Krisenmanagerin ohne Vision

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Maren
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Krisenmanagerin ohne Vision

Beitrag von Maren »

Eingabe zum Beitrag: Krisenmanagerin ohne Vision - Tagesschau.de 28.6.2016

Sehr geehrte Damen und Herren,

Begabten-Expertin ist sie, die Tagesschau-Autorin Barbara Schmickler. Bei der Konrad-Adenauer-Stiftung hat sie als Trainerin in der KAS-Medienwerkstatt die Aufgabe, Journalistennachwuchs zu erschließen und zu schulen.

Für Dr. Gniffkes "Tagesschau" schreibt sie jetzt Beiträge, z.B. über Kanzlerin Angelika Merkel (Vorstandsmitglied der Konrad-Adenauerstiftung). Welch schöner Zufall. Hat sich der "Inner Circle“ der CDU wegen des Abrutschens der Chefin auf der demoskopischen Beliebtheitsskala Sorgen gemacht? Platz 4 für eine Regierungschefin ist nicht gerade standesgemäß zu nennen. Im nächsten Jahr sind schließlich Wahlen.

Doch wozu hält sich die Regierung die TV-Nachrichtensendung ARD-aktuell? Der Kanzlerin wird zur Imagepolitur einen Sendeplatz auf Tagesschau.de zur Verfügung gestellt. Immerhin, so Dr. Gniffke, hat die Website über zwei Millionen Zugriffe pro Tag. Ein publizistisches Pfund, mit dem die CDU wuchern kann.

Barbara Schmickler bekommt den Auftrag und den verbalen Polierlappen in die Hand gedrückt. Es ist ja kein Muss, zu offenbaren, dass sie "Konrad-Adenauer-Teamerin für Begabte“ ist. Sie wird einfach als Tagesschau.de-Autorin vorgestellt. Und serviert warme, anerkennende Worte:

"Die Kanzlerin präsentierte sich heute im Bundestag mal wieder als Krisenmanagerin."
"Sie erntete Applaus"

Sie weiß selbstverständlich. dass es sich für eine richtige Journalistin nicht schickt, selbst allzu dick aufzutragen. Dafür benützt man fachkundige Image-Pflegekräfte. Barbara Schmickler hat gleich drei Politologen aufgeboten: Gero Neugebauer, wissenschaftlich in der SPD-Problematik zuhause, durfte einen (nichtssagenden) Satz von sich geben, quasi als Prise Salz eingerührt in die Suppe von Josef Janning, Ex-Senior Director des internationalen Bereichs der Bertelsmann Stiftung und Mitglied des "European Policy Centre“, der konservativen „Denkfabrik" der EU. Der griff auf die üblichen einprägsamen harmonie-betonten Merkel-Stereotypen zurück:"Eine typische Merkel-Rede:

„Sie will zusammenführen".
"Sie setzt auf die abschreckende Wirkung für andere Staaten, die dieses Kuddelmuddel in Großbritannien vermeiden wollen“.

Selbstverständlich vermeidet ein dermaßen parteiischer Experte peinlichst jeden Hinweis auf Fakten, z.B. auf das von Kanzlerin Merkel angerichtete und fürden BREXIT mitverantwortliche Chaos in der Flüchtlingspolitik. Kein Wort über inhumane Merkel-Politik wie die Wirtschaftssanktionen gegen Syrien, den dreckigen Deal mit Erdogan zur Flüchtlingsabwehr...

Den Imagepfleger Werner Patzelt, nach der „Wende" an der TU Dresden untergekommenes CDU-Mitglied, Burschentagsredner in Eisenach und Vertrauensdozent der Konrad-Adenauer-Stiftung, lässt Barbara Schicker ebenfalls nur lobende Worte über seine Parteichefin verlieren:

„Abgewogen, sachlich, prozessorientiert"

- so beschreibt er Merkels Regierungserklärung. Mit ihren Worten habe die Kanzlerin gezeigt, dass unnötige Hysterie zu vermeiden sei. Ihre ausgeglichene und auf Konstruktivität ausgelegte Art sei jetzt genau richtig.

Es versteht sich, dass ein solches orgiastisches CDU-Festival auf dem zur parteipolitischen Unabhängigkeit verpflichteten und im Ruf der Objektivität stehenden ARD-aktuell-Forum seine Wirkung beim Publikum entfaltet. Eine Image-Aufpoliererin und KAS-Teamerin, zugange mit zwei parteipolitisch vorsortierten „Wissenschaftlern“, das hat doch kräftige Würze: Qualitätsjournalismus nach Art des Hauses. "Parteipolitisch völlig unabhängig", wie dessen Chef zu lügen pflegt.

Der Beitrag verstößt gegen das Gebot der Neutralität und Ausgewogenheit. Beide Zielvorstellungen verbieten es, übliche Public-Relations-Aufträge einer Partei in einer Nachrichtenredaktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auszuführen. Unzulässig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die parteipolitische Funktion der Frau Schmickler und die parteipolitische Herkunft bzw. Verbundenheit ihrer Gesprächspartner verschwiegen wurden. Den Anschein neutraler Wissenschaftlichkeit zu erzeugen, ist für sich genommen bereits eine üble Manipulation der Zuschauer und Zuschauerinnen; mit parteiischen Protagonisten die Regierungschefin publizistisch zu begünstigen weckt den Verdacht der politischen Korrumpiertheit.

Mit höflichem Gruß, speziell an den CDU-„Freundeskreis“ im Rundfunkrat

F.Klinkhammer und V. Bräutigam
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Maren
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Re: Krisenmanagerin ohne Vision

Beitrag von Maren »

Betreff: Ihre E-Mail vom 29. Juni 2016

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 29. Juni 2016 kritisieren Sie die Berichterstattung zur Regierungserklärung der Kanzlerin Merkel.

Ich habe die verantwortliche Redaktion von ARD-aktuell gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_Merkel_geschwärzt.pdf
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Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
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Maren
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Re: Krisenmanagerin ohne Vision

Beitrag von Maren »

Werte Rundfunkräte,

wir beziehen uns auf die Stellungnahme des Herrn Dr. Gniffke über den getarnten Einsatz der Konrad-Adenauer-Stiftung bei ARD-aktuell:

"Frau Schmickler hätte gern andere Experten befragt, aber es standen keine weiteren aus Zeitgründen zur Verfügung". Eine vergleichbare Begründung hat Herr Dr. Gniffke bisher noch nicht im Rechtfertungsarsenal gehabt. Zugegeben: der Mann hat Fantasie, sicherlich wird das bei unseren Programmkontrolleuren Jubelrufe auslösen. Ein Fleisskärtchen für Herrn Dr. Gniffke gibt es dazu.

Den braven pensionierten Sozis im Rat empfehlen wir, dieses Muster bei der Friedrich-Ebert-Stiftung einzubringen.

Wie Herr Dr. Gniffke haben auch wir noch einmal nachgeschaut. In den Programm-Richtlinien. Dort heisst es:

"Die ARD hat bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung zu berücksichtigen". Alles klar? Prüfen Sie mal.

Mit höflichem Gruß
F.Klinkhammer und V.Bräutigam
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