Zum Sparprogramm des NDR

[Maren]

Herrn
Joachim Knuth
NDR Intendant
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg


Hamburg, 12. Juli 2020

Sehr geehrter Herr Knuth

in den Zeitungen von der FAZ, Süddeutsche und NZZ habe ich gelesen, dass dem NDR in den nächsten Jahren 300 Millionen € fehlen, ein Sparprogramm bei Mitarbeitern, Freien (ohne die kann hierzulande kein öffentlich/rechtlicher Sender arbeiten) und im Programm von Hörfunk und TV ausgeführt werden muss.

So werden dem NDR-Fernsehkonsumenten im Hörfunk und TV Wiederholungen von Sendendungen zugemutet, bereits heute besteht das Ferienprogramm der ARD aus versendeten Sendungen.

Vorschläge vom NDR, was mit den sogenannten »Freien«, die bei den NDR Sparmaßnahmen ihre Honorare wie Arbeitsplatz verlieren, wurde noch nicht mitgeteilt.

Am Samstag - 11. Juli 2020 - sendet das Hamburg Journal in seinem Programm von 19:30 Uhr - 20:00 Uhr einen 2 Minuten Beitrag zum Pumpenwerk am Falkensteine Ufer. Hintergrund des Beitrags, ein ähnlicher wurde bereits vor Monaten im Programm des Hamburg Journals gesendet, ist die Mitteilung, dass das Haus mit einem sehr großen Grundstück von der Blankeneserin Stephanie Siewert für 3 Million erworben wurde, jetzt der Umbau beendet ist. In dem Beitrag wurden auch ihre Kinder vorgestellt, die immer wieder betonten, wie wunderbar das Wohnen mit Blick auf die vorbeifahrenden Containerschiffe ist. Dieser Beitrag war mehr einer der üblichen Home-Storys wie der Privaten-TV-Sender.
Sind mehr Beiträge wie das Pumpenwerk im Rahmen der NDR-Sparmaßnahmen demnächst zu erwarten, eine journalistische Glanzleistung war die Vorstellung von Mutter und Kindern und ihren Besitz nicht.

Mit freundlichem Gruß
XXXXXXXXX*


* Der Name des Einsenders ist dem NDR und uns bekannt.

[Maren]

Sehr geehrter Herr XXXXXXX,

danke für Ihren Brief an den Intendanten des Norddeutschen Rundfunks, Joachim Knuth. Er hat mich gebeten, Ihnen zu antworten, weil der von Ihnen erwähnte Beitrag sowohl in der von mir verantworteten Sendung Nordtour als auch in einer anderen Version im Hamburg Journal gesendet wurde.

Das allerdings hatte nichts mit den aktuellen Sparmaßnahmen zu tun, sondern ist – auch im Sinne einer guten Synergie – bereits seit Jahren übliche Praxis, dass besonders schöne Beiträge, die keinen aktuellen Anlass haben, hin und wieder – gut dosiert – mehrfach gesendet werden. Gerade in der Sommerzeit, die zum Beispiel durch die Parlamentsferien mehr Platz im Programm für sogenannte „Sehthemen“ bietet, suchen wir die schönsten Beiträge aus, um sie noch einmal anzubieten.

Freie Mitarbeitende verdienen übrigens auch am Umschnitt für eine neue Sendung. Es muss dann nur nicht neu gedreht werden.

Die 300 Millionen Euro, die wir im gesamten NDR kürzen müssen, gehen natürlich auch an den Landesprogrammen nicht spurlos vorüber. Daher müssen wir noch mehr auf Synergien und auf günstige Produktionsmittel achten, haben uns von liebgewonnenen Veranstaltungen getrennt und konzentrieren uns auf unsere Aufgaben im Programm. Wir nehmen unseren Auftrag, über alle relevanten Themen in Hamburg mit festen und freien Mitarbeitenden zu berichten weiterhin sehr wichtig und ernst. Die Themen reichen von Landespolitik über Gesellschaftsthemen, Wirtschaft, Sport, Kultur, sozialen Themen bis hin zu persönlichen Lebenswelten – und ja auch Unterhaltung.

Dass Ihnen das Thema des Beitrages nicht gefallen hat, tut mir leid. Das ist eben auch ein bisschen Geschmacksache.

Ich hoffe, Sie bleiben dennoch ein Zuschauer und Zuhörer unserer Programmme.

Viele Grüße
xxxxxxxxx

Norddeutscher Rundfunk
Landesfunkhaus Hamburg
Direktorin I Leiterin Programmbereich Fernsehen
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg