PB: Putin räumt auf

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Maren
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PB: Putin räumt auf

Beitrag von Maren »

PB: Putin räumt auf

http://www.tagesschau.de/ausland/russla ... n-101.html

Sehr geehrte Damen und Herren des NDR-Rundfunkrates,

mit der Metapher "Putin räumt auf" assoziiert Krause einen gewaltsamen Prozess. Diese gehässige Wortwahl – in den Ländern unserer Westlichen Werte-Gemeinschaft WWG wäre allenfalls distanziert von „Regierungsumbildung“, „Entlassungen und Neubesetzungen in der Ministerialbürokratie“, „Umorganisation der Verwaltung" o.ä. die Rede – ist dem verbalen Arsenal zur Dämonisierung des russischen Präsidenten Putin entnommen. Über ihn in Formeln zu berichten, die ihn als „skrupellosen Machtmenschen" oder „Rambo“ erscheinen lassen, verstößt aber gegen die gesetzlichen Programmrichtlinien. Danach hat die Berichterstattung in Informationssendungen den "anerkannten journalistischen Grundsätzen" zu entsprechen. Berichte müssen "unabhängig und sachlich sein. Zur journalistischen Sorgfalt gehört, dass Tatsachenbehauptungen überprüft werden; Vermutungen sind als solche zu kennzeichnen".

Da nicht genau bekannt ist, warum und in welcher Form die Entlassungen bzw. Rücktritte einiger russischer Gouverneure und Generäle erfolgten, ist es richtlinienwidrig, von "Aufräumen" zu reden. Es handelt sich um die Unterstellung politischer Brachialgewalt, und die ist nicht mit Fakten belegt. Sie ist ebenso spekulativ wie Krauses Behauptung, es gehe Putin nicht um Erneuerung und Effizienzsteigerung der staatlichen Verwaltung, sondern "tatsächlich um die Manifestierung seiner Macht." Krause bietet für diesen Anwurf keinerlei nachvollziehhbare Begründung, nennt keine Fakten, obwohl ihm solche, wenn es sie denn gäbe, als Korrespondent vor Ort hätten bekannt sein sollen. Nein, es ist seine persönliche Vermutung, die im Beitrag programmrichtlinienwidrig als Tatsache (er schreibt "tatsächlich") und nicht als seine persönliche Kaffeesatzleserei präsentiert wird.

Im übrigen ist es unsinnig, ein paar Generäle – es sind keine aktiven Militärs, sondern Beamte in dessen Zivilverwaltung sowie im Zivilschutzministerium - so darzustellen, als könnten die in irgendeiner Form Putins Position als Präsident gefährden. Mit seinem Dämonisieren trägt Krause dazu bei, Putins Bild beim deutschen Publikum zu verzerren und ihn als Despoten abzumalen. Unsachlich und irreführend ist es auch, von einer "Entlassungswelle" zu schwadronieren. Zwanzig altgediente Beamte aus leitenden Positionen in den Ruhestand zu versetzen, hat mit einer "Welle" nichts zu tun. Die Wortwahl verrät aber Krauses manipulative Absicht, im deutschen Publikum über Präsident Putin negative Vorstellungen zu assoziieren (z.B. Quervergleiche mit den Verhaftungs“wellen“ zu Stalins Zeiten). Es gibt für Krauses Machwerk einen Begriff: manipulative Hetze, AgitProp.

"Gezeigt wurde ein freundlicher älterer Herr, der erklärte, es sei Zeit, nun Jüngeren Platz zu machen. Angeblich freiwillig, was natürlich so nicht stimmt." Auch das ist reine Spekulation. Krauses Mitteilung, der Gouvaneur habe vorher noch seine Bereitschaft zur Kandidatur signalisiert, reicht zur Begründung nicht. Für den Verzicht auf eine ursprünglich beabsichtigte Kandidatur kann ein altgedienter Politiker viele rationale Gründe haben; wenn man unterstellt, es liege Nötigung vor, dann muss ein Korrespondent dafür konkrete Belege liefern oder sich solche Anwürfe verkneifen. Wenn man allerdings antirussische fake news in die Welt setzen will, dann wirft man solchen Dreck und darf gewiss sein, dass etwas davon hängen bleibt... Unvermeidlichrweise bleibt aber auch etwas an den Schmutzfingern von Dreckschleudern kleben.

Insgesamt ist bemerkenswert, dass Krause der russischen Staatsführung indirekt das Recht abspricht, hohe Ämter der Exekutive nach Leistungsgesichtspunkten zu besetzen. In Deutschland würde er – als voll angepasster Mainstreamer - im vergleichbaren Fall vermutlich applaudieren oder jedenfalls überhaupt keine Probleme sehen. Dieser Hinweis scheint uns geboten, er zeigt nämlich auf, welche Schlagseite Krauses unjournalistisches Machwerk hat.

Der Beitrag verstößt eindeutig gegen die Programmrichtlinien. Chefredakteur Dr. Gniffke wird das zwar bestreiten, aber der ist ja auch ein ehrenwerter Qualitätsjournalist.

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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Maren
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Re: PB: Putin räumt auf

Beitrag von Maren »

Von: publikumsstelle <publikumsstelle@WDR.DE
Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 12. Februar 2017 - tagesschau.de - Putin räumt auf

Sehr geehrter Herr Klinkhammer, sehr geehrter Herr Bräutigam,

anbei übersende ich Ihnen im Auftrag von Intendant Tom Buhrow den Bescheid auf Ihre Programmbeschwerde vom 12. Februar 2017 zum Beitrag „Putin räumt auf“ auf tagesschau.de.
Mit freundlichen Grüßen

Intendanz Publikumsstelle
Appellhofplatz 1
50667 Köln
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Maren
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Re: PB: Putin räumt auf

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde vom 12. Februar 2017 - tagesschau.de - Putin räumt auf

Sehr geehrtet Rundfunkräte des WDR,

wir wenden uns gegen den Bescheid des WDR vom 21.4.17 und beantragen, dass Sie sich nunmehr mit der Angelegenheit befassen.
Im Bescheid heisst es u.a.:

"Er hat den Präsidenten auch nicht als „Rambo" bezeichnet oder gar — wie Sie ihn interpretieren — Beziehungen zur Stalin-Ara hergestellt."

