Russische Präsidentschaftswahl: Programmbeschwerde und Verstöße gegen NDR-Staatsvertrag

Hier veröffentlichen wir externe Programmbeschwerden mit freundlicher Genehmigung der Beschwerdeführer. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in den Beschwerden thematisierten Anliegen ausschließlich in der Verantwortung der jeweiligen Beschwerdeführer liegen und diese nicht automatisch die Meinung der Forenbetreiber wiederspiegeln.
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Maren
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Russische Präsidentschaftswahl: Programmbeschwerde und Verstöße gegen NDR-Staatsvertrag

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit Langem verfolge ich nun Ihre "Berichterstattung", allerdings kann ich diese desinformierende und unsachliche Form der Informationsbereitstellung nicht mehr ertragen. Heute haben Sie wieder einmal den Bock abgeschossen, als Sie Ihre anti-russische Kampagne fortführten und sich mit allen Mitteln bemühten, die Wahl des russischen Präsidenten zu diffamieren und zu delegitimieren, indem Sie wie folgt über die Präsidentenwahl "berichteten".

Sie zitierten das zentrale russische Wahlkomittee hinsichtlich einer höheren Wahlbeteiligung, "vergaßen" allerdings zu erwähnen, dass es auch ebenfalls bekannt gab, dass sein Netzwerk Cyberattacken aus 15 Ländern habe abwehren müssen. Sehr seltsam, wo Sie doch spätestens seit der Trump-Wahl ständig Bahauptungen angeblicher und nicht nachgewiesener russischer Hackerangriffe und Wahlmanipulationen rauf- und runterleierten. Würden Sie sich an den NDR-Staatsvertrag halten, hätten Sie die Cyberattacken erwähnen müssen, um objektiv und umfassend über den Sachverhalt zu berichten. Jeder Zuhörer hätte sich anschließend selbst ein Urteil bilden können, ob diese Meldung des Wahlkomittees glaubwürdig ist oder nicht. Was ist der Grund, dass Sie es verschleiern? Interessanterweise schaffte es die Hannorversche Allgemeine, darüber zu berichten, obwohl ihr keine 8,1 Mrd. EUR Zwangsgebühr zur Verfügung stehen:

http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/D ... men-Abgabe

Oder stufen Sie diese Information als "nicht wichtig genug" oder gar als "Fake News" ein?

Außerdem sprachen Sie davon, dass (Zitat:) "im Internet Bilder kursierten", wonach es zu Mehrfachstimmabgaben gekommen sein soll. Seit wann handelt es sich bei "im Internet kursierten Bildern" um seriöse Quellen? Üblicherweise benutzen Sie hierfür gerne den Ausdruck "Fake News". Also wo setzen Sie die Grenzen? Was für Quellen aus dem Internet haben Sie verwendet und wie konnten Sie sicher sein, dass es keine "Fake News" waren? Ich werde den Eindruck nicht los, dass Sie sich Informationen immer so zurechtbiegen, dass sie in Ihr Bild oder Ihre Agenda passen. Mal sind es "Berichte", mal "Behauptungen / Fake News". Mal sprechen Sie von "Kritikern", mal von "Verschwörungstheoretikern". Mal "demonstriert die NATO Stärke", mal "provoziert Russland" (Ich könnte diese Liste noch lange fortsetzen.).

Das alles hat mit Objektivität, Sachlichkeit und Unparteilichkeit nichts mehr zu tun. Somit verstoßen Sie abermals mindestens gegen §4, §5, §7 und §8 des NDR-Staatsvertrags:

§ 4 Freiheit und öffentliche Verantwortung des Rundfunks
Der NDR veranstaltet und verbreitet Rundfunk als Medium und Faktor des Prozesses freier, individueller und öffentlicher Meinungsbildung und als Sache der Allgemeinheit. [...]

§ 5 Programmauftrag
(1) Der NDR hat den Rundfunkteilnehmern und Rundfunkteilnehmerinnen einen objektiven und umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und länderbezogene Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. [...]

§ 7 Programmgrundsätze
(1) [...]
(2) [...] Das Programm des NDR soll die Zusammengehörigkeit im vereinten Deutschland sowie die internationale Verständigung fördern, für die Friedenssicherung und den Minderheitenschutz eintreten, die Gleichstellung von Frau und Mann unterstützen und zur sozialen Gerechtigkeit beitragen. [...]

§ 8 Programmgestaltung
(1) Der NDR ist in seinem Programm zur Wahrheit verpflichtet. Er hat sicherzustellen, dass
1. [...]
2. das Programm nicht einseitig einer Partei oder Gruppe, einer Interessengemeinschaft, einem Bekenntnis oder einer Weltanschauung dient und
3. in seiner Berichterstattung die Auffassungen der wesentlich betroffenen Personen, Gruppen oder Stellen angemessen und fair berücksichtigt werden.
Wertende und analysierende Einzelbeiträge haben dem Gebot journalistischer Fairness und in ihrer Gesamtheit der Vielfalt der Meinungen zu entsprechen. Ziel aller Informationssendungen ist es, sachlich und umfassend zu unterrichten und damit zur selbständigen Urteilsbildung der Bürger und Bürgerinnen beizutragen.
(2) Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen.
Sie müssen unabhängig und sachlich sein. Nachrichten sind vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft zu prüfen. Kommentare sind deutlich von Nachrichten zu trennen und unter Nennung des Verfassers oder der Verfasserin als solche zu kennzeichnen.

https://www.ndr.de/der_ndr/unternehmen/ ... rag100.pdf

Wenn ich Ihre "Berichterstattung" höre, habe ständig das Gefühl, dass mir entweder wichtige Tatsachen verschwiegen oder unvollständige Informationen zusammenhangslos oder verdreht präsentiert werden, um mir eine freie individuelle Meinungsbildung zu verwirken und damit Feindbilder zu übernehmen. Das "Qualitätsmedium" NDR hat jegliche Glaubwürdigkeit verloren, was für mich noch vor einigen Jahren unvorstellbar war.

In meinem Umfeld nehmen sehr viele Menschen Ihre einseitige Art der Berichterstattung wahr und sprechen über die damit verbundene Unzufriedenheit sowie den Verlust an Glaubwürdigkeit. Das Vertrauen in die "freien" deutschen Medien schwindet mehr und mehr.

Ich fordere Sie auf, mir den Namen des zuständigen Redakteurs zu nennen und von ihm eine Antwort auf meine o.g. Fragen zu bekomen. Leiten Sie diese Beschwerde zudem an Ihren Intendanten, Lutz Marmor, weiter, dessen Jahresgehalt übrigens das der Bundeskanzlerin übersteigt.

Werden Sie Ihrer Verantwortung wieder gerecht, kommen Sie Ihren Pflichten aus dem Staatsvertrag nach und fangen Sie endlich an, objektiv, umfassend und kritisch zu berichten, aber NICHT einseitig zugunsten des Westens und vorwiegend antirussisch!

Mit freundlichen Grüßen

xxxxxx*

* Der Name des Einsenders ist dem NDR und uns bekannt.
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Maren
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Re: Russische Präsidentschaftswahl: Programmbeschwerde und Verstöße gegen NDR-Staatsvertrag

Beitrag von Maren »

Sehr geehrter Herr XXXXX,

vielen Dank für Ihre Mail und Ihr Interesse an NDR 2.

Gern antworte ich Ihnen als zuständige Chefin vom Dienst auf Ihre ausführliche Mail! Zunächst möchte ich Ihnen versichern, dass wir weder eine antirussische Kampagne führen, noch absichtlich diffamierend und delegitimierend über Präsident Putin berichten, wie Sie vermuten.
Wir haben zur Wahl in Russland hauptsächlich mit verschiedenen Experten sowie unseren Korrespondenten in Moskau gesprochen. Tatsächlich haben wir auch über mögliche Wahlmanipulation berichtet und als Quelle verschiedenen unabhängige Organisationen (z. B. OSZE) angegeben. Diese Information haben wir nicht als unsere Meinung, sondern als Quelle angegeben. Ähnliche Quellen haben übrigens auch die meisten anderen Medien herangezogen - unter anderem auch Leitmedien wie die SZ, die FAZ oder die Welt. Das russische Wahlkomitee haben wir in unserer Berichterstattung erwähnt, nicht aber aber mögliche Cyberattacken auf deren Seite. Dies hat auch mit Zeitgründen zu tun. Denn anders als die HAZ haben wir keine ganze Seite für die Berichterstattung zur Verfügung, sondern in den Nachrichten 30 Sekunden und in den Kurieren circa 2 Minuten. Darin bilden wir das Wichtigste eines Themas ab, können aber niemals allumfassend berichten.

Auch wir haben keine Beweise dafür, dass die Wahlen in Russland manipuliert wurden. Wir haben es auch nicht behauptet, sondern sind den Hinweisen sowohl von internationalen als auch von russischen Wahlbeobachtern nachgegangen, nach denen demokratische Standards nicht eingehalten wurden. Auch haben wir in einem Gespräch mit unserer Korrespondentin in Moskau darauf hingewiesen, dass die 76 Prozent für Putin mit einer möglichen Manipulation nicht zu erklären seien, sondern dass der alte und neue Staatspräsident über einen starken Rückhalt in Russland verfügt. Unter anderem, weil er das Land wieder - wie es heißt - zu "alter Größe" geführt habe.

Mit der Formulierung "im Internet kursieren Bilder" transportieren wir bereits, dass wir die Quelle nicht prüfen können und nicht wissen, ob die Bilder echt sind. Tatsächlich gab es an dem Tag zahlreiche Bilder,in denen genau das gezeigt wurde. Ob dies tatsächlich der Fall war, wissen wir nicht und haben es auch nicht behauptet.

Sehr geehrter Herr Tenner, bitte glauben Sie mir, dass wir nichts verheimlichen oder gezielt weglassen. Wir berichten was ist oder passiert ist, sprechen mit verschiedenen Experten, schätzen und ordnen ein Thema ein. Das sind unsere Aufgaben. Und denen kommen wir nach bestem Gewissen und Wissen unabhängig und mit Sorgfalt nach. Gleichwohl
nehmen wir Ihre Mail sehr ernst. Denn uns ist das Thema Glaubwürdigkeit sehr wichtig.

Ich hoffe, Sie können meine Argumente nachvollziehen. Ihrem Wunsch entsprechend leite ich Ihre Mail und meine Antwort gern an das Büro unseres Intendanten Lutz Marmor weiter!

Bleiben Sie uns als kritischer Hörer gewogen!

Mit freundlichen Grüßen,

NDR 2 CvD Programm Aktuell
Norddeutscher Rundfunk
Rothenbaumchaussee 132, 20149 Hamburg
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