ZDF - Drama in Madaja

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Maren
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ZDF - Drama in Madaja

Beitrag von Maren »

ZDF-Online Artikel "Drama in Madaja" vom 10.01.2016
sowie
Teletext-Meldung "Syrische Stadt Madaja Hilfslieferung für Hungernde eingetroffen" vom 11.01.2016

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sowohl im oben benannten Online-Artikel als auch der Teletext-Meldung wird von "40.000 Menschen im Ort Madaja" gesprochen, welcher seit einem halben Jahr belagert wird. Es wird ebenso auf eine Hilfslieferung verwiesen, welche im Oktober letzten Jahres durch die UN stattfand. Der von der UN verfasste bericht hierzu wurde am 19. Oktober 2015 veröffentlich, und lässt ich hier finden: http://www.un.org/apps/news/story.asp?N ... pO61fkrKUl

Dort ist prägnant davon die Rede, dass die Hilfslieferungen, als Teil eines im September desselben Jahres getroffenen, durch die UN vermittelten Abkommens zu einer Waffenruhe zwischen syrischer Regierung und Aufständischen, nicht nur an Madaja gehen sollten, sondern auch an das benachbarte Zabadani sowie die von diesen etwa 360 Km Autofahrt entfernten Orte Al-Fu'ah und Kafriya. Letztere beide werden von Aufständischen der Jaish al-Fatah, der "Armee der Eroberung" belagert, in deren Reihen islamistische Gruppierungen wie Ahrar al-Sham, die "Freien Männer der Levante", sowie die Jabhat al-Nusra, die "Unterstützungsfront", der Ableger al-Qaidas in Syrien, stark vertreten sind. International gilt sie als Terror-Organisation, und erst kürzlich hatte Außenminister Frank-Walter Steinmeier Jabhat al-Nusra ausdrücklich verurteilt.

Im obigen UN-Bericht ist von einer Gesamtzahl an Menschen in allen vier Orten - Zabadani, Madaja und Al-Fu'ah, Kafriya - von 30.000-40.000 die Rede. Es ist anzumerken, dass in Kriegszeiten die genaue Erfassung der an verschiedenen umkämpften Orten ansäßigen Bevölkerung denkbar schwierig ist, jedoch erscheint es mehr als unglaubwürdig, dass Madaja allein diese Zahl innerhalb weniger Monate so massiv übertreffen würde. Wenn man nun spekuliert, dass in der Zwischenzeit weitere Menschen die Flucht ergreifen, so erscheint eine seit langer Zeit belagerte Stadt mit prekärer Versorgungssituation, welche das von der UN vermittelte Abkommen entscheidend angeregt hatte, als denkbar schlechtester Zielpunkt zur Flucht.

In der Zwischenzeit haben die Aufständischen jedenfalls die Kontrolle über einen der vier Orte, Zabadani, verloren. Gemäß der letzten öffentlich einsehbaren, in Friedenszeiten ausgeführten Volkszählung, die 2004 stattfand, betrug die Gesamtbevölkerung der verbliebenen drei Orte, Al-Fu'ah, Kafriya und Madaja, zum damaligen Zeitpunkt etwa 24.000.

Es erscheint unwahrscheinlich, dass diese vergleichsweise kleinen Orte in der Zwischenzeit so massiv, zumal in Kriegszeiten, angewachsen sind. Was in der Berichterstattung Ihrerseits nicht erwähnt wird, ist, dass in Madaja selbst sich verschiedenen Berichten zufolge prominent Militante eben jener oben angesprochenen Organisationen, nämlich Ahrar al-Sham und Jabhat al-Nusra, finden. Die oftmals als "moderat" bezeichnende FSA, deren Einheiten in vielen Gebieten zusammen mit diesen arbeitet, gebärdet sich gemäß eines kürzlich vom Spiegel veröffentlichten Online-Artikels in Madaja dabei wie folgt: http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 70809.html

"FSA-Kämpfer in der Stadt versuchen offenbar, trotz der verheerenden Lage noch Profit zu schlagen. Nach Angaben von Augenzeugen kostet auf dem Schwarzmarkt von Madaja ein Kilogramm Milchpulver für Babys inzwischen rund 300 Euro. Der Preis für ein Kilo Weizenmehl und ein Kilo Reis soll jeweils bei mehr als 200 Euro liegen."

Es lässt sich also festhalten, dass die "Rebellen", die in Madaja versammelt sind und deren Waffenbrüder zeitgleich die in direkter Nachbarschaft liegenden Orte Al-Fu'ah und Kafriya belagern, alles andere als hehre Ziele für ihre fortgesetzte Präsenz in Madaja haben.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie Ihrer ethischen und gemäß Rundfunkstaatsvertrag rechtlich bedingten Pflicht zur vollständigen, sachgemäßen Information nachkommen würden und im Zusammenhang mit dieser Thematik Ihrerseits das UN-Abkommen, welches nicht nur Madaja, sondern auchAl-F u'ah und Kafriya einschließt, behandeln sowie die Kriegsparteien, welche Sie unter dem Sammelbegriff "Kämpfer der Rebellen" zusammenfassen und die an beiden humanitären Brennpunkten beteiligt sind, näher beleuchten und klar herausstellen, wes Geistes Kind diese sind.

Ich wünsche Ihnen noch eine gute Woche.

Mit freundlichen Grüßen,
XXX"
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Maren
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Re: ZDF - Drama in Madaja

Beitrag von Maren »

Sehr geehrter Herr XXXXX,

vielen Dank für Ihre E-Mail an das ZDF.

Ihre Hinweise zur Situation in Syrien haben wir der zuständigen Redaktion zur Kenntnis gebracht. Ihre Ausführungen - speziell zur Lage in Madaja - fließen darüber hinaus in unsere hausinterne Auswertung ein und bilden somit einen wichtigen Hinweis darauf, welche Resonanz unsere Programmarbeit beim Zuschauer findet.

Hier noch ein Link zum Thema: zdf.de/ZDFmediathek#/suche/Madaja

Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit und hoffen, dass Sie unserem Programmangebot gewogen bleiben.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre ZDF-Zuschauerredaktion
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