Das ist eine manipulative Verdrehung unserer Ausführungen und hat mit Seriosität nichts mehr zu tun, wir haben das nicht gesagt. Die Lektüre unserer Ausführungen lässt das unschwer erkennen.

Und weiter:

"...Unser Korrespondent Hermann Krause hat dabei unseres Erachtens keinerlei Assoziationen für gewaltsames Handeln geweckt..."

Selbstverständlich hat er das. Es ist typische ARD-Heuchelei, wie man hier versucht, sich nach einem Schwall antirussischer Ergüsse billig herauszureden. Wäre eine sachliche, um Objektivität bemühte Nachrichtengestaltung beabsichtigt gewesen, wie wäre dann die hier kritisierte Wortwahl zu vertreten gewesen: Nicht von Umbildung von Behörden, Neubesetzung und dgl. ist da die Rede, sondern Kampf-Vokabular („Aufräumen“) ist in Gebrauch. Eine Antwort hierauf gibt der WDR nicht. Das könnte er auch nicht, ohne zu offenkundig um seine antirussische Tendenzberichterstattung herumzulügen.

Es ist albern und unaufrichtig, quasi zur eigenen Entlastung auf missratene russische Veröffentlichungen zu verweisen, die in anderen Zusammenhängen ständig als Fake-Medien verächtlich gemacht werden. Der Hinweis auf "Echo Moskaus" und "Nowaja Gazeta " ist ebenfalls nicht geeignet, die Objektivität des Berichtes zu belegen. Beide Medien sind ähnlich parteiisch wie der WDR oder die ARD im Bezug auf Russland.

Wir hatten weiter geschrieben:

".... Sie ist ebenso spekulativ wie Krauses Behauptung, es gehe Putin nicht um Erneuerung und Effizienzsteigerung der staatlichen Verwaltung, sondern "tatsächlich um die Manifestierung seiner Macht." Krause bietet für diesen Anwurf keinerlei nachvollziehhbare Begründung, nennt keine Fakten, obwohl ihm solche, wenn es sie denn gäbe, als Korrespondent vor Ort hätten bekannt sein sollen. Nein, es ist seine persönliche Vermutung, die im Beitrag programmrichtlinienwidrig als Tatsache (er schreibt "tatsächlich") und nicht als seine persönliche Kaffeesatzleserei präsentiert wird.."

Bezeichnend ist, dass der WDR auf diese Kritik überhaupt nicht eingeht und damit billigt, dass Vermutungen mit Tatsachen gleichgesetzt werden. Oder weil er zugeben müsste, dass unsere Kritik durchaus berechtigt ist. Und Fehler einzugestehen gehört nun mal nicht zum Selbstpräsentation eines öffentlich-rechtlichen Senders, der vor allen für selbstherrliche Arroganz bekannt ist

Die Russlandhetze ist nicht neu, sie ist offensichtlich notwendig, damit das Feindbild "Russland" keine Risse bekommt. Das Ziel ist klar: Der Hamburger Journalist Hermann Gremliza (Konkret 4/17) hat die Umtriebe der deutschen Medien treffend beschrieben. Da auch Sie damit gemeint sind, empfehlen seine Bemerkungen Ihrer besonderen Aufmerksamkeit:

"Statt endlich Europa von Deutschland zu befreien oder wenigstens von seinen Exporteuren und deren Schutzstaffeln, befreien die Medien zum dritten Mal in hundert Jahren die Welt von Russland - immer mit guten, ja besten Gründen: 1914, unter ihrem glorreichen Kaiser, kämpften die Zeitungen gegen den »Zarendreck, Barbarendreck / Peitscht sie weg! Peitscht sie weg« (gedichtet von Alfred Kerr für die »Frankfurter Zeitung«, die seriöse Vorgängerin der seriösen Nachfolgerin »Frankfurter Allgemeine«), 1941, unter ihrem geliebten Führer, gegen den Bolschewismus der slawischen Untermenschen und seit ein paar Jahren, als »der freieste Staat in der deutschen Geschichte« (Zitat: alle), gegen Putin, den »Wiedergänger des Zarismus« (»Welt« und alle andern) und seinen bolschewistischen Barbarendreckskreml. Das heißt: immer in der gleichen Konstellation, immer im Bund mit den nationalistischen Polen, den Balten, den Ukrainern, immer im selben Aufmarschgebiet und mit dem guten Gewissen eines Wohltäters, der sein Leben für die Menschheit opfert. Und immer um dasselbe: das endlose Land, seine Schätze und Arbeitskräfte am deutschen Wesen genesen zu lassen beziehungsweise sich anzueignen. Es gibt, so der langen Rede kurzer Sinn, nicht den geringsten Grund, der Presse, ihrer Freiheit und ihren Freiern mit dem Respekt zu begegnen, den das Publikum dem Pfleger und der Krankenschwester schuldig bleibt. Die Medien sind Teil des gesellschaftlichen und des staatlichen Herrschaftsapparats. Die Moral, die sie für sich reklamieren, ist, wie’s beliebt: Fake New."

Im übrigen beziehen wir uns vollinhaltlich auf unsere Ausführungen in der Programmbeschwerde.

Mit freundlichen Grüßen

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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