ARD - Verfälschen der Redebeiträge des deutschen und des russischen Außenministers vor der UN-Vollversammlung
Verfasst: 10. Oktober 2014, 14:22
Norddeutscher Rundfunk
Gremienbüro
Frau Ute Schildt
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Norddeutscher Rundfunk
Intendanz
Herrn Lutz Marmor
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Programmbeschwerde
Sehr geehrter Herr Marmor,
sehr geehrte Frau Schildt,
hiermit legen wir, die Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien e.V., formal Beschwerde wegen des Verfälschens der Redebeiträge des deutschen und des russischen Außenministers vor der UN-Vollversammlung, durch den Korrespondenten des ARD-Studios in New York, Markus Schmidt, ein.
Sowohl in den Tagesthemen vom 27. September 2014 (22:45 Uhr), als auch in der Tagesschau vom 28. September 2014 (8:30 Uhr) wurden die Redebeiträge des deutschen und des russischen Außenministers vor der UN-Vollversammlung, durch den Kommentator Markus Schmidt, eklatant verfälscht. Im Ergebnis musste für den Zuschauer zwangsläufig der Eindruck entstehen, der russische Außenminister habe in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am 27. September 2014 die Beteiligung der russischen Armee im ukrainischen Bürgerkrieg eingestanden.
1. So legt Markus Schmidt in den genannten Nachrichtenformaten in Form der indirekten Rede dem deutschen Außenminister folgende Worte in den Mund (Tagesthemen 6:56, Tagesschau 0:36):
"Russland habe seine Truppen zurückgezogen, heißt es, es werde über die Einrichtung einer entmilitarisierten Pufferzone verhandelt."
http://www.tagesschau.de/multimedia/sen ... -3209.html
http://www.tagesschau.de/ausland/un-109.html
Sowohl die Übertragung der vollständigen Rede auf der Internetseite der Vereinten Nationen, als auch die vom Auswärtigen Amt veröffentlichte vollständige Fassung der Rede Steinmeiers beweisen, dass o.g. Aussage an keiner Stelle seiner Rede getroffen wurde.
http://webtv.un.org/meetings-events/gen ... 9857411001
http://www.auswaertiges-amt.de/sid_9DF9 ... ng_VN.html
Die eine Beteiligung regulärer russischer Truppen im ukrainischen Bürgerkrieg implizierende Aussage, Russland habe seine Truppen zurückgezogen, ist eine Nato-Meldung vom 24. 09. 2014 ( "Signifikanter Rückzug russischer Truppen aus der Ukraine") und wird hier seitens des ADR-Korrespondenten in Steinmeiers UN-Rede "eingebaut".
http://de.reuters.com/article/topNews/i ... V320140924
Abgesehen davon, dass Steinmeier diese Aussage vor der UN-Vollversammlung nicht getroffen hat, wird die Minsker Vereinbarung, eine entmilitarisierte Pufferzone zwischen ukrainischen Streitkräften und Separatisten einzurichten, zudem völlig falsch in den Zusammenhang eines Rückzugs angeblich russischer Truppen gestellt.
2. Direkt im Anschluss dieser Steinmeier in den Mund gelegten Aussage gibt Markus Schmidt nun auch die Rede des russischen Außenministers Lavrov verfälscht wieder, indem er behauptet, die von Lavrov formulierte Kompromiss-und Konzessionsbereitschaft Russlands beziehe sich direkt auf den von Steinmeier vermeintlich geäußerten Rückzug russischer Truppen und die Verhandlung über eine entmilitarisierte Pufferzone. Dass hiermit ein Schuldeingeständnis Russlands konstruiert werden sollte, ist offensichtlich:
Die Aussagen von Markus Schmidt im Zusammenhang:
"Russland habe seine Truppen zurückgezogen, heißt es, es werde über die Einrichtung einer entmilitarisierten Pufferzone verhandelt. Dazu der russische Außenminister: 'Wir sind zum Interessenausgleich, zu Kompromissen und Konzessionen bereit, vorausgesetzt, man behandelt uns mit Respekt.'"
Dass Lavrov sich unmöglich auf eine nicht existente Äußerung Steinmeiers beziehen kann, liegt auf der Hand. Die vom russischen Außenminister tatsächlich geäußerten Worte wurden aus ihrem Zusammenhang gerissen, und zwar derart, dass der Eindruck eines Schuldeingeständnisses Russlands in Bezug auf eine - von Russland in Wirklichkeit bestrittene - militärische Beteiligung im Ukraine-Konflikt entstehen musste.
Zum tatsächlichen Zusammenhang von Lavrovs Rede sei auf die vom russischen Außenministerium veröffentlichte vollständige Fassung der Rede verwiesen.
http://www.mid.ru/brp_4.nsf/0/CDEA7854F ... 62004F7236
Lavrov verdeutlicht in seiner Rede u.a., dass Russlands Unterstützung des Minsker Friedensprozesses ausschließlich um des Friedens und des Wohlergehens des ukrainischen Volkes willen erfolge. Versuche, auf Russland Druck auszuüben und es zu zwingen, seine Werte aufzugeben, seien perspektivlos. Mit dem Hinweis auf die US-Blockade Kubas kritisiert Lawrow die sinnlose und kontraproduktive Natur von Sanktionen. Die Politik von Ultimaten und die Philosophie von Vorherrschaft entsprächen nicht den Erfordernissen des 21. Jahrhunderts. In diesem Zusammenhang äußert Lawrow Russlands Offenheit für Gespräche, Bereitschaft zu Kompromissen und Konzessionen, unter der Bedingung, dass die Diskussion respektvoll und gleichberechtigt erfolge.
Wörtliche Rede:
http://webtv.un.org/meetings-events/gen ... 9933432001
Summary:
http://www.un.org/en/ga/69/meetings/gad ... tion.shtml
Wir haben bisher in zahlreichen Programmbeschwerden wiederholte Falschdarstellungen über eine angeblich erfolgte russische Militäraggression im ukrainischen Bürgerkrieg nachgewiesen (falsche "Beweisfotos", falsche "Augenzeugen", Missachtung von OSZE-Berichten und Dementi aus Kiew).
Die nun erfolgte Verfälschung von Reden zweier hochrangiger Diplomaten vor der UN-Vollversammlung ist ein ungeheuerlicher Vorgang. Diese beispiellose Manipulierung des Zuschauers ist ein schwerer Verstoß gegen die journalistische Ethik. Dass dieses zudem in einem öffentlich-rechtlichen Sender erfolgt ist, wiegt besonders schwer.
Die ARD ist aufgefordert, eine Untersuchung einzuleiten, den unerhörten Vorfall restlos aufzuklären und dabei größte Transparenz gegenüber dem Beitragszahler walten zu lassen.
Gleichzeitig hat umgehend eine Richtigstellung in den Tagesthemen selbst zu erfolgen.
NDR-Staatsvertrag
§ 8
Programmgestaltung
(1) Der NDR ist in seinem Programm zur Wahrheit verpflichtet.
(2) Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen
Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen.
Sie müssen unabhängig und sachlich sein. Nachrichten sind vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft zu prüfen.
Zum Zwecke der Transparenz werden diese Programmbeschwerde sowie die Antwort der Programmverantwortlichen auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlicht.
Mit freundlichen Grüßen
i. A. Maren Müller
Vorsitzende
Gremienbüro
Frau Ute Schildt
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Norddeutscher Rundfunk
Intendanz
Herrn Lutz Marmor
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Programmbeschwerde
Sehr geehrter Herr Marmor,
sehr geehrte Frau Schildt,
hiermit legen wir, die Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien e.V., formal Beschwerde wegen des Verfälschens der Redebeiträge des deutschen und des russischen Außenministers vor der UN-Vollversammlung, durch den Korrespondenten des ARD-Studios in New York, Markus Schmidt, ein.
Sowohl in den Tagesthemen vom 27. September 2014 (22:45 Uhr), als auch in der Tagesschau vom 28. September 2014 (8:30 Uhr) wurden die Redebeiträge des deutschen und des russischen Außenministers vor der UN-Vollversammlung, durch den Kommentator Markus Schmidt, eklatant verfälscht. Im Ergebnis musste für den Zuschauer zwangsläufig der Eindruck entstehen, der russische Außenminister habe in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am 27. September 2014 die Beteiligung der russischen Armee im ukrainischen Bürgerkrieg eingestanden.
1. So legt Markus Schmidt in den genannten Nachrichtenformaten in Form der indirekten Rede dem deutschen Außenminister folgende Worte in den Mund (Tagesthemen 6:56, Tagesschau 0:36):
"Russland habe seine Truppen zurückgezogen, heißt es, es werde über die Einrichtung einer entmilitarisierten Pufferzone verhandelt."
http://www.tagesschau.de/multimedia/sen ... -3209.html
http://www.tagesschau.de/ausland/un-109.html
Sowohl die Übertragung der vollständigen Rede auf der Internetseite der Vereinten Nationen, als auch die vom Auswärtigen Amt veröffentlichte vollständige Fassung der Rede Steinmeiers beweisen, dass o.g. Aussage an keiner Stelle seiner Rede getroffen wurde.
http://webtv.un.org/meetings-events/gen ... 9857411001
http://www.auswaertiges-amt.de/sid_9DF9 ... ng_VN.html
Die eine Beteiligung regulärer russischer Truppen im ukrainischen Bürgerkrieg implizierende Aussage, Russland habe seine Truppen zurückgezogen, ist eine Nato-Meldung vom 24. 09. 2014 ( "Signifikanter Rückzug russischer Truppen aus der Ukraine") und wird hier seitens des ADR-Korrespondenten in Steinmeiers UN-Rede "eingebaut".
http://de.reuters.com/article/topNews/i ... V320140924
Abgesehen davon, dass Steinmeier diese Aussage vor der UN-Vollversammlung nicht getroffen hat, wird die Minsker Vereinbarung, eine entmilitarisierte Pufferzone zwischen ukrainischen Streitkräften und Separatisten einzurichten, zudem völlig falsch in den Zusammenhang eines Rückzugs angeblich russischer Truppen gestellt.
2. Direkt im Anschluss dieser Steinmeier in den Mund gelegten Aussage gibt Markus Schmidt nun auch die Rede des russischen Außenministers Lavrov verfälscht wieder, indem er behauptet, die von Lavrov formulierte Kompromiss-und Konzessionsbereitschaft Russlands beziehe sich direkt auf den von Steinmeier vermeintlich geäußerten Rückzug russischer Truppen und die Verhandlung über eine entmilitarisierte Pufferzone. Dass hiermit ein Schuldeingeständnis Russlands konstruiert werden sollte, ist offensichtlich:
Die Aussagen von Markus Schmidt im Zusammenhang:
"Russland habe seine Truppen zurückgezogen, heißt es, es werde über die Einrichtung einer entmilitarisierