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Manipulation: Beitrag "Umsturzversuch" - "Montenegro beschuldigt Russland"

Verfasst: 21. Februar 2017, 21:22
von Maren
Typisches Beispiel für Manipulation: Beitrag "Umsturzversuch", "Montenegro beschuldigt Russland"

http://www.tagesschau.de/ausland/monten ... d-101.html

Sehr geehrte Damen und Herren des NDR-Rundfunkrates,

zunächst: Ziel dieser ARD-aktuell-Veröffentlichung ist, Russland zu beschuldigen, es habe in Montenegro einen Putschversuch initiiert.

Als Bezugsrahmen dient, wenn auch nicht expressis verbis, sondern assoziativ bewusst gemachte und ständig genutzte propagandistische Behauptung "Russland ist eine Gefahr für alle Länder Europas“. In diesem „Frame“ wird im weiteren subtil desinformiert, mit Weitergabe von Vermutungen Dritter, deren Behauptungen, Dementis, Kontruktionen. ARD-aktuell stellt sich dabei selbst in der Rolle des neutralen Beobachters und Übermittlers dar, der aus vorgeblich objektiver Position referiert.

In der Wissenschaft heisst diese Form der Manipulation „Innuendo“, versteckte, verdeckte Andeutung, hier mittels Berufung auf andere". Praktiziert wird sie im vorliegenden Fall mit der reißerischen Schlagzeile: "Umsturzversuch", "Montenegro beschuldigt Russland ". Das Wort "Umsturzversuch“ weckt bei Rezipienten die Vorstellung von einem echten Ereignis. Tatsächlich steckt dahinter aber lediglich eine unbewiesene Behauptung montenegrinischer Behörden. Ihr wird in der Nachricht dann auch nicht einmal mehr nachgegangen. Die gewollte Wirkung ist ja bereits erzielt.

Die Verbreitung solcher nicht belegter Beschuldigungen unter Berufung auf andere hat für die Übermittler den Vorzug, dass sie sich nicht mehr um Beweise kümmern müssen, opportunen Zeugen stehen als Ersatz bereit, hier Behörden Montenegros. So machen sich unseriöse Journalisten einen weißen Fuß.

Der naheligenden Frage, ob nicht ein politisches Interesse hinter der Behauptung des NATO-Beitrittskandidaten Montenegro stecken könnte, würde ein seriös recherchierender Journalist natürlich nachgehen. ARD-aktuell widmet ihr keine Aufmerksamkeit.

Um alle russophoben Vorurteile "triggern" zu können, bringen die Qualitätsjournalisten eine Story, die hinten und vorn nicht stimmen kann. Gerade einmal 25 Serben (auch hier ein bekanntes frame: Russen und Serben sind bekanntlich "ziemlich gute Freunde" seit jeher) sollen, lediglich leicht bewaffnet, eine Staatsregierung und ihren behördlichen Führungsapparat zu sürzen versucht haben. Der Blödsinn, der hier aufgetischt wurde, war garniert mit der Information, dass die des Hochverrats Beschuldigten 5 monatige Haftstrafen erhielten und die meisten Beklagten sofort auf freien Fuß gesetzt wurden.

Mittels Verzerrungen und falscher Akzentuierung verankert ARD-aktuell im Publikum die objektiv unbegründete, subjektiv aber unvermeidliche Besorgnis, Russland habe möglicherweise doch in Montenegro einen Umsturzveruch inszeniert. Dass die Zuschauer dieser Vorstellung folgen und ARD-aktuell auf den Leim gehen, zeigen die Reaktionen in den Foren.

ARD-aktuell hätte, wenn überhaupt über die Vorgänge hat berichtet werden sollen, erwähnen müssen, welchen Hintergrund das montenegrinische Märchen hatte. Der NATO-Beitrittsporzess Montenegros stockt. Vor einer Woche war der US-Sicherheitsberater Flynn geschasst worden, eines Befürworters der NATO-Mitgliedschaft Montenegros.

In der derzeitigen Hängepartie kommt nun die Story vom angeblichen russischen Umsturzversuch in die Schlagzeilen. Bei einer so deutlichen Interessenlage und einer dermaßen dümmlichen Geschichte wird selbst einem unbedarften ARD-aktuell-Journalisten aufgefallen sein, dass er mit einer AgitProp-Kiste unterm Arm losgeschickt werden sollte. Und weil wir deshalb Unbedarftheit nicht vermuten dürfen, gehen wir von einer bösartigen neuen Propagandaaktion der Gniffke-Show gegen Russland aus.

"Die ARD hat bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung zu gewähren". Hier wurde weder objektiv noch unparteilisch berichtet, sondern wurden russophobe Auftragsbotschaften übermittelt.

Friedhelm Klinkhammer, Volker Bräutigam

Re: Manipulation: Beitrag "Umsturzversuch" - "Montenegro beschuldigt Russland"

Verfasst: 13. April 2017, 19:57
von Maren
Betreff: Ihre E-Mail vom 21. Februar 2017

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

ich antworte Ihnen stellvertretend für Herrn Marmor. In Ihrer E-Mail vom 21. Februar 2017 kritisieren Sie erneut die Berichterstattung auf tagesschau.de.

Ich habe die verantwortliche Redaktion von ARD-aktuell gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_Montenegro_geschwärzt.pdf
(3.77 MiB) 849-mal heruntergeladen
Aus meiner Sicht liegt kein Verstoß gegen die Programmgrundsätze des NDR oder sonstige Vorschriften vor. Durch die Übersendung dieser Stellungnahme bringe ich dies zum Ausdruck.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Arno Beyer
Stv. Intendant
______________________________

NDR Stellvertretende Intendanz
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Tel.: (040) 4156-2031
Fax: (040) 4156-2006

e-mail: a.beyer@ndr.de

Re: Manipulation: Beitrag "Umsturzversuch" - "Montenegro beschuldigt Russland"

Verfasst: 13. April 2017, 19:59
von Maren
ehr geehrte Damen und Herren,

die Stellungnahme ist wegen ihrer Deutlichkeit ein vorbildlicher Beleg für die von uns immer wieder kritisierte Arbeitsweise der Gniffke-Märchen-Show alias ARD-aktuell.

Zitat:

"Und schon damals heißt es im dritten Satz des Artikels „Viele in Montenegro halten das (den Terrorverdacht) allerdings für inszeniert.“ Die aktuellen Vorwürfe des montenegrinischen Sondermittlers lassen sich journalistisch nicht unabhängig überprüfen"

Im Klartext: Wir wissen es nicht. Beweisen können wir es erst recht nicht. Aber wir senden es schon mal. Und hinterher geben wir nicht zu, dass wir weder willens noch in der Lage waren, die Geschichte gründlich zu überprüfen. Wir schieben stattdessen das berühmte „Es“ vor: „Es lässt sich journalistisch nicht überprüfen.

Eine Nachricht, die nicht einmal im Zwergstaat Montenegro ernstgenommen und von vornherein als nicht überprüfbar angesehen wird, wird mit einer Meldung in der wichtigsten deutschen TV-Nachrichtensendung und für ein Millionenpublikum veröffentlicht und erst damit bemerkenswert gemacht.

Das hat mit den Grundsätzen journalistischer Arbeit nicht die Bohne mehr zu tun. Es ist Meinungsmache, zusammengeschustert zwecks agitatorischer Negativdarstellung der Rolle Russlands. Selbstverständlich ist Dr. Gniffke, von Haus aus selbst arrivierter Journalist, sich darüber vollkommen im Klaren. Und wir können uns auf seine Stellungnahme unseren Reim machen.

Unser Vorwurf, die fragliche Meldung sei ein Beispiel für Russophobie, Hetze und Feindbildbildpflege, ist belegt. Unsere Beschwerde wegen des Verstoßes gegen Programmgrundsätze und Programmrichtlinien ist begründet. Wir halten sie in vollem Umfang aufrecht.

Zur Lektüre für lerneifrige Rundfunkräte: http://www.rationalgalerie.de/schmock/k ... iffke.html

F. Klinkhammer, V. Bräutigam

Re: Manipulation: Beitrag "Umsturzversuch" - "Montenegro beschuldigt Russland"

Verfasst: 11. Dezember 2017, 21:38
von Maren
Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerden

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

der Rundfunkrat hat sich in seiner Sitzung am 01.12.2017 mit Ihren nachfolgend aufgeführten
Programmbeschwerden befasst:

Programmbeschwerde vom 03.11.2016 über den Artikel „Weitere Waffenruhe für Aleppo:
Moskau will Luftangriffe am Freitag aussetzen“ vom 02.11.2016 auf „tagesschau.de“

Programmbeschwerde vom 17.11.2016 über die Berichterstattung über den Internationalen
Strafgerichtshof in Den Haag in der Sendung „Tagesschau“ vom 16.11.2016

Programmbeschwerde vom 19.11.2016 über den Artikel „Koalition setzt Angriffe aus:
Brüchige Feuerpause im Jemen“ vom 19.11.2016 auf „tagesschau.de“

Programmbeschwerde vom 02.01.2017 über die Meldung „Nach Hacker-Vorwürfen:
Spannungen zwischen den USA und Russland“ in der Sendung „Tagesschau“ vom 30.12.2016

Programmbeschwerde vom 07.01.2017 über die Meldung „Treffen mit US-Geheimdiensten:
Trump will gegen Cyberangriffe vorgehen“ in der Sendung „Tagesthemen“ vom 06.01.2017

Programmbeschwerde vom 11.01.2017 über den Artikel „Russische Hacker am Werk? BSI
warnt Parteien vor Cyberangriffen“ vom 20.09.2016 auf „tagesschau.de“

Programmbeschwerde vom 05.02.2017 über die Ukraine-Berichterstattung von ARD-aktuell

Programmbeschwerde vom 15.02.2017 über die Berichterstattung auf tagesschau.de über
belagerte syrische Städte

Programmbeschwerde vom 21.02.2017 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über die
Lage in Montenegro


Programmbeschwerde vom 26.02.2017 über die Berichterstattung auf tagesschau.de über
Äußerungen von Kanzlerkandidat Martin Schulz zur Agenda 2010

Mit den oben aufgeführten Programmbeschwerden hatten Sie sich an den Rundfunkrat des
Norddeutschen Rundfunks gewandt und einen Verstoß gegen den NDR-Staatsvertrag geltend
gemacht.

Nach intensiver Diskussion, der jeweils eine ausführliche Beratung im Programmausschuss bzw.
im Rechts- und Eingabenausschuss vorausgegangen war, und sorgfältiger Prüfung der
Sachverhalte weist der Rundfunkrat Ihre Programmbeschwerden zurück. Der Rundfunkrat kann in
keinem der oben genannten Fälle einen Verstoß gegen die für den NDR geltenden
Rechtsvorschriften feststellen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
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NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
Gremienbüro
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Tel. (040) 4156-3506
Fax (040) 4156-3452
E-Mail: gremienbuero@ndr.de
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