MEEDIA - 27.09.2014

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Maren
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MEEDIA - 27.09.2014

Beitrag von Maren »

1.) Generell: Welchen Vorwurf machen Sie den ÖR im Falle der Ukraine-/Russlandberichterstattung.
- können Sie zwei, drei Beispiele nennen, in denen die ÖR falsch reagiert/berichtet haben?


Die einzelnen Fälle finden Sie hier: http://forum.publikumskonferenz.de/view ... 9bba09b44e mit Gegenrecherche und Quellen teilweise aus dem eigenen Sender.

Einige Beispiele in Kurzform:
- falsche Übersetzung
- falsches Bildmaterial
- Umdeutung von OSZE-Berichten
- Bezichtigung Unschuldiger des Mordes an Zivilisten
- Bezichtigung Diebstahl von Gerätschaften auf dem Rückweg des Hilfskonvois
- Meldung über Einmarsch von Truppen trotz Dementi aus Kiew
usw. usv.

2.) Sie schreiben regelmäßig Programmbeschwerden an die Intendanten und Programmmacher. Welche Reaktionen erhalten Sie?

Regelmäßig ist zuviel gesagt. Wir prüfen Beschwerden von Fernsehzuschauern, die bei uns eingehen und leiten sie in der Form (siehe Link) an die entsprechenden Sender weiter. Insofern ist eine Personalisierung bzw. Fokussierung auf "Maren Müller" nicht zielführend. Als Reaktion bekommen wir zunächst eine Eingangsbestätigung durch die jeweiligen Gremienbüros der Rundfunkräte und innerhalb einer Frist eine förmliche Antwort des jeweiligen Intendanten oder eines Programmverantwortlichen.
Auch die Antworten können Sie unter o.g. Link nachverfolgen. Ein Beispiel vom ZDF-Intendanten Dr. Bellut: http://forum.publikumskonferenz.de/view ... 9b44e#p656

3.) Nun sind die Aussichtslagen in Ukraine/Russland sehr undurchsichtig. Inwiefern sind Fehler in der Berichterstattung zu tolerieren?

Sofern sie nicht wider besseres Wissen geschehen. Die Sender haben Leute vor Ort in den Auslandsstudios in Moskau und Kiew, die teilweise offenbar ohne Eigenrecherche die Meldungen der "bervorzugten" Seite übernehmen, wie zum Beispiel hier: http://forum.publikumskonferenz.de/view ... 9bba09b44e
Die Geschehnisse um den Brand des Gewerkschaftshauses in Odessa waren alles andere als undurchsichtig. Die Berichterstattung darüber war unterirdisch.

4.) Welche Lösungsvorschläge machen Sie?


Wir erwarten, dass sich die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten an ihre eigenen Statuten, Gesetze und an die Vorgaben des Rundfunkstaatsvertrages halten.

Einige Auszüge:
Die Redaktionen sind in der Pflicht, Bilder und Aussagen aus Quellen Dritter auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Es ist nicht ihre Aufgabe, Falschmeldungen zu verbreiten.
Nach § 8 NDR-S (1) ist der NDR ist in seinem Programm zur Wahrheit verpflichtet. Die Überprüfung der Zuverlässigkeit von Informationsquellen zur Wahrung einer hohen journalistischen Programmqualität ist nach § 8 (2) NDR-S zu garantieren.

Rundfunkstaatsvertrag
§ 10
Berichterstattung, Informationssendungen
(1)
Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Siemüssen unabhängig und sachlich sein.
Nachrichten sind vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft zu prüfen. (…)

§ 11
Auftrag
(1)(…) Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben in ihren Angeboten einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Sie sollen hierdurch die internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern fördern. (…)
(2) Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen.

Angesichts der Tatsache, dass einige Intendanten nun davon schwadronieren, dass es innnerhalb der Berichterstattung darum ginge "westliche Werte zu verteidigen" gruselt mich die Vorstellung, dass damit auch der Schulterschluss mit Faschisten gemeint sein könnte. Die Marginalisierung faschistischer Umtriebe innerhalb der Berichterstattung im Ukraine-Konflikt ist ein Skandal, den inzwischen u. a. auch die Jüdische Allgemeine Zeitung aufgegriffen hat. http://www.juedische-allgemeine.de/arti ... w/id/20268

5.) Sie haben mit Spiegel Online über die Arbeit von ARD und ZDF gesprochen, darüber dass anti-russisch berichtet werde. Nun stand der Spiegel selber vor einigen Wochen in harter Kritik, als er "Stoppt Putin Jetzt" getitelt hatte. Weshalb haben Sie sich dafür entschieden, mit Spiegel Online zu sprechen?

Der Spiegel gehört zu den meistgelesenen Zeitschriften dieses Landes. Warum sollten wir dieses Podium nicht nutzen um unsere Initiative bekannt zu machen? Die Ständige Publikumskonferenz ist ja nicht nur in Sachen Ukraine-Berichterstattung unterwegs. Außerdem habe ich Spiegel-Journalisten als ziemlich faire Gesprächspartner in Erinnerung und so war es auch dieses mal.

6.) Lässt sich Ihr Vorwurf den privaten Medien nicht machen?

Ehrlich gesagt ist es mir persönlich herzlich egal was die Privaten treiben. Ich kaufe weder Zeitungen, deren Inhalt mich ärgert, oder deren Herausgeber sich in dubiosen Zirkeln herumtreibt, noch schaue ich Privatfernsehen.
Wir sind angetreten um über Transparenz, Qualität, Demokratie und Strukturen der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten zu debattieren und dafür zu sorgen, dass sie zur freien Meinungsbildung und zum eindeutigen Bildungsauftrag zurückkehren.
Wir zahlen schließlich das Ganze.
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