ZDF - heute - Labourchef ist "linker Spinner"
Verfasst: 22. September 2015, 16:39
ZDF
Intendanz
Herrn Bellut
ZDF-Straße 1
55127 Mainz
Programmbeschwerde wegen beleidigender Aussage zum neuen Labourchef Corbyn
Sehr geehrter Herr Bellut,
hiermit erheben wir Beschwerde gegen die Verlautbarung der Leiterin des ZDF-Studios in London, Diana Zimmermann, innerhalb des Beitrages „Corbyn neuer Labourchef“ in der Sendung heute vom 12.09.2015.
Ab Minute 9:50 sagte Diana Zimmermann: “ Corbyn will die Sparpolitik beenden, die Bahn wieder verstaatlichen und möglichst aus der NATO austreten. Der überzeugte Radfahrer und Vegetarier gilt nicht nur Konservativen als linker Spinner.“
Durch die konsequente Vermeidung einer distanzschaffenden Pause zwischen den beiden Sätzen mutet der unsachliche Kommentar gegen den unbescholtenen Politiker Corbyn wie ein neutrales Bekenntnis der heute-Redaktion zu dieser polarisierenden Zuschreibung an. Zimmermanns „zitiertes“ Urteil, Corbyn sei ein „linker Spinner“, bezieht sich somit gut hörbar auf seine Vorstellungen von einer gerechteren Gesellschaft, für die er nebenbei bemerkt mehrheitlich und bevorzugt von jüngeren Menschen gewählt wurde.
Der Beitrag lässt darüber hinaus fundierte Quellen für die explizite Zuschreibung „linker Spinner“ durch vermeintliche und reale Kritiker Corbyns Politik ebenso vermissen, wie eine angemessene Begründung dafür.
Schlussendlich wiederspricht die beleidigende Zuschreibung allen Regeln der Netiquette innerhalb eines seriösen Nachrichtenformates. Journalisten, die einem eindeutig definierten Kodex folgen und im expliziten Falle sogar in leitender Position einer bedeutsamen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt fungieren, sollten rhetorisch in der Lage sein, vermeintliche bzw. behauptete Missbilligung anders auszudrücken und auf plumpe Indoktrination des Publikums zu verzichten.
Wenn in den Redaktionen öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten künftig, ganz im Sinne aktiver Recherchevermeidung, Verweise auf ominöse Spins als seriöse Informationen durchgehen, dann kann nicht mehr von Berichterstattung im Sinne des Pressekodex und des Rundfunkstaatsvertrages gesprochen werden.
Warum führte das ZDF kein eigenes Interview mit Corbyn und berichtete ausführlich über sein Wahlprogramm, anstatt dem politischen Gegner Corbyns, Michael Fallon von der Konservativen Partei das Wort zu erteilen? Wozu hat das ZDF ein Studio in London?
Der Qualitätsanspruch an die Nachrichtengebung öffentlich rechtlicher Rundfunkanstalten ist, dass diese möglichst staatsfern ausfallen sollte. Die öffentliche Meinungsbildung hat nicht im Sinne politischer und wirtschaftlicher Eliten zu erfolgen, wie der beanstandete Beitrag vermuten lässt, sondern objektiv und unparteilich zu sein.
Noch eine Bemerkung zur Verjüngung von Angeboten in Politik und Medien:
Die Medien haben, nach Meinung von Corbyn, die jungen Leute abgeschrieben. Er hingegen hat gerade die junge Altersgruppe aktiv in seine Politik und seinen Wahlkampf einbezogen und sie haben seine Kampagne vorrangig mitgetragen. Viele der jungen Menschen sind der Labourparty beigetreten und haben somit seinen eindeutigen Sieg gefördert. Das sind die eigentlich guten Nachrichten und ein Hinweis darauf, mit welchen Themen man junge Menschen begeistern kann.
Sie, werter Herr Bellut, sehen es angesichts Ihrer Wiederwahl zum Intendant des ZDF als eine zentrale Aufgabe an, jüngeres Publikum stärker anzusprechen. Man könne sich, Ihren Worten nach, nie sicher sein, die "Akzeptanz von Generation zu Generation übertragen" zu bekommen.
Die Akzeptanz der jüngeren Zielgruppen steht und fällt mit Zukunfts-, Gerechtigkeits- und Gestaltungsfragen. Es geht um deren Zukunft und nicht um die Besitzstandswahrung weniger Eliten. Das gilt es, auch im Interesse von Legitimation und Zukunftsfähigkeit der öffentlich finanzierten Rundfunkangebote, innerhalb der Programme angemessen hervorzuheben.
In diesem Sinne können wir Sie, insbesondere im Hinblick auf die erfolgreiche Umsetzung Ihres Jugendangebotes, nur dazu ermutigen, das Gespräch mit Politikern wie Corbyn zu suchen.
Zum Zwecke der Transparenz werden wir diese Beschwerde sowie die Antwort der Programmverantwortlichen auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen
i. A. Maren Müller
Vorsitzende
Intendanz
Herrn Bellut
ZDF-Straße 1
55127 Mainz
Programmbeschwerde wegen beleidigender Aussage zum neuen Labourchef Corbyn
Sehr geehrter Herr Bellut,
hiermit erheben wir Beschwerde gegen die Verlautbarung der Leiterin des ZDF-Studios in London, Diana Zimmermann, innerhalb des Beitrages „Corbyn neuer Labourchef“ in der Sendung heute vom 12.09.2015.
Ab Minute 9:50 sagte Diana Zimmermann: “ Corbyn will die Sparpolitik beenden, die Bahn wieder verstaatlichen und möglichst aus der NATO austreten. Der überzeugte Radfahrer und Vegetarier gilt nicht nur Konservativen als linker Spinner.“
Durch die konsequente Vermeidung einer distanzschaffenden Pause zwischen den beiden Sätzen mutet der unsachliche Kommentar gegen den unbescholtenen Politiker Corbyn wie ein neutrales Bekenntnis der heute-Redaktion zu dieser polarisierenden Zuschreibung an. Zimmermanns „zitiertes“ Urteil, Corbyn sei ein „linker Spinner“, bezieht sich somit gut hörbar auf seine Vorstellungen von einer gerechteren Gesellschaft, für die er nebenbei bemerkt mehrheitlich und bevorzugt von jüngeren Menschen gewählt wurde.
Der Beitrag lässt darüber hinaus fundierte Quellen für die explizite Zuschreibung „linker Spinner“ durch vermeintliche und reale Kritiker Corbyns Politik ebenso vermissen, wie eine angemessene Begründung dafür.
Schlussendlich wiederspricht die beleidigende Zuschreibung allen Regeln der Netiquette innerhalb eines seriösen Nachrichtenformates. Journalisten, die einem eindeutig definierten Kodex folgen und im expliziten Falle sogar in leitender Position einer bedeutsamen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt fungieren, sollten rhetorisch in der Lage sein, vermeintliche bzw. behauptete Missbilligung anders auszudrücken und auf plumpe Indoktrination des Publikums zu verzichten.
Wenn in den Redaktionen öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten künftig, ganz im Sinne aktiver Recherchevermeidung, Verweise auf ominöse Spins als seriöse Informationen durchgehen, dann kann nicht mehr von Berichterstattung im Sinne des Pressekodex und des Rundfunkstaatsvertrages gesprochen werden.
Warum führte das ZDF kein eigenes Interview mit Corbyn und berichtete ausführlich über sein Wahlprogramm, anstatt dem politischen Gegner Corbyns, Michael Fallon von der Konservativen Partei das Wort zu erteilen? Wozu hat das ZDF ein Studio in London?
Der Qualitätsanspruch an die Nachrichtengebung öffentlich rechtlicher Rundfunkanstalten ist, dass diese möglichst staatsfern ausfallen sollte. Die öffentliche Meinungsbildung hat nicht im Sinne politischer und wirtschaftlicher Eliten zu erfolgen, wie der beanstandete Beitrag vermuten lässt, sondern objektiv und unparteilich zu sein.
Noch eine Bemerkung zur Verjüngung von Angeboten in Politik und Medien:
Die Medien haben, nach Meinung von Corbyn, die jungen Leute abgeschrieben. Er hingegen hat gerade die junge Altersgruppe aktiv in seine Politik und seinen Wahlkampf einbezogen und sie haben seine Kampagne vorrangig mitgetragen. Viele der jungen Menschen sind der Labourparty beigetreten und haben somit seinen eindeutigen Sieg gefördert. Das sind die eigentlich guten Nachrichten und ein Hinweis darauf, mit welchen Themen man junge Menschen begeistern kann.
Sie, werter Herr Bellut, sehen es angesichts Ihrer Wiederwahl zum Intendant des ZDF als eine zentrale Aufgabe an, jüngeres Publikum stärker anzusprechen. Man könne sich, Ihren Worten nach, nie sicher sein, die "Akzeptanz von Generation zu Generation übertragen" zu bekommen.
Die Akzeptanz der jüngeren Zielgruppen steht und fällt mit Zukunfts-, Gerechtigkeits- und Gestaltungsfragen. Es geht um deren Zukunft und nicht um die Besitzstandswahrung weniger Eliten. Das gilt es, auch im Interesse von Legitimation und Zukunftsfähigkeit der öffentlich finanzierten Rundfunkangebote, innerhalb der Programme angemessen hervorzuheben.
In diesem Sinne können wir Sie, insbesondere im Hinblick auf die erfolgreiche Umsetzung Ihres Jugendangebotes, nur dazu ermutigen, das Gespräch mit Politikern wie Corbyn zu suchen.
Zum Zwecke der Transparenz werden wir diese Beschwerde sowie die Antwort der Programmverantwortlichen auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen
i. A. Maren Müller
Vorsitzende