ARD & ZDF Teletext: Syrische Opposition wirft UN-Vermittler Parteilichkeit vor

[Maren]

ZDF-Teletext "Syrische Opposition wirft UN-Vermittler Parteilichkeit vor" sowie ARD-Teletext "Syrien: Vorwürfe gegen de Mistura" vom 30.01.2016

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"Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich adressiere dieses Schreiben an Ihre beiden Redaktionen, da ich davon ausgehe, basierend auf dem Inhalt in beiden Meldungen, dass diese auf derselben Quellenlage beruhen, welche Sie, die Redaktion des ZDF, dankenswerterweise in etwas größerem Detail wiedergegeben haben.

Beide Teletext-Einträge berufen sich im Kern auf die Aussagen eines Herrn Chaled Chudscha, des "Anführers des Oppositionsbündnisses der Syrischen Nationalen Koalition". Ich nehme an, hiermit ist die "Syrian National Coalition", kurz SNC, gemeint, welche bis zur Bildung des Hohen Verhandlungskomittees in Riad Mitte Dezember letzten Jahres die politische Opposition im Exil bei den Verhandlungsrunden in Genf 2012 und 2014 vertrat. Es wird sinngemäß sein Vorwurf der "Parteilichkeit" für die "iranische Agenda" - so die Wortwahl beim Teletext-Eintrag des ZDF - zitiert.

Was hierbei ungenügend zur Sprache kommt, sind mehrere Umstände: Einmal vertritt formell nur das Höhere Verhandlungskomittee, englisch "High Negotiation Committee", Kürzel HNC, das Oppositionsbündnis, zu dem auch die SNC gehört. Als Vorsitzender des SNC spricht Herr Chudscha somit nicht für die Gesamtheit der Gruppe, welche überhaupt in die jetzt anlaufenden Verhandlungen geschickt wird. Sowohl bei der SNC als auch beim HNC ist der Umstand offensichtlich, dass diese finanziell gesponsort und politisch unterstützt werden gerade von zwei Mächten in der Region, nämlich der Türkei und Saudi-Arabien.

Das ZDF nennt die arabische - richtiger: saudi-arabische - Zeitung Al-Sharq Al-Awsat als Quelle der Zitate des Herrn Chudscha. Und vergisst dabei zu erwähnen, dass diese Zeitung einem Mitglied des Königshauses al-Saud gehört. Dass diese Zeitung dementsprechend die als chronisch paranoid zu bezeichnende Angst vor der "Agenda" des saudischen Rivalen Iran selbst bei den supranationalen Vereinten Nationen beschwört und somit eins zu eins der Propaganda-Linie des saudischen Königreiches entspricht, ist da nicht wirklich überraschend. Dass dieser Hinweis auf die Einbettung dieser Zeitung fehlt muss ich als fahrlässig bezeichnen.

Irreführend ist auch, wie Sie, sowohl die Redaktion des ZDF als auch der ARD, den Namen von Khaled Khoja, wie er im englischen Artikel der fraglichen Zeitung ausgeschrieben wird, ins Deutsche übertragen haben. Eine Nachforschung, um wen es sich hierbei handelt, erschwert dies unnötig. Zu ihm ist zu lesen, dass er seit Jahren im Exil lebt und generell persönliche Vorbehalte gegen die syrische Regierung hegt, was einerseits verständlich sein mag angesichts seiner Verhaftungen unter dem damaligen Präsidenten Hafez al-Assad, was jedoch gleichzeitig dessen Unparteilichkeit in der
syrischen Frage schwer in Zweifel zieht. Sein Vorwurf der Parteilichkeit an die Gegenseite, zusammen mit der durchsichtigen Agenda des Blattes, in welchem er diesen vorträgt, wird dadurch noch zusätzlich entwertet.

Ich bitte Sie, die Redaktion des ZDF sowie die Redaktion der ARD, bei Zitaten aus Quellen dieser Art entsprechende Informationen nicht vorzuenthalten und sich eher an die originale, lateinische Schreibweise von Eigennamen in der Ursprungsquelle zu halten.

Ich wünsche Ihnen weiters noch ein gutes Wochenende.

Mit freundlichen Grüßen,

XXX"