Medien dürften sehr genau wissen, dass auch noch so positiv gezeichnete Werbefilmchen nicht in der Lage sein werden, den Blick eines kritischen Publikums zu verwischen.

Markus Klöckner
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Die Damen und Herren der Tagesschau interessieren sich nicht für die aktuellen UN-Verhandlungen zum Atomwaffenverbot, aber sie machen hemmungslos bei der Kampagne des „Deep State“ zur Wiederbelebung des Feindbildes Russland mit – verbunden mit der Kampagne gegen Trump.
Albrecht Müller
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Sagen wir mal so: ARTE und der WDR waren da leider sehr unsouverän. Die Doku ist aber auch wirklich nicht optimal, zumindest nicht für den leicht beeinflussbaren Teil der Gesellschaft. Manche Vergleiche sind da einfach unfassbar dämlich, die Musikuntermalung, mancher Unterton usw. Da will man halt nicht nur den Antisemitismus aufzeigen, sondern eine klare Richtung vorgeben. Da muss man sich eben dann zusammensetzen und sagen, dass man bei diesem und jenem Part ein besseres Beispiel nehmen muss oder es sich dann komplett spart - keine Ahnung, ob das der Fall war. Beide Seiten sagen ja was anderes. - Oder man sagt einfach, dass man das zeigen wird und dann einen Diskurs anstrengt, aber dann müsste der Zuschauer ja mitdenken und wie man am Artikelschreibling schon merkt, ist das gar nicht mal so einfach...

Was man gebraucht hätte, wäre eine richtige Dokumentation, ohne dümmliche und unsinnige Polemik, ohne schreckliche musikalische Untermalung, ohne dieses reißerische Voiceover, ohne bescheuerte Vergleiche. Klare Fakten.
Einfach dokumentieren.
Kommentar Neo
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Der Niedergang unserer Sozialsysteme, die Spaltung der Gesellschaft, die Vermögensverschiebung nach
oben, die milliardenschweren „Rettungspakete“ zur Verteidigung der Gemeinschaftswährung, die Ausdünnung
alterssichernder Arbeitsplätze, die an Volksverhetzung grenzenden Hasstiraden gegen Russland, die
Beteiligung an NATO-Angriffskriegen, die Verunglimpfung politisch Andersdenkender, die Zerstörung der
Demokratie, der Angriff auf die Meinungsfreiheit, der Weg in eine bis jetzt nur aus totalitären Staaten bekannte
Überwachungs- und Denzunzierungskultur und eine fast vollkommene Gleichschaltung der Medien haben
sich in den drei Amtszeiten der Kanzlerin ganz hervorragend entwickelt. Angeblich lechzt die Bevölkerung
nach einer vierten.
Axel Reetz Newsletter vom 28.06.2017, nicht online
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Mein Eindruck ist, dass die Printmedien in Deutschland systemkonform bzw. staatskonform schreiben oder berichten. Hat die deutsche Regierung eine ausländische Regierung als negativ eingestuft, dann ist es fast nicht möglich, dass deutsche Journalisten über die Präsidenten dieser Länder berichten, ohne despektierliche Adjektive voranzustellen. Findet Frau Merkel Macron gut und Le Pen schlecht, dann wird es keine deutsche Zeitung geben, die über Le Pen auch nur neutral berichtet. Ich kam im Dezember 2016 nach Deutschland und kann nicht glauben, dass ich seitdem praktisch jeden Tag etwas über Donald Trump erfahre. So etwas kenne ich aus den indischen Medien nicht. Der Horizont ist dort viel weiter und irgendwann ist ein Thema auch abgeschlossen. In Deutschland dagegen berichtet man immer über die gleichen Länder. Die inhaltliche Verzerrung fängt dabei meist schon bei den sehr subjektiven Überschriften an. Eine Trennung zwischen Bericht und Kommentar gibt es kaum. Ich habe eigentlich niemals das Gefühl, durch deutsche Medien neutral und unvoreingenommen informiert zu werden.
Subhasish Mondal
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"Ein Großteil der Journalisten müsste, damit er seine Aufgabe als neutraler Vermittler zwischen dem aktuellen Geschehen und der Bevölkerung wahrnehmen kann, bescheidener und kritischer werden - selbstkritischer und kollegenkritischer."
Hans Mathias Kepplinger
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„Qualitätsjournalismus ist höchst wichtig, ganz im Gegensatz zu Qualitätsmusik und Qualitätsmalerei. ... Wer dauernd von Qualität redet, der verrät darum nur eines. Er hat ein Problem mit sich selbst.
Genau das ist das Problem der Medienbranche. Ich habe noch nie einen Industriezweig gesehen, der sich selber dermaßen ins Verderben geredet hat. Man praktiziert den verbalen Suizid.
Stellen wir uns vor, die Fahrzeugindustrie würde nicht mehr von Autos, sondern nur noch von Qualitätsautos reden und die Kosmetikindustrie nur noch von Qualitätslippenstiften. Die Krise der Autos und der Lippenstifte wäre besiegelt.“
Kurt W. Zimmermann
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Es ist absehbar, dass am Montag die Debatte um die innere Sicherheit erneut mit voller Wucht ausbrechen wird: Videoüberwachung, Vorratsdatenspeicherung. Funkzellenabfrage, Demonstrationsrechtseinschränkung, Ausweitung der Straftatbestände für Überwachung, anlasslose Kontrollen, mehr Möglichkeiten für Sicherheitsdienste im Internet.
Don Alphonso
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"Was auch das Ziel mancher Medien und der Innenbehörde sein mag, mit ihrer Panik-Strategie werden sie Gewalt eher schüren als verhindern. Und sie fordert einen hohen Preis: Wir haben nun einen Diskurs, der von politischen Inhalten weitgehend entleert ist."
Matthias von Hartz
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Ich bin ein historisch arbeitender Wissenschaftler und beschäftige mich schon lange damit, wie Gesellschaften ins Rutschen geraten. Die historische Erkenntnis ist, dass die Radikalen dabei nicht das große Problem sind, sondern diejenigen, die die Themen und Begriffe der radikalen Ränder in die Mitte der Gesellschaft tragen. Und genau das hat die CSU in einem geradezu obszönen Ausmaß getan - immer und immer wieder. Und zwar ohne dass dafür irgendein Grund vorgelegen hätte. Gegen diese Form der populistischen Instrumentalisierung von Inhalten muss man sich als Demokrat wehren. Und das ist, wie ich finde, bislang nicht mit der notwendigen Vehemenz geschehen.
Harald Welzer
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“Wer Jutta Ditfurth, diese arrogante irgendwie links irrlichternde Krawallnudel, und den christdemokratischen Dauer-Empörer und Allround-Unterhalter Wolfgang Bosbach in ein und dieselbe Fernseh-Talkrunde holt, der will gar nicht intelligent talken, sondern billigen Krawall. Der setzt ganz bewusst auf die Dummheit der Zuschauer und unterstellt ihnen, dass sie gar nicht mitdenken, sondern nur voyeristisch genießen wollen, wenn gepöbelt, beleidigt, unterbrochen und abgebrochen wird.”
Christoph Lütgert
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Marx nannte Religion das »Opium des Volkes«. Hegel, Kant und Weber waren Religionskritiker. Freud analysierte als Ursprung für die Erfindung eines strengen Gottvaters unter anderem ein unmündiges Bedürfnis danach, Verantwortung an Autoritäten abzugeben, sich kindlich zu unterwerfen. Die Französische Revolution übte Kritik an Religion als Instrument der Herrschaft und Unterdrückung. Kritik von Gläubigen wie Nichtgläubigen an Religion als Herrschaftsinstrument ist ein Klassiker der Linken! Diese Kritik ist eines ihrer Fundamente. Umso verrückter erscheint es, wenn die muslimischen Kritiker ihrer eigenen Religion von Grünen, Linken und sogar Sozialdemokraten mit Argwohn betrachtet werden. Warum ist unsere Kritik nicht ebenso berechtigt? Wer in Kauf nimmt, dass ein muslimisches Mädchen in der Schule weniger lernt als ein nicht-muslimisches, weil es nicht schwimmen darf, ist ein Rassist, der mit der Zukunft dieses Mädchens spielt. Wer meint, die patriarchalen Strukturen in der muslimischen Community dürfen nicht angesprochen werden, weil das Muslime »verletzen« könnte, nimmt Muslime nicht ernst und sieht sie nicht als gleichberechtigt an.
Ahmad Mansour
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"Was auf unseren Gartenpartys zur Zeit wahnsinnig anstrengend ist: Nach zehn Minuten kommt der erste mit Aperol Spritz in der Hand und erklärt einem, was Trump für ein Trottel ist. Was geht in diesen Leuten vor? Glauben Sie, dass man ihnen zu ihrer brillanten Analysefähigkeit gratuliert? Blitzscharfes Gehirn! Das verleidet einem derzeit ein bisschen die Grillfeste.“
Harald Schmidt
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Ja, ich finde das klassische Instrument der Programmbeschwerde aus mehreren Gründen nicht gut. Dass es das an sich gibt, ist sinnvoll. Aber erstens ist es so, dass die meisten beim ZDF abgebügelt werden im Sinne von: Da wird geantwortet und dann kommt nix mehr. Und wenn es im Programmbeschwerdeausschuss landet, wird es – salopp gesagt – vom Fernsehrat abgebügelt. Das ist zumindest bei uns Usus. Es ist sehr unproduktiv, sehr reaktiv und negativ. Wenn das einzige Instrument zur Mitwirkung die Beschwerde ist, dann ist das doch schrecklich. Die Frage ist: Welche Möglichkeiten gäbe es, um konstruktive Beiträge zu machen?
Leonhard Dobusch
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„Wo sind die Autorenhandschriften? Doch solch Filme werden seltener, der politische Dokumentarfilm wird marginalisiert, originell-unbequeme Autorenhandschriften, prominente politische Erzähler und Deuter wie Andreas Veiel, Thomas Schadt oder Lutz Hachmeister („Der Hannover-Komplex“) werden seltener. Die Gründe sind vielfältig. Die konsequente Formatierung von ARD und ZDF, man könnte das auch eine McDonaldisierung der Bilder nennen, sperrt sich gegen eigenwillige Ansätze und Ideen. Der Audience Flow, die möglichst langfristige Bindung des Zuschauers, merzt abrupte oder ungewohnte Perspektiven aus. In den politischen Talkshows wird das Politische auf der Jagd nach dem lautesten Beifall und der pointiertesten Parole zu oft zum situativen Knallpulver zerrieben. Anstatt Ideen zu kuratieren und das Außergewöhnliche zum Programm zu machen, wird durch die Sender oft das Gewohnte favorisiert und Autoren zu bloßen Auftragslieferanten degradiert. Irritierende, kreative Akzentverschiebungen oder inspirierende Formatabweichungen bleiben auf der Strecke.“
Torsten Körner
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Wer heute für Lügen, Übertreibungen und Verschwörungstheorien empfänglich ist, ist in der Regel durch die etablierten Medien sozialisiert worden. Es stellt sich also unter anderem die Frage, warum diese nicht in der Lage waren, ihren (einstigen) Lesern und Zuschauern ausreichend Medienkompetenz zu vermitteln. Haben die etablierten Medien ihren Bildungsauftrag, der im Fall des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den Landesrundfunkgesetzen und im Rundfunkstaatsvertrag festgeschrieben ist, untererfüllt – und dadurch dazu beigetragen, dass weite Teile der Bevölkerung sich im Nachrichtennebel verirren und empfänglich geworden sind für Falschberichterstattung und Lügen? Rächt sich nun die langjährige Unterforderung des Publikums? Eine entsprechende Analyse steht noch aus. Ob sich aus ihr produktive Schlüsse ziehen lassen für einen künftig besseren Journalismus, steht freilich auf einem anderen Blatt.
René Martens
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„Bild“ will gern eine richtige Zeitung sein. Also eine mit Journalisten, die recherchieren und besondere Dinge rausfinden und diese dann exklusiv veröffentlichen. Nicht mehr nur dieses ekelige Revolverblatt, das einfach mal Geschichten erfindet oder Leute fertigmacht.
Quelle: BILDblog

Auch bei „Bild“ wird man ja noch träumen dürfen.
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Eine herrschaftskritische Medien- und Kommunikationswissenschaft bemüht sich aufzuzeigen und herauszufinden, wie einerseits in der Kulturindustrie selbst Ungleichheiten, z.B. zwischen prekär beschäftigten Journalisten, aber auch Usern und Medienunternehmern, laufend produziert werden. Und andererseits, wie Berichterstattung und Informationen so gelenkt, modifiziert und verfälscht werden, dass gesamtgesellschaftliche Ungleichheiten und vermeintliche Sachzwänge und Halbwahrheiten (zum Beispiel: "Wenn nur die Wirtschaft wächst, geht es uns allen gut") nicht hinterfragt werden und als unveränderlich erscheinen.
Sebastian Sevignani
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Beitrag von Maren »

Der Bericht des Intercept ist ein vernichtender ("most damning") Einblick in die massive Korruption des Washingtoner Think-Tank-Szene. Er bedeutet ein für alle Mal das Ende der Illusion, dass es in diesen Läden freies und unabhängiges Denken gäbe.
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