Programmbeschwerde: Neue Beispiele für Manipulation

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Maren
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Programmbeschwerde: Neue Beispiele für Manipulation

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: Neue Beispiele für Manipulation

Sehr geehrte Damen und Herren des NDR Rundfunkrates,
sehr geehrter Herr Intendant,

in Treue fest unterschied ARD-aktuell auch in der Weihnachtszeit zuverlässig zwischen Gut und Böse. Die Redaktion gönnte sich keine „besinnliche“ Pause bei ihrer gepflegten Meinungsmache, sondern tischte wieder bemerkenswerte Festtagsbraten auf. Wer wollte sich da schon beschweren?

Wir natürlich.

... Die Gefechte um das syrische Aleppo sind beendet, doch in den Gebieten rund um die Stadt setzen die Regierungstruppen ihre Angriffe offenbar fort. So berichteten Menschenrechtsgruppen von Luftangriffen auf Regionen westlich von Aleppo, die nach wie vor von Rebellen gehalten werden. Demnach wurden bis zu sieben Menschen getötet. Bereits am Freitag sei dieses Gebiet bombardiert worden. ... Auch in Aleppo ... seien Sprengsätze explodiert. Drei Menschen wurden demnach getötet und rund 30 verletzt. Die Sprengsätze waren vermutlich von Rebellen in den Häusern zurückgelassen worden. ...
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/syrien-aleppo-145.html

Unsere Hervorhebungen sollen auf die agitatorische Tendenz dieser Nachricht verweisen: Die syrische Armee: Angreifer, bombt einfach weiter. (Namenlose!) Menschenrechtsgruppen berichten: Fingerzeig, was von dem Geschehen zu halten ist. Sprengsätze explodieren, vermutlich von Rebellen. Ja von wem denn sonst? Nicht von mörderischen Terroristen, nein? Was der französische Außenpolitiker Jacques Myard (Les Républicains) im Interview mit dem Deutschlandfunk feststellte, kommt jedenfalls nicht über die Lippen eines Tagesschau-Sprechers:
„Unter den Rebellen in Aleppo befindet sich kein einziger Demokrat. Das sind alles Terroristen im realen Sinne des Wortes.“
Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/anschlaeg ... _id=374651

Bis zum letzten Sprengsatz bleibt ARD-aktuell vielmehr bei dem heuchlerisch verlogenen Narrativ der Westlichen Werte-Gemeinschaft WWG: Aleppo ist demnach nicht von einer fürchterlichen, mörderischen Terroristenbesatzung befreit worden, sondern syrische und russische Truppen haben die (gemäßigten) Rebellen zu Vertriebenen gemacht und Kriegsverbrechen begangen...

Von den „Guten“, also den Tätern in der West-Allianz, darf das natürlich unter keinen Umständen berichtet werden, nicht mal vom inzwischen etwas weniger beliebten NATO-Partner Türkei. Die WWG-Allianz bombardiert zwar – im Unterschied zu den Russen – in Syrien zweifellos völkerrechtswidrig und geht mindestens ebenso rücksichtslos vor, aber sie kämpft ja angeblich gegen IS-Terroristen – und die ermorden bekanntlich ihre Opfer grausamst, während Aleppos Rebellen ihre Opfer nur ganz zartfühlend neutralisierten, nicht?

Deshalb hat die ARD-aktuell-Berichterstattung auch eine völlig andere Geschmacksnote, vulgo: Tendenz:

...Bei den Gefechten nahe der Stadt Al Bab an der Grenze zur Türkei seien 138 Mitglieder der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) getötet worden... Die Türkei führt seit Ende August zusammen mit syrischen Rebellen eine Offensive gegen den IS in Nordsyrien. Die von Ankara unterstützten Kämpfer eroberten seitdem Dscharablus, Al Rai und vor allem Dabik vom IS zurück. Der Kampf um die strategisch wichtige Stadt Al Bab dauert seit Wochen an... http://www.tagesschau.de/ausland/syrien-un-117.html

Dass hier unter westlicher und speziell türkischer Regie die eine terroristische Soldateska gegen die andere terroristische Soldateska antritt, wird in den ARD-Darstellungen nicht erkennbar. Und nicht ein Wort fällt darüber, dass der westliche Bombenkrieg in Al Bab sowie im syrischen Nordosten bereits hunderte von Zivilisten das Leben gekostet hat. Ihr Tod ist eben nur ein Kollateralschaden. Der aber hat für ARD-aktuell keine nachrichtliche Relevanz, weil von der WWG im Namen von Freiheit, Demokratie, Menschenrechten und "Krieg gegen den Terror" verursacht, nicht aber um den syrischen Nationalstaat zu erhalten, der, neben Iran, als einziger Mittelost-Ölproduzent noch nicht unter der Fuchtel des US-Imperiums steht.

Unsere Kritik ist als generell zu verstehen, nicht nur auf Syrien bezogen. Beispiel Ukraine: Über die dortige Entwicklung - oft genug haben wir es moniert - hüllt sich ARD-aktuell in geradezu penetrantes Schweigen. Was nämlich in der Ukraine geschieht, passt nicht in das WWG-Bild eines aus Russlands Klauen befreiten, demokratischen, nunmehr rechtsstaatlich einwandfrei verfassten und friedlichen Landes. Dass das faschistoide Regime Poroschenko in der Tat einen grausamen Krieg gegen die eigene Bevölkerung führt, findet in den Nachrichten von Tagesschau &Co. keine bewusstseinsprägende nachdrückliche Erwähnung, nicht einmal dann, wenn Kiews Truppen selbst erhebliche Verluste erleiden:

About 100 Pro-Kiev Fighters Were Killed In Clashes In Eastern Ukraine. Quelle: https://southfront.org/over-100-pro-kie ... n-ukraine/

Auch das wüste Treiben der einst als Merkel-„Freundin“ und Demokratie-Heldin gefeierten Oligarchin Timoschenko ist längst keinen Bericht mehr wert. Damit wird ebenso sorgfältig hinterm Berg gehalten wie mit Informationen über eine andere Ikone: Die dank westlicher NGOen und Medien, darunter ARD-aktuell, zeitweilig berühmte vormalige Kampfpilotin und jetzige Parlamentsabgeordnete in Kiew, Nadeschda Sawtschenko ( ( https://de.wikipedia.org/wiki/Nadija_Sawtschenko ) hat nach ihrer Verurteilung und kurzen Haft in Russland, nach Freilassung, Aufnahme ins Kiewer Parlament und Reklametourneen in Westeuropa von ihrem Leben in der „demokratischen“ Ukraine die Nase voll. Sie beklagt Korruption, Gemeinheit und „Sodomie“ des Westens in ihrer ukrainischen Heimat und sucht für sich und ihre Familie ein neues Zuhause. Und wo? In Russland. Dort hofft sie auf Sicherheit, Ordnung, Klarheit und vor allem: Arbeit. Quelle: http://matveychev-oleg.livejournal.com/4663499.html

Passend zur von ARD-aktuell verbreiteten Feiertagsfrömmelei verweisen wir (statt eines eigenen Kommentars) auf einen biblischen Autor: Im Himmel ist mehr Freude über einen Sünder, der Buße tut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen. Quelle: Lukas, 15,7.

Dass ARD-aktuell auch im Fall Sawtschenko keine saubere Nachfolge-Berichterstattung für geboten hielt und konsequenter, korrekter Journalismus von Dr. Gniffkes Qualitätsbetrieb eben nicht zu erwarten ist, versteht sogar der Bundespräsident in spe, Frank-Folter Steinmeier:

„... Der Meinungskorridor war schon mal breiter. Der Konformitätsdruck in den Köpfen der Journalisten scheint mir ziemlich hoch...." Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infos ... wards.html

Prost.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: Neue Beispiele für Manipulation

Beitrag von Maren »

Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail vom 27. Dezember 2016

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 27. Dezember 2016 kritisieren Sie erneut die Syrien-Berichterstattung von ARD-aktuell.

Ich habe die verantwortliche Redaktion gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_Syrieny_geschwärzt.pdf
(2.04 MiB) 928-mal heruntergeladen
Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: Neue Beispiele für Manipulation

Beitrag von Maren »

PB vom 27. Dezember 2016

Sehr geehrte Rundfunkräte,

noch immer versucht der NDR-Anstaltsvertreter Herr Dr. Gniffke die Lüge von den"Rebellen" bzw. "moderaten Rebellen" zu verteidigen. Das Nachrichten-Magazin "Telepolis" merkte zu diesem Thema an:

"Es war ein großer Schwindel an der Öffentlichkeit, dass Politiker und große Medien die al-Nusra-Front und Ahrar al-Sham im Kampf um Aleppo als "Rebellen" zu verkaufen suchten. Dabei spielte Geld keine geringe Rolle, nämlich Millionen Dollar aus Katar, die eingesetzt wurden, um Dohas Schützlinge - und die eigene Rolle im Spiel - gut zu präsentieren.

Experten aus US-Think Tanks, zu denen Katar gute Beziehungen hat, machten interpretatorische Vorgaben, die von westlichen Medien bereitwillig übernommen wurden. Dazu gehörte, die al-Qaida-Miliz al-Nusra-Front und ihre Kampfverbündeten von der Ahrar al-Sham als Teil einer Widerstandsbewegung zu schildern, die im Mondscheinlicht der Verallgemeinerungen als "gute Opposition" den wahren Schurken al-Assad und Putin gegenübergestellt wurde.

Einer dieser Think Tanks, die mit Millionen aus Katar begünstig werden, ist das Brookings Doha Center, ein Ableger des US-Think Tanks Brookings Institution. Charles Lister, ein britischer Syrien-Spezialist mit exzellenten Verbindungen nach Washington und zu US-Publikationen, war als visiting fellow für das Brookings Doha Center tätig. Er setzte sich beständig dafür ein, dass die syrische Opposition sehr viel stärker mit Waffen unterstützt werde und dass sie in gutem Licht dargestellt wird."

https://www.heise.de/tp/features/Syrien ... 03363.html

Eine weitere Bankrotterklärung des ehrenwerten Dr. Gniffke: Er räumt ein, auch über Ereignisse in Syrien zu berichten, von denen er nicht weiss, ob sie tatsächlich stattfanden. Es reiche aus, wenn er dabei auf die Möglichkeit des Ereignisses hinweise.

Der Blog "Spiegelkabinett" hat sich mit diesem Phänomen befasst:

"Die deutschen Qualitätsjournalisten haben ein fest gefügtes Weltbild. Dem haben sich die Weltenläufte unterzuordnen, so ihre Diktion. Weil sich aber nun einmal die Weltgeschehnisse nur sehr selten den Wünschen und Glaubensbekenntnissen der Journaille unterordnen, gibt es selten Nachrichten, die diesem Weltbild entsprechen. Was also tun, wenn die Fakten anders sind, als man sie gern hätte?

Da hilft die deutsche Sprache den Welterklärern aus der Patsche. Der Konjunktiv ist die Rettung des Mainstream. Ganz einfach, man berichtet nicht mehr darüber, was ist, sondern darüber, was sein könnte.

Mittlerweile gibt es auf der ganzen Welt Organisationen, die sich darauf spezialisiert haben, den Journalisten das zu liefern, was sie so dringend benötigen. In der Berichterstattung über den Krieg in Syrien hilft der versammelten Berichterstatter-Elite, die keine Ahnung hat von dem, was sich dort wirklich ereignet, die sich aber gleichzeitig scheut, selbst vor Ort zu recherchieren, das - vom Geheimdienst ihrer majestät betriebene - Ein-Mann-Unternehmen "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" aus der Bredouille. Quasi der institutionalisierte Konjunktiv.

