Programmbeschwerde: Magazin „rundum gesund“
Verfasst: 8. Mai 2019, 21:03
E-Mail: info@SWR.de
Programmbeschwerde
Beschwerde über den Moderator des Magazins „rundum gesund“ Dennis Wilms wegen der Verletzung von Programmgrundsätzen des § 6 Abs. 3 des SWR-Staatsvertrages, speziell gegen diese Norm:
„Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Sie sind gewissenhaft zu recherchieren und müssen wahrheitsgetreu und sachlich sein. Nachrichten sind vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft zu prüfen.“
Es handelt sich dabei um die Ausgabe zum Thema Blutdruck vom 15.4.2019 | 20.15 Uhr | 44:35 min.
https://www.swr.de/unternehmen/kommunik ... 9-104.html
Moderator: Dennis Wilms
Vorbemerkung: Mehrere E-Mails mit meiner Kritik an Herrn Wilms sowie an Frau Krüger von der Pressestelle blieben bisher unbeantwortet.
Als Experte wurde der „Science-Slammer“ und TV-affine Nichtmediziner (Student) und Kabarettist von Borstel befragt. In Wilms Sendung zum Thema „Rücken“ durfte Prof. Dietrich Grönemeier als Experte fungieren, den der Spiegel „Professor Hokus Pokus“ nannte: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-49298906.html
Begründung:
Als Einstieg in das Thema präsentiert Herr Wilms einen Patienten mit einer nicht repräsentativen Ursache von Hypertonie, nämlich mit einem Tumor der Nebenniere. Dies gehört zu den seltenen sekundären Ursachen, während die primären Auslöser von Bluthochdruck mit 90 % quotiert sind.
Ein Beispiel, von dem die meisten Zuschauer informell nicht profitieren. Herr von Borstel hat dies als Seltenheit danach korrigiert.
Dann verkündet der „Experte“, von dem Moderator unwidersprochen den Mythos von der familiären Prädisposition als eine von diversen Ursachen. Es ist inzwischen populärwissenschaftliches Allgemeingut, dass aufgrund der jungen Wissenschaft der Epigenetik durch entsprechende Lebensweise verhindert werden kann, dass bestimmte Gene überhaupt angeschaltet werden. Genetische Dispositionen sind längst kein Schicksal mehr.
Herr Wilms hat sich hier nicht vorher informiert und nimmt in Kauf, dass sensible Zuschauer in Angst versetzt werden.
Bei der Verifizierung der Funktion und den Störungen des Blutdrucks anhand des Models im Studio handelte es sich um eine Banalisierung und Infantilisierung von Binsenweisheiten, die auch dem durchschnittlich informierten Zuschauer bereits bekannt sein dürften. Herrn Wilms hätte als preisgekrönter Journalist wissen müssen, dass zuerst Organe mit Kapillargefäßen und entsprechend dünnen Gefäßwänden wie Nieren, Nasenhöhlen und Gehirn dem Hochdruck zum Opfer fallen.
Bei der Erörterung der Blutdrucknormwerte wird vorangestellt, dass ein mmHG von 120/80 der „klassische“ sei. Das ist natürlich eine verhängnisvolle Aussage. Mit der Cochrane-Studie wurde dieser Wert in den USA bestimmt und über Nacht 35 Mio bisher gesunde Menschen zu Hypertonikern gemacht.
Keine Anmerkung, geschweige denn ein Widerspruch dazu von Herrn Wilms.
Die Geschichte der Blutdrucknormen ist Meisterstück an Verbraucherirritation. In den 50er und 60er Jahren hieß es 100 plus Lebensalter. In dem Bestseller "Bitte Pillen" - Ausgabe von 1986 wird ein gesunder Blutdruck mit 160/95 angegeben. Dieser Ratgeber wurde unter Mitarbeit von weltweit renommierten Medizinern, darunter auch verantwortungsbewusste Kardiologen, zusammengestellt. Danach kam dann der Normwert von 140/90, 140/80 und jetzt 130/80 in Deutschland.
Quelle: SWR „Odysso“
https://www.swr.de/odysso/blutdruck-sin ... 4/1unagx4/
Eines Tages sind die Hypertonienormen so weit herabgesetzt, dass alle Menschen behandlungsbedürftig sind. (Vgl. Jörg Blech: „Die Krankmacher“, „Bewegung ist alles“!). Herr Wilms hätte als aufmerksamer Moderator doch einmal nur nachfragen müssen, wieso angesichts einer derart menschenfürsorglichen Prävention durch Herabsetzung der Normwerte Herz- und Kreislaufkrankheiten weltweit immer noch Nr. 1 und 2 der Todesursachen sind.
Der überflüssige, weil abseitige Dialog zwischen den beiden Protagonisten über die „Präeklampsie“ bei nur 5 % der Schwangeren hat mit Sicherheit die meisten Zuschauer überfordert, weil es sie nicht betrifft.
Bei der Vorstellung unterschiedlicher Blutdruckmessgeräte wurde jeweils der Name des Herstellers genannt. Wegen dieses Produktplacements ist Herr Wilms für das Sendeformat nicht mehr tragbar,
Fazit: Mit den als verantwortlicher Journalist und Moderator eines medizinwissenschaftlichen Sendeformats verbundenen Desinformationen hat Herr Wilms auf verantwortungslose Art gegen journalistische Standards wie Sorgfaltspflicht, Recherche und Wahrheitsgebot, wie in § 6 Abs. 3 formuliert, verstoßen.
Mit freundlichen Grüßen
xxxxxx*
*Der Einsender der Beschwerde ist uns und dem SWR bekannt.
Programmbeschwerde
Beschwerde über den Moderator des Magazins „rundum gesund“ Dennis Wilms wegen der Verletzung von Programmgrundsätzen des § 6 Abs. 3 des SWR-Staatsvertrages, speziell gegen diese Norm:
„Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Sie sind gewissenhaft zu recherchieren und müssen wahrheitsgetreu und sachlich sein. Nachrichten sind vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft zu prüfen.“
Es handelt sich dabei um die Ausgabe zum Thema Blutdruck vom 15.4.2019 | 20.15 Uhr | 44:35 min.
https://www.swr.de/unternehmen/kommunik ... 9-104.html
Moderator: Dennis Wilms
Vorbemerkung: Mehrere E-Mails mit meiner Kritik an Herrn Wilms sowie an Frau Krüger von der Pressestelle blieben bisher unbeantwortet.
Als Experte wurde der „Science-Slammer“ und TV-affine Nichtmediziner (Student) und Kabarettist von Borstel befragt. In Wilms Sendung zum Thema „Rücken“ durfte Prof. Dietrich Grönemeier als Experte fungieren, den der Spiegel „Professor Hokus Pokus“ nannte: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-49298906.html
Begründung:
Als Einstieg in das Thema präsentiert Herr Wilms einen Patienten mit einer nicht repräsentativen Ursache von Hypertonie, nämlich mit einem Tumor der Nebenniere. Dies gehört zu den seltenen sekundären Ursachen, während die primären Auslöser von Bluthochdruck mit 90 % quotiert sind.
Ein Beispiel, von dem die meisten Zuschauer informell nicht profitieren. Herr von Borstel hat dies als Seltenheit danach korrigiert.
Dann verkündet der „Experte“, von dem Moderator unwidersprochen den Mythos von der familiären Prädisposition als eine von diversen Ursachen. Es ist inzwischen populärwissenschaftliches Allgemeingut, dass aufgrund der jungen Wissenschaft der Epigenetik durch entsprechende Lebensweise verhindert werden kann, dass bestimmte Gene überhaupt angeschaltet werden. Genetische Dispositionen sind längst kein Schicksal mehr.
Herr Wilms hat sich hier nicht vorher informiert und nimmt in Kauf, dass sensible Zuschauer in Angst versetzt werden.
Bei der Verifizierung der Funktion und den Störungen des Blutdrucks anhand des Models im Studio handelte es sich um eine Banalisierung und Infantilisierung von Binsenweisheiten, die auch dem durchschnittlich informierten Zuschauer bereits bekannt sein dürften. Herrn Wilms hätte als preisgekrönter Journalist wissen müssen, dass zuerst Organe mit Kapillargefäßen und entsprechend dünnen Gefäßwänden wie Nieren, Nasenhöhlen und Gehirn dem Hochdruck zum Opfer fallen.
Bei der Erörterung der Blutdrucknormwerte wird vorangestellt, dass ein mmHG von 120/80 der „klassische“ sei. Das ist natürlich eine verhängnisvolle Aussage. Mit der Cochrane-Studie wurde dieser Wert in den USA bestimmt und über Nacht 35 Mio bisher gesunde Menschen zu Hypertonikern gemacht.
Keine Anmerkung, geschweige denn ein Widerspruch dazu von Herrn Wilms.
Die Geschichte der Blutdrucknormen ist Meisterstück an Verbraucherirritation. In den 50er und 60er Jahren hieß es 100 plus Lebensalter. In dem Bestseller "Bitte Pillen" - Ausgabe von 1986 wird ein gesunder Blutdruck mit 160/95 angegeben. Dieser Ratgeber wurde unter Mitarbeit von weltweit renommierten Medizinern, darunter auch verantwortungsbewusste Kardiologen, zusammengestellt. Danach kam dann der Normwert von 140/90, 140/80 und jetzt 130/80 in Deutschland.
Quelle: SWR „Odysso“
https://www.swr.de/odysso/blutdruck-sin ... 4/1unagx4/
Eines Tages sind die Hypertonienormen so weit herabgesetzt, dass alle Menschen behandlungsbedürftig sind. (Vgl. Jörg Blech: „Die Krankmacher“, „Bewegung ist alles“!). Herr Wilms hätte als aufmerksamer Moderator doch einmal nur nachfragen müssen, wieso angesichts einer derart menschenfürsorglichen Prävention durch Herabsetzung der Normwerte Herz- und Kreislaufkrankheiten weltweit immer noch Nr. 1 und 2 der Todesursachen sind.
Der überflüssige, weil abseitige Dialog zwischen den beiden Protagonisten über die „Präeklampsie“ bei nur 5 % der Schwangeren hat mit Sicherheit die meisten Zuschauer überfordert, weil es sie nicht betrifft.
Bei der Vorstellung unterschiedlicher Blutdruckmessgeräte wurde jeweils der Name des Herstellers genannt. Wegen dieses Produktplacements ist Herr Wilms für das Sendeformat nicht mehr tragbar,
Fazit: Mit den als verantwortlicher Journalist und Moderator eines medizinwissenschaftlichen Sendeformats verbundenen Desinformationen hat Herr Wilms auf verantwortungslose Art gegen journalistische Standards wie Sorgfaltspflicht, Recherche und Wahrheitsgebot, wie in § 6 Abs. 3 formuliert, verstoßen.
Mit freundlichen Grüßen
xxxxxx*
*Der Einsender der Beschwerde ist uns und dem SWR bekannt.