Toleranzoffensive bei der ARD

[Telekinese]

Unter Rubrik "Wie wollen wir diskutieren?" veranstaltet die Tagesschau wieder mal eine Umfrage.

Wie wollen wir diskutieren? Muss man Beschimpfungen unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit hinnehmen? Handelt es sich um Zensur, wenn rassistische oder menschenverachtende Kommentare gelöscht werden? ... Fast alle forderten dafür aber eine starke Moderation. Nur so könne es eine echte Diskussion geben, schrieb etwa "Lyn". Dabei sollten die Moderatoren nicht nur Beschimpfungen löschen, sondern auch Kommentatoren sperren, wenn diese sich nicht an die Regeln halten. ... Dabei filtern bereits jetzt mehrere Moderatoren bei tagesschau.de Leserkommentare aus, die gegen die Richtlinien des Leserforums verstoßen. Dazu gehören zum Beispiel Einträge, die nicht zu einer sachlichen Diskussion beitragen, ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind.

Das ist für mich eine reine Alibi-Veranstaltung! Da ich meine NICHT veröffentlichten Kommentare hier veröffentlicht habe, kann jeder selbst überprüfen, ob diese gegen die Richtlinien des Leserforums der TS verstoßen haben.
Es gibt aber auch noch andere Stellen wo man so etwas überprüfen kann:
http://tageszensur.blogger.de/

Da es sich meiner Meinung nach, bei diese Beiträgen aus den genannten Quellen, nicht um einen Verstoß gegen die Richtlinien der Tagesschau handelt (klar sind einige Kommentare grenzwertig), ist es für mich eindeutig eine Form der Zensur die die ARD hier mit der Nichtveröffentlichung von Kommentaren pflegt.

Als eine Ursache hierfür sehe ich die eingeschränkte Sichtweise der Verantwortlichen in der ARD, die immer wieder in den Antworten zu den Programmbeschwerden der Publikumskonferenz zu lesen ist. Und ich gehe davon aus, dass sich diese in absehbarer Zeit auch nicht ändern wird.

Und selbst bei diesem Thema bemerken die diskutierenden User wieder:

Am 20. November 2014 um 21:21 von wenigfahrer
Unverständlich

selbst hier werden jetzt Beiträge nicht freigeschaltet.
Das beim Thema um dieses Forum und die Handhabung selbiges.

Danke

Vielleicht möchte die ARD aber auch nur der Sueddeutschen nacheifern?
http://www.heise.de/tp/artikel/43/43384/1.html

[pepper]

Gestern intensive Debatte, heute morgen sehe ich den Artikel und alle Kommentier/Beitragsmoeglichkeiten sind abgeschalten.

Dabei gibt es viele Diskussionsforen, die weit bessere Möglichkeiten aufzeigen die Diskussionskultur zu verbessern, als den dümmlichen Klarnamen-Zwang. Als Minimum sollte man wie zB bei Zeit.de wenigstens im Ansatz mal die eigentlichen Diskussionsstraenge abbilden, sodass man antworten auf einen Kommentar direkt auffindet. Eine bessere Selbstregulierung erziehlt man wenn Nutzer die Kommentare bewerten koennen. Die Bewertungen kann man Nutzen um abhängig von Nutzereinstellung Beiträge direkt auszublenden. Man kann sie auch im Nutzerprofil zusammenfassen um besonders idiotische/gute Nutzer direkt sichtbar zu machen. Dann weiss man gleich, auf welche Kommentare man gar nicht mehr antworten braucht.

Zu guter Letzt: Gestern gab es auf der Titelseite zum Thema Rente mit 63 noch einen Artikel mit Interview von Reinhold Schnabel. Der bekannte Lobbyist wurde als Professor, Finanz- und Rentenexperte vorgestellt. Als Kommentar hab ich direkt mal auf die Lobby-Verwicklungen verwiesen und dass dieser Herr ja mitverantworlich fuer die maroden oeffentlichen Kassen ist. Heute ist der Artikel nicht mehr sichtbar, auch nicht bei den verwandten Beitraegen oder unter "Inland". Es gibt ein neues Interview mit Klaus Zimmermann, noch ein bekannter Lobbyist vom gleichen Schlag, und ein paar Videos. Kommentare sind deaktiviert. Via google findet man noch den Artikel mit Prof. Schnabel, aber ohne meinen Kommentar und mit deaktivierter Kommentarfunktion.


Ich glaube nicht dass man diese Zustände "sanft" reformieren kann. Es braucht ein unabhängiges ständiges Analyse/Kommentar-Blog wie etwa beim Bildblog.

[Maren]

@ pepper und Telekinese, es geht doch eindeutig um die Eindämmung der wachsenden argumentativen Gegenbewegung. Es sieht schlecht aus mit der gesetzlichen Erfüllung des Programmauftrages, wenn sich eine solche Masse von Zuschauern an Inhalten stört und das auch mehr oder weniger sachlich zum Ausdruck bringt. Die zensierten Beiträge von Telekinese und von "Vereinsamte Staaten", die wir hier dokumentieren, sind weder beleidigend noch offtopic. Beleidigungen und Beiträge mit grenzwertigen menschenverachtenden Inhalten sollten entfernt werden, aber gegenteilige Ansichten der Zuschauer zu unterbinden, hat nichts mehr mit Publikumsinklusion zu tun. Wenn die Publikumsbeteiligung innerhalb der Onlinangebote und der sozialen Netzwerke eingeschränkt oder gar abgeschafft wird, dann brauchen die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten keinen Tag länger über ihre tri- und crossmedialen Projekte zu schwadronieren.
Das Abqualifizieren der Kritiker als Trolle oder neuerdings sogar als "Tiere" und Schauermärchen wie dieses sollen wohl die Rezipienten in zwei Lager spalten.