Die Tagesschau hat sich extra einen Textbaustein gebastelt, den sie auf ihren Seiten immer dann, wenn von dem Herrn aus London die Rede ist, in den Text einblendet:
Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Syrian Observatory for Human Rights, SOHR) sitzt in Großbritannien und will Menschenrechtsverletzungen in Syrien dokumentieren. Die Informationen der Beobachtungsstelle lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Was man uns damit sagen will, entspricht in etwa dem Wortlaut: "Wir wissen nicht was passiert ist, wir wissen nicht einmal, ob überhaupt etwas passiert ist, aber wir berichten schon mal darüber"

Zur Ukraine-Berichterstattung: Wenn wir den ehrenwerten Herrn Dr. Gniffke richtig verstehen, will er uns sagen: Weil fast alle Medien nichts über die Ukraine berichten, übt auch er über sie Stillschweigen. "Mainstreamgelenkte Medien" hört sich in der Tat ehrlicher als unabhängiger öffentlich-rechtlicher Rundfunk an.

F. Klinkhammer V.Bräutigam

P.S.: Dr. Gniffke will ARD-aktuell um ein Ressort zur Früherkennung sog. Fake-News erweitern.

https://www.heise.de/tp/features/ARD-Pa ... 04024.html
Die Absicht des Chefredakteurs qualifiziert ihn zum König der Realsatire. Er nutzt die Erkenntnis, dass Fake-News immer nur die anderen liefern. Denn er ist schließlich ein ehrenwerter Journalist.
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: Neue Beispiele für Manipulation

Beitrag von Maren »

Gesendet: Mittwoch, 08. November 2017 um 09:58 Uhr
Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerden

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

der Rundfunkrat hat sich in seiner Sitzung am 27.10.2017 mit Ihren nachfolgend aufgeführten
Programmbeschwerden befasst:

Programmbeschwerde vom 30.10.2016 über die Meldung „Abstimmung in New York: Russland
nicht mehr in UN-Menschenrechtsrat“ in der Sendung „Tagesschau“ vom 28.10.2016

Programmbeschwerde vom 12.11.2016 über den Artikel „UN-Bericht zur Lage in Syrien:
Aleppo droht Hungerkatastrophe" vom 10.11.2016 auf „tagesschau.de“

Programmbeschwerde vom 10.11.2016 über die Berichterstattung zur Wahl Donald Trumps
zum US-Präsidenten in der Sendung „Tagesschau“ vom 09.11.2016

Programmbeschwerde vom 14.11.2016 über die Artikel „Trump und die Medien: ‚Profiteur
einer veränderten Medienwelt‘“ vom 10.11.2016 und „Trumps Personalentscheidungen:
Einmal Establishment, einmal Brandstifter“ vom 14.11.2016 auf „tagesschau.de“

Programmbeschwerde vom 12.11.2016 und 14.11.2016 (korrigierte Fassung) über den Artikel
„Verhältnis zwischen Trump und Putin: Ziemlich beste Kumpel – vielleicht“ vom 10.11.2016
auf „tagesschau.de“

Programmbeschwerde vom 27.12.2016 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über den
Konflikt in Syrien


Programmbeschwerde vom 27.12.2016 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über den
Konflikt in Syrien und darüber, Fehler nicht eingeräumt und nicht korrigiert zu haben

Programmbeschwerde vom 11.01.2017 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über
das Dreikönigstreffen der FDP

Mit den oben aufgeführten Programmbeschwerden hatten Sie sich an den Rundfunkrat des
Norddeutschen Rundfunks gewandt und einen Verstoß gegen den NDR-Staatsvertrag geltend
gemacht.

Nach intensiver Diskussion, der jeweils eine ausführliche Beratung im Programmausschuss bzw.
im Rechts- und Eingabenausschuss vorausgegangen war, und sorgfältiger Prüfung der
Sachverhalte weist der Rundfunkrat Ihre Programmbeschwerden zurück. Der Rundfunkrat kann in
keinem der oben genannten Fälle einen Verstoß gegen die für den NDR geltenden Rechtsvorschriften
feststellen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
_____________________________
NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
Gremienbüro
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Tel. (040) 4156-3506
Fax (040) 4156-3452
E-Mail: gremienbuero@ndr.de
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