"Anschlag im Irak 30 Tote - kein Wort im TV"

Hier veröffentlichen wir externe Programmbeschwerden mit freundlicher Genehmigung der Beschwerdeführer. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in den Beschwerden thematisierten Anliegen ausschließlich in der Verantwortung der jeweiligen Beschwerdeführer liegen und diese nicht automatisch die Meinung der Forenbetreiber wiederspiegeln.
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Maren
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"Anschlag im Irak 30 Tote - kein Wort im TV"

Beitrag von Maren »

An die Vorsitzende des NRD-Rundfunkrates:

Sehr geehrte Frau Thümler,

hiermit erhebe ich Programmbeschwerde gegen den Beitrag "Anschlag im Irak 30 Tote - kein Wort im TV".
Stand: 02.01.2017 17:14 Uhr Von Carsten Kühntopp, ARD-Studio Kairo

Carsten Kühntopp verbreitet hier dreist die Unwahrheit. Im irakischen TV wurde sehr wohl über den Anschlag berichtet.

Und auch im Internet:
http://www.iraqinews.com/features/islam ... hospitals/
https://www.facebook.com/News.imn/

Das irakische Fernsehen hat nicht nur über den Anschlag berichtet, es hat auch von den Verurteilungen des Attentats
durch die UNO und verschiedene andere Staaten berichtet. Des weiteren unterschlägt Kühntopp, dass die Stadt Najav ein überwiegend von Schiiten bewohnter Ort ist.

Weiterhin schreibt Kühntopp:

(...) "Mittlerweile habe man mehr als sechzig Prozent des Ostteils von Mossul befreit, meldet die irakische Armee. Der IS reagiert mit Anschlägen wie dem in Bagdad, mit einer Terrorwelle - jede Bombe gedacht als Entlastungsangriff, mit dem die irakische Regierung gezwungen werden soll, Sicherheitskräfte von der Bodenoffensive auf Mossul abzuziehen." (...)

Hier unterschlägt der "Tagesschau"-"Qualitätsjournalist" Kühntopp, dass in Mossul schwerste Kriegsverbrechen beim Kampf gegen den IS durch die Verbündeten der US-Koalition begangen werden. Laut Amnesty International und Human Rights Watch foltern diese Zivilisten und verstümmeln Leichen. Im Internet kann man sehen, wie ein gefangener 13-jähriger Junge vor einen Panzer gelegt, erschosssen und überrollt wird.

http://www.amnesty.de/2016/10/18/irak-k ... ngstruppen
https://www.hrw.org/news/2016/12/20/ira ... ul-retreat

Weiterhin unterschlägt Kühntopp, dass durch die Bombardierung Mossuls durch die US-Koalition, bereits tausende Zivilsten ums Leben gekommen sind. Etwas, was die Dr-Gniffke "Qualitätsjournalisten" wie Kühntopp, Maier, Stryjak, Schwenk usw. in Ostaleppo in nahezu jedem Beitrag als Hauptnachricht den Rezipienten "präsentiert" haben.

Es soll hiermit vermieden werden, dass es, wie vor der russsischen Botschaft, zu Demonstrationen vor der US-Botschaft kommen könnte.

Der Beitag verstößt grob gegen den Rundfunkstaatsvertrag.

Bernhard Moser
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Maren
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Re: "Anschlag im Irak 30 Tote - kein Wort im TV"

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de

Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 02.01.2017 / Beitrag auf tagesschau.de von Carsten Kühntopp
Ihre Programmbeschwerde vom 02.01.2017 - 2. aktualisierte Fassung vom 04.01.2017

Sehr geehrter Herr Moser,

wir bestätigen den Eingang Ihrer o.g. Mail.

Da der von Ihnen kritisierte Beitrag auf tagesschau.de von dem SWR-Autoren Carsten Kühntopp stammt,
habe ich Ihr Schreiben zuständigkeitshalber an den SWR weitergeleitet.

Sie werden nun von dort eine Antwort erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Ursula Thümler
Rundfunkratsvorsitzende
_____________________________
NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
Gremienbüro
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Tel. (040) 4156-3506
Fax (040) 4156-3452
E-Mail: gremienbuero@ndr.de
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Maren
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Re: "Anschlag im Irak 30 Tote - kein Wort im TV"

Beitrag von Maren »

Von: Christoph.Hauser@swr.de
Betreff: Ihre E-Mail vom 4. Januar 2017

Sehr geehrter Herr Moser,

vielen Dank für Ihre Zuschrift vom 4. Januar 2017.

Im vorliegenden Fall sind wir jedoch, anders als Sie, nicht der Meinung, dass Carsten Kühntopp „dreist die Unwahrheit“ verbreitet:

1) Dass „das irakische Fernsehen“ nicht über die Anschlagswelle Ende 2016/Anfang 2017 im Irak berichtete, wie von Ihnen behauptet, hat Herr Kühntopp in seinem Bericht nicht geschrieben. Stattdessen stellte er fest, dass der Sender „Al-Iraqiya“ am 2. Januar 2017 nicht über das Attentat in Sadr-Stadt berichtete. Dies entsprach zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts den Tatsachen.

2) Sie stellen fest, dass Herr Kühntopp „unterschlagen“ habe, dass in Najav vor allem Schiiten wohnen. Herr Kühntopp hat dies nicht unterschlagen, sondern bewusst nicht angeführt. Um zu berichten, dass der IS einen Kontrollpunkt der Polizei in der Nähe von Najav überfallen hat, ist es unerheblich, welche Konfessionszugehörigkeit die in Najav lebenden Menschen haben. Dass der sunnitische IS Schiiten als Apostaten und Häretiker sieht und sie auch aus diesem Grund angreift, ist bekannt und wird in unserer Nahost-Berichterstattung immer wieder thematisiert. Im konkreten Fall war es journalistisch einwandfrei, dies nicht zu erwähnen.

3) Sie behaupten, Herr Kühntopp unterschlage, dass „in Mossul schwerste Kriegsverbrechen beim Kampf gegen den IS durch die Verbündeten der IS-Koalition“ begangen worden seien. Dies ist nicht richtig, denn das Thema des von Ihnen beanstandeten Berichts war eine Terrorwelle, mit der der IS den Irak überzogen hatte. Gegenstand dieses Berichts war nicht, ob bei der Offensive zur Rückeroberung von Mossul Kriegsverbrechen begangen wurden bzw. werden. Die Frage, ob bei den Kämpfen im Irak womöglich Kriegsverbrechen begangen wurden und von wem, hat bei unserer Berichterstattung in der Vergangenheit immer wieder eine Rolle gespielt. Dies war aber nicht das Thema, um das es in dem Bericht von Herrn Kühntopp ging.

4) Sie behaupten, Herr Kühntopp habe unterschlagen, dass „durch die Bombardierung Mossuls durch die US-Koalition bereits tausende Zivilisten ums Leben“ gekommen seien. Für diese Tatsachenbehauptung führen Sie keinen Beweis an. Nach allem, was derzeit über den Verlauf der Offensive zur Rückeroberung von Mossul bekannt ist, ist es schlicht nicht der Fall, dass die Luftangriffe „tausende Zivilisten“ das Leben gekostet haben. Uns ist beispielsweise keine seriöse Menschenrechtsorganisation wie Amnesty International oder Human Rights Watch bekannt, die dies bisher behauptet hätte.

5) Ihre Behauptung, wir würden unsere Berichterstattung so lenken, dass es nicht zu „Demonstrationen vor der US-Botschaft kommen könnte“, ist falsch. Wir machen für keine Seite oder Sache Stimmung; wir setzen auf objektive Berichterstattung darüber. Allein das ist unser Auftrag – und den erfüllen wir.

Aus den oben angeführten Gründen weisen wir Ihre Beschwerde als unbegründet zurück.

Abschließend weise ich darauf hin, dass Sie gemäß § 20 Absatz 3 SWR-Hauptsatzung den zuständigen Ausschuss anrufen und die Beratung der Beschwerde beantragen können. Der zuständige Ausschuss ist in diesem Falle der Fernsehausschuss des Rundfunkrats.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Christoph Hauser
Programmdirektor
Information, Sport, Film, Service und Unterhaltung

SWR
Südwestrundfunk
Hans-Bredow-Straße
76530 Baden-Baden
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