Jemen

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Maren
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Beitrag von Maren »

Jemen

http://www.tagesschau.de/ausland/jemen- ... e-105.html

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Intendant,

die Nachrichten der ARD-aktuell über den Krieg und das Massenmorden im Jemen sind desinformativ, verfälschend, oberflächlich und einseitig, sie folgen der transtlantischen Leitnie der Redaktion. Trotz der brutalen Bombardements unter Führung der Saudis, trotz der hohen Zahl von Opfern wie im Krieg gegen Syrien sind die „Informationen“ seitens ARD-aktuell vergleichsweise dürftig. Der Grund: Das völkerrechtswdrige Massenmorden findet in der alleinigen Verantwortlichkeit des „Westens“ satt, die Saudis und ihre fürstlichen arabischen Kumpane sind allein seine Schweinhunde, mit ihrer Schlächterei lässt sich keine Stimmung gegen Russland machen, denn Russland ist nicht beteiligt.

Kleine Statistik: Zum Syrienkonflikt gibt es von ARD-aktuell in der Zeit zwischen 15. und 18. November 20 Meldungen, Berichte und Filme, alle weisen russland- und syrienfeindliche Akzente auf. Die Nöte der Zivilbevölkerung werden (mittels Filmen von terrorverdächtigen Aktivisten der Schwenck-Kompanie) in den Vordergrund gerückt, der human touch kommt nie zu kurz, hingegen wird kein Wort verloren über die materielle und politische Unterstützung der Terroristen durch Obama, Merkel und Co. Dass das Eingreifen der Russen ein Beitrag zur Befreiung der geplagten Bevölkerung vom Dschihadistenterror ist, findet vollends keinerlei Niederschlag bei dieser Form von medialem Missbrauch und Publikumsverachtung.

Über den Jemen gab es im gesamten November (bis 18.11. 16) gerade einmal 3 (!!) Meldungen. Dabei versuchen die Saudis seit fast zwei Jahren, das Land mit logistischer Unterstützung der verbündeten "Westlichen Werte-Demokraten" aus USA, Frankreich, Großbritannien und Deutschland – mit mit deutschen Waffen – in die Steinzeit zurückzubomben. Dass Dr. Gniffke dazu weitgehend Stillschweigen wahren lässt, zeigt einmal mehr seinen komplizenhaften Anschluss an die Corporate Media und die regierungshörige journalistische Ausrichtung.

Die heute, am 18.11. 16 verkündete Waffenruhe hat die Berichtsfrequenz zwar geringfügig erhöht, aber einen korrekten, informativen, brauchbaren Überblick über die Situation lieferte ARD-aktuell deswegen trotzdem noch nicht.

Behauptet wird, der Iran unterstütze die Huthi-Rebellen. Damit übernimmt ARD-aktuell eine Propagandaformel, die nicht bewiesen ist.

"Im Jemen kämpfen seit September 2014 Truppen des gewählten und international anerkannten sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi gegen die vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen und andere Milizen..." heisst es weiter. Das ist falsch: Hadi war mit geradezu realsozialistischen 99,3 % der Stimmen Präsident geworden, am 22. Januar 2015 aber vom Amt des Staatspräsidenten zurückgetreten. Ohne Neuwahlen hatte er sich einen Monat später wieder zum Präsidenten ernannt. Wenn ARD-aktuell hieraus einen "gewählten und international anerkannten" Präsidenten macht, zeigt sich ein bemerkenswert eigenwilliges Rechts- und ein verkommenes Demokratieverständnis.

In der hier kritisierten Meldung wird die Beteiligung des IS am Kampf gegen die Huthi-Rebellen unterschlagen. Dr. Gniffke verschweigt sie, um die Mitwirkung und Verantwortung des Westens bei der Entstehung und Organisation des IS und die fallweise gepflegte Kumpanei mit dieser Mörderbande zu bemänteln. Deutsche Zuschauer könnten sonst gar zu viele und zu problematische Fragen stellen.

"Sie (die Saudis) werden von den USA unterstützt. Doch auch mit Tausenden Angriffen gelang es nicht, die Huthis aus der Hauptstadt Sanaa zu vertreiben. Stattdessen wurden wiederholt Schulen, Märkte, Krankenhäuser und Wohnhäuser getroffen".

Diese Sprache ist verräterisch: "Huthis vertreiben" ist abfällig und heisst mit anderen Worten: Die Huthis werden von den militärisch hoch überlegenen Saudis zu Recht bombardiert. „Es wurden getroffen“ ist eine wunderbar verschleiernde Sprache im Passiv, sie lässt so schön offen, dass „es“ der Zufall gewesen sein könnte, der hier zur Zerstörung von ein paar Gebäuden und Anlagen führte; dass Saudis und Kumpane hier immer wieder Massaker anrichteten, dass sie aktiv und vorsätzlich Kriegsverbrechen begingen, muss nicht so deutlich gesagt werden, nein? Dass da ein paar Krankenhäuser getroffen werden kann schon mal vorkommen? Ja, Jemen ist nicht Syrien, da macht ARD-aktuell schon feine Unterschiede...

Wie wenig ARD-aktuell das Schicksal jemenitischer Menschen kümmert, zeigt sich nicht nur an der unvollständigen und oberflächlichen Berichterstattung, sondern auch an der dabei gewählten Reihenfolge darzustellender Gegebenheiten. Verschwiegen wird der Ausbruch der Cholera, und die hohe Anzahl von Binnenflüchtlingen findet ebenfalls keine Erwähnung.Man kann sie ja eh nur nach Hunderttausenden schätzen, nicht?. Erst ganz am Schluss der Meldung steht in dürren Worten eine Bemerkung über die zivilen Opfer des Krieges, sie wirkt wie ein Ausdruck von als lästig empfundener Pflichterfüllung. Unübersehbar der Unterschied zur Syrienberichterstattung: In Syrien fällt, so könnte man meinen, jede zweite Bombe auf ein Krankenhaus und der Rest auf Kindergärten, auch in Gebieten ohne solche Einrichtungen, aber immer mit dicken Schlagzeilen bei ARD-aktuell... Beispielhaft die neueste Meldung auf "Tagesschau.de"

http://www.tagesschau.de/ausland/syrien ... o-101.html

Ein Human-touch-Propaganda-Filmchen vom terrornahen Medieninstitut AMC (Herr Schwenck war wieder zu feige, sich selbst in Ost-Aleppo umzusehen!), mit dem Verweis auf - wie so oft - völlig unglaubwürdige Quellen, die mit ihren Zahlen sogar noch den Kleiderhändler aus Coventry unterbieten. Unverhüllt propagandistischer kann Journalismus nicht sein.

Die Jemen-Berichterstattung ist skandalös defizitär und berücksichtigt nicht die Programmrichtlinien des NDR-Staatsvertrags.

F. Klinkhammer V. Bräutigam
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Maren
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Re: Jemen

Beitrag von Maren »

Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail vom 19. November 2016
Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 19. November 2016 kritisieren Sie die Berichterstattung von ARD-aktuell über den Krieg im Jemen.

Ich habe die verantwortliche Redaktion gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_Jemen2_geschwärzt.pdf
(1.41 MiB) 956-mal heruntergeladen
Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor
Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
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Maren
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Re: Jemen

Beitrag von Maren »

PB vom 19. November 2016 - Jemen

Sehr geehrte Herrschaften des Rundfunkrates,

in unserer Programmbeschwerde vom 19.11.2016 hatten wir kritisiert, dass die Berichterstattung von ARD-aktuell über den Krieg im Jemen „desinformativ, verfälschend, ober­flächlich und einseitig“ ist. Insbesondere bemängelten wir die im Vergleich zum Syrien-Krieg zu geringe Anzahl von Berichten über den Jemen. Journalistisch vertretbare Gründe gibt es dafür nicht, der Krieg der Westlichen Wertegemeinschaft WWG unter Führung der USA und Saudi-Arabiens im Jemen wird ebenso kriegsrechtswidrig geführt wie der in Syrien, seine Zerstörungen und seine Opfer an Menschenleben sind nicht minder groß und der geostrategische Interessenkonflikt ist es ebenfalls nicht. Es verbleiben als Gründe für die unübersehbaren Informationsdefizite also nur die „regierungshörige und transatlantische Ausrichtung" der Redaktion.

Schon die Berufung darauf, dass das Auswärtige Amt Berlin Machthaber Hadi als Präsidenten des Jemen betrachtet und ARD-aktuell diese illegitime Sichtweise plakativ übernimmt, zeigt die bedenkenlose Regierungsfrömmelei der "Qualitätsjournalisten".

Der Anstaltsinsasse Dr. Gniffke versteigt sich zu der Realsatire, ARD-aktuell berichte objektiv über den Jemen-Krieg; da es keine deutschen Korrespondenten im Jemen gebe, seien häufigere Berichte nicht möglich.

Hier zeigt sich die ganze gedankliche und argumentative Armut dieser Redaktionsleitung. In Aleppo halten sich ebenfalls keine deutschen Korrespondenten auf, weils angeblich zu gefährlich sei, hörten wir von diesem Herrn, deshalb müsste ARD-aktuell von Kollaborateuren der Terroristen die notwendigen Informationen und Filmmaterial kaufen, um über die Lage berichten zu können. In Sanaa im Jemen sind demnach solche Lumpen nicht zu finden, die mit deutschen Rundfunkgebühren geschmiert ihre schmutzigen Propagandafilmchen liefern, zur Erbauung des Fernsehpublikums übers wüste Kriegsgeschehen im Jemen? Oder ist die Schmiergeldkasse für hautnahe Terrorismusinformation infolge der Ausgaben für Aleppo schon geleert?

ARD-aktuell, der wichtigste TV-Nachrichtensender der Republik, bleibt also lieber abhängig von dem einseitigen und grottenschlechten Material der prowestlichen Agenturen?

So also werden Desinformation und Einseitigkeit organisiert und garantiert. Denn, das wissen wir von ihm selbst, Dr. Gniffke erklärt alle alternativen Quellen a priori für nicht seriös und lässt sie folglich außer Betracht. Dass er dann, wenn er von den Herausgebern solcher Quellen aufgefordert wird, sein Votum gefälligst zu begründen, in aller Öffentlichkeit den Schwanz einzieht, das, denkt er vermutlich, merkt wohl keiner...

ARD-aktuell kommt seinem Programmauftrag und der Verpflichtung zu umfassender Berichterstattung auch im Hinblick auf den Jemen-Krieg nicht nach. Wir bleiben bei unserer Kritik.

F. Klinkhammer und V. Bräutigam
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Maren
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Re: Jemen

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerden

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

der Rundfunkrat hat sich in seiner Sitzung am 01.12.2017 mit Ihren nachfolgend aufgeführten
Programmbeschwerden befasst:

Programmbeschwerde vom 03.11.2016 über den Artikel „Weitere Waffenruhe für Aleppo:
Moskau will Luftangriffe am Freitag aussetzen“ vom 02.11.2016 auf „tagesschau.de“

Programmbeschwerde vom 17.11.2016 über die Berichterstattung über den Internationalen
Strafgerichtshof in Den Haag in der Sendung „Tagesschau“ vom 16.11.2016

Programmbeschwerde vom 19.11.2016 über den Artikel „Koalition setzt Angriffe aus:
Brüchige Feuerpause im Jemen“ vom 19.11.2016 auf „tagesschau.de“


Programmbeschwerde vom 02.01.2017 über die Meldung „Nach Hacker-Vorwürfen:
Spannungen zwischen den USA und Russland“ in der Sendung „Tagesschau“ vom 30.12.2016

Programmbeschwerde vom 07.01.2017 über die Meldung „Treffen mit US-Geheimdiensten:
Trump will gegen Cyberangriffe vorgehen“ in der Sendung „Tagesthemen“ vom 06.01.2017

Programmbeschwerde vom 11.01.2017 über den Artikel „Russische Hacker am Werk? BSI
warnt Parteien vor Cyberangriffen“ vom 20.09.2016 auf „tagesschau.de“

Programmbeschwerde vom 05.02.2017 über die Ukraine-Berichterstattung von ARD-aktuell

Programmbeschwerde vom 15.02.2017 über die Berichterstattung auf tagesschau.de über
belagerte syrische Städte

Programmbeschwerde vom 21.02.2017 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über die
Lage in Montenegro

Programmbeschwerde vom 26.02.2017 über die Berichterstattung auf tagesschau.de über
Äußerungen von Kanzlerkandidat Martin Schulz zur Agenda 2010

Mit den oben aufgeführten Programmbeschwerden hatten Sie sich an den Rundfunkrat des
Norddeutschen Rundfunks gewandt und einen Verstoß gegen den NDR-Staatsvertrag geltend
gemacht.

Nach intensiver Diskussion, der jeweils eine ausführliche Beratung im Programmausschuss bzw.
im Rechts- und Eingabenausschuss vorausgegangen war, und sorgfältiger Prüfung der
Sachverhalte weist der Rundfunkrat Ihre Programmbeschwerden zurück. Der Rundfunkrat kann in
keinem der oben genannten Fälle einen Verstoß gegen die für den NDR geltenden
Rechtsvorschriften feststellen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
_____________________________
NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
Gremienbüro
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Tel. (040) 4156-3506
Fax (040) 4156-3452
E-Mail: gremienbuero@ndr.de
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