Programmbeschwerde: Russische Journalistin

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Maren
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Programmbeschwerde: Russische Journalistin

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Programmbeschwerde: Russische Journalistin

https://www.tagesschau.de/ausland/russl ... n-101.html

Sehr geehrte Rundfunkräte,

Ihr werter Herr Dr. Gniffke kann es einfach nicht lassen, bei jeder Gelegenheit sein antirussisches Propaganda-Köfferchen zu öffnen.

"In Moskau hat ein Mann eine Journalistin im Sender "Echo Moskwy" mit einem Messer attackiert. Sie überlebte, der Mann wurde festgenommen."

Natürlich fragt man sich, warum dieser Vorfall von ARD-aktuell als Weltnachricht eingeordnet und auch gesendet wurde, zumal es ja unzählige Morde oder Körperverletzungen jeden Tag in aller Welt zu beklagen gibt. Der Grund ist klar, er wird einen Satz später aus dem Sack gelassen: "In Russland werden immer wieder Journalisten bedroht." Es geht also – geschickt getarnt - erneut darum, Fakten in ein Propagandamäntelchen zu hüllen. Nicht einmal bei "Spiegel-Online" finden sich diesmal entsprechende Verknüpfungen und Trigger, obwohl man auch dort mit fairem Journalismus gegenüber Putin und Co., nicht gerade zimperlich ist.

"Die Journalisten des Senders erhalten nach eigenen Angaben immer wieder Morddrohungen. Die Journalistin Julia Latynina hatte kürzlich mitgeteilt, sie habe Russland nach einer Reihe von Angriffen auf ihr Haus und ihr Auto verlassen."

An dieser Stelle an den gänzlich anders gelagerten Fall J. Latynina zu erinnern, ist journalistisch nicht geboten - wenn man nicht propagandistische Absichten verfolgt. Man fragt sich: Wer ist diese Julia Latynina, dass sie es verdient hat, im TS-Artikel herausgehoben zu werden – obwohl sie mit der eigentlichen Geschichte gar nichts zu tun hat. Bei näherem Hinsehen wird es klar: Julia ist auf einem Foto neben der ehrenwerten Condoleezza Rice (einer Ex-Vertrauten des Ex-Kriegspräsidenten Bush) bei der Verleihung eines Preises zu sehen: "Julia Latynina was awarded the „Defender of freedom“ (2008)". Ein lupenreines NATO-Girl. Der Hintergrund wird von Dr.Gniffkes Redaktion verschwiegen, wohlweislich. Sie soll in diesem Fall lediglich den Eindruck verstärken, dass das "Staatsfernsehen" in Russland schuldig an der Messerattacke war.

"Einer Journalistenorganisation zufolge wurden seit 1992 in Russland 58 Journalisten getötet...“

Eine sehr willkürliche Behauptung. Allein von 1993 bis 1999 soll es nach "Reporter ohne Grenzen" unter Jelzin (dem Darling des Westens und Präsidenvorgänger Putins) 201 Auftragsmorde an Journalisten gegeben haben, während für Putins Amtszeit die Zahl 13 genannt wird. In Russland war nach Angaben der Reporter ohne Grenzen im Jahr 1916 kein Mord zu beklagen, während z.B. in Mexiko 10 Journalisten umgebracht wurden. Darüber berichtet ARD-aktuell natürlich nicht, weil Mexiko nach Auffassung der Bundesregierung zu den "Guten" zählt: Umfassende Regierungsprojekte und Investitionen lassen es nicht zu, negative Nachrichten über den befreundeten Staat zu berichten. Dr. Gniffke hat natürlich intus, wann wieviel über wen berichtet werden soll und über wen nicht.

Im vorliegenden Fall wird der Überfall eines mutmaßlich psychisch gestörten Menschen auf eine Journalistin zu einer antirussischen Darstellung missbraucht und zudem noch maßlos aufgepumpt, was sich auch in der weiteren Beschreibung zeigt: Das Opfer wurde nicht lebensgefährlich verletzt, aber nach der medizinischen Versorgung im Krankenhaus soll es dann in ein künstliches Koma versetzt worden sein. Woher diese absurde Information stammt, wird natürlich ebenfalls nicht klar.

Auch im vorliegenden Fall eine Manipulationsmethode erkennbar, die der Publizist Prof. Teusch so beschreibt:

"Jedes Medium ist angesichts des gigantischen Nachrichtenangebotes gezwungen, eine kleine, oft winzig kleine Auswahl zu treffen. Die Frage ist, wie und nach welchen Kriterien diese Auswahl vorgenommen wird. Und da ist...im Mainstream...Folgendes zu beobachten: Erstens werden Nachrichten in ganz bestimmter Weise gewichtet. Zweitens werden Nachrichten gezielt unterdrückt. Drittens werden Nachrichten in tendenziöser Weise bewertet, das heisst es wird mit zweierlei Maß gemessen, es gibt "Doppelstandards“. Alle drei Aspekte hängen eng zusammen und verstärken sich wechselseitig. Wenn sie auf bestimmten Themenfeldern lange genug und mit ausreichender Intensität wirken, entstehen dominante Narrative, also große journalistische Erzählungen oder Deutungsmuster, in die dann alle neu einlaufenden Informationen eingeordnet werden können – oder eben auch nicht, so sie denn nicht ins Narrativ passen".

Das Narrativ heisst in diesem Fall: Russland ist ein Staat, der Meinungsfreiheit einschränkt und mit diesem Ziel sogar Morde an oppositionellen Journalisten hinnimmt.

Damit die deutschen – überwiegend pazifistisch gesinnten – Bürger dies in ihre Weltsicht aufnehmen, werden derartig aufgebauschte und gewichtete Nachrichten von besonders russophoben Nachrichtenmagazinen wie ARD-aktuell präsentiert. Am Feindbild Russland muss so oft wie möglich gepinselt werden.

Wie schrieb ein Forist auf Tagesschau.de:
"Es ist so ermüdend, wenn immer wieder aus einem noch so kleinen unwichtigen Ereignis in Russland ein oppositionstragender Akt konstruiert wird, das hat nichts aber auch gar nichts mit ÖR-Qualitätsjounalismus zu tun".
Die Auswahl, der Inhalt und die Gestaltung des Betrages verstößt gegen gesetzliche Bestimmungen (NDR- und Rundfunkstaatsvertrag):

"Die Programme und Angebote der ARD haben der Allgemeinheit einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Die ARD soll hierdurch die internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern fördern."

Ferner: "Berichterstattung und Informationssendungen müssen unabhängig und sachlich sein. Zur journalistischen Sorgfalt gehört, dass Tatsachenbehauptungen überprüft werden; Vermutungen sind als solche zu kennzeichnen."

Mit freundlichen Grüßen

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: Russische Journalistin

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 25.10.2017 / "Russische Journalistin"

Ihre Programmbeschwerde vom 25.10.2017 "Russische Journalistin"

Sehr geehrter Herr Bräutigam, sehr geehrter Herr Klinkhammer,

ich bestätige den Eingang Ihrer o.g. Beschwerde.

Gemäß § 7 der Geschäftsordnung des NDR Rundfunkrates ist zunächst dem Intendanten des Norddeutschen Rundfunks die Möglichkeit einzuräumen, zu Beschwerden Stellung zu nehmen. Ich habe Ihr Anliegen daher an Herrn Lutz Marmor weitergeleitet mit der Bitte, Ihnen innerhalb eines Monats eine Antwort zukommen zu lassen.

Sollte die Antwort des Intendanten Sie nicht zufriedenstellen, können Sie sich erneut an den Rundfunkrat wenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
_____________________________
NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
Gremienbüro

Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Tel. (040) 4156-3506
Fax (040) 4156-3452
E-Mail: gremienbuero-beschwerden@ndr.de
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: Russische Journalistin

Beitrag von Maren »

Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 25. Oktober 2017 kritisieren Sie erneut die Berichterstattung von ARD-aktuell.

Ich habe die verantwortliche Redaktion gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.

Aus meiner Sicht liegt kein Verstoß gegen die Programmgrundsätze des NDR oder sonstige Vorschriften vor. Durch die Übersendung dieser Stellungnahme bringe ich dies zum Ausdruck.

Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Dateianhänge
Stellungnahme_Russ.Medien_geschwärzt.pdf
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: Russische Journalistin

Beitrag von Maren »

Eingabe vom 25.10.2017

Sehr geehrte Rundfunkräte,

"Echo Moskwy" ist der einzig verbliebene landesweite Rundfunksender, der noch nicht vom Kreml beherrscht wird, sondern unabhängige Berichterstattung liefert im Rahmen der bekannten und durch Selbstzensur eingehaltenen Einschränkungen, heisst es bei Wikipedia. Finanziert wird der Sender weitgehend durch das Gazprom-Geschäftsnetz, also mit Putin-Geld.

Die Parallele zu ARD-aktuell ist evident. Auch das Flaggschiff fühlt sich unabhängig und liefert im Rahmen des bekannten und durch Selbstzensur eingehaltenen Einschränkungen Informationen, wie dieser Fall zeigt. Russische und deutsche Rundfunkfreiheit, so unser Faktencheck, weisen Identitäten auf.

Aber das nur am Rande.

Die Stellungnahme des Intendanten und seines subalternen ARD-Mitarbeiters ist unbrauchbar, da sie an keiner Stelle auf unseren Vorwurf der offensichtlich manipulativen Nachrichtenauswahl und der maßlosen Übertreibung eines kleinkriminellen Vorfalls eingeht, darauf, dass da ein Pups als grenzenüberschallender Donnerfurz interpretiert wurde, obwohl in der Gewalttat keine politische Motivation zu erkennen ist. Ein schwaches Bild, das die Chefredaktion ARD-aktuell hier zur Verteidigung eines offenkundigen Missgriffs abgibt.

Deshalb wiederholen wir:

Auch im vorliegenden Fall eine Manipulationsmethode erkennbar, die der Publizist Prof. Teusch so beschreibt:

"Jedes Medium ist angesichts des gigantischen Nachrichtenangebotes gezwungen, eine kleine, oft winzig kleine Auswahl zu treffen. Die Frage ist, wie und nach welchen Kriterien diese Auswahl vorgenommen wird. Und da ist...im Mainstream...Folgendes zu beobachten: Erstens werden Nachrichten in ganz bestimmter Weise gewichtet. Zweitens werden Nachrichten gezielt unterdrückt. Drittens werden Nachrichten in tendenziöser Weise bewertet, das heisst es wird mit zweierlei Maß gemessen, es gibt "Doppelstandards“. Alle drei Aspekte hängen eng zusammen und verstärken sich wechselseitig. Wenn sie auf bestimmten Themenfeldern lange genug und mit ausreichender Intensität wirken, entstehen dominante Narrative, also große journalistische Erzählungen oder Deutungsmuster, in die dann alle neu einlaufenden Informationen eingeordnet werden können – oder eben auch nicht, so sie denn nicht ins Narrativ passen".

Das Narrativ heisst in diesem Fall: Russland ist ein Staat, der Meinungsfreiheit einschränkt und mit diesem Ziel sogar Morde an oppositionellen Journalisten hinnimmt.

Damit die deutschen – überwiegend pazifistisch gesinnten – Bürger dies in ihre Weltsicht aufnehmen, werden derartig aufgebauschte und gewichtete Nachrichten von besonders russophoben Nachrichtenmagazinen wie ARD-aktuell präsentiert. Am Feindbild Russland muss so oft wie möglich gepinselt werden.

Bezeichnend auch, dass der Intendant und sein Gehilfe versuchen, den Vergleich zwischen Russland und Mexico auszuschweigen, zumal in diesem Punkt das unehrenhafte Doppelformat der russophoben Berichterstattung von ARD-aktuell deutlich zum Vorschein kommt.

Sich auf die Liste von Reporter ohne Grenzen zu berufen, passt ebenfalls zu den Schwierigkeiten von ARD-aktuell im Umgang mit verlässlichen Nachrichtenquellen. Die Gremien dieser Organisationen sind mit "Atlantikbrücken-Mitgliedern" durchsetzt. Bezahlt werden sie teilweise vom US-Millardär und Initiator bzw. Förderer Bunter Revolutionen, George Soros, mit dem Ziel, Staaten zu destabilisieren, die nicht nach der Pfeife der "Westlichen Wertgemeinschaft" tanzen wollen. Zu den Finanziers zählten in der Vergangenheit auch der Rüstungsindustrielle und Medienzar Frankreichs, Serge Dassault, der Medienkonzern Vivendi und der Milliardär François Pinault.

http://archive.is/nKoN6
https://amerika21.de/blog/rog-725484-feinde

Wir bleiben bei unserem Vorwurf der manipulativen Nachrichtenauswahl und bei der Kritik, dass ARD-aktuell staatsvertragswidrig nicht zur Völkerverständigung beiträgt, sondern kräftig am propagandistischen Feindbild Russland mitarbeitet.

Freundlich grüßen

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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Re: Programmbeschwerde: Russische Journalistin

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Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 25.10.2017 / Ihr Schreiben vom 18.11.2017

Ihre Programmbeschwerde vom 25.10.2017 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über den Angriff auf eine russische Journalistin

Sehr geehrter Herr Klinkhammer, sehr geehrter Herr Bräutigam,

die o.g. Beschwerde habe ich an den Rechts- und Eingabenausschuss des Rundfunkrates mit der Bitte um Beratung überwiesen.

Der Rechts- und Eingabenausschuss wird sich in einer seiner Sitzungen mit Ihrem Anliegen befassen.
Die abschließende Beratung erfolgt voraussichtlich in der darauffolgenden Sitzung des Rundfunkrates.

Über das Ergebnis der Beratungen werde ich Sie unterrichten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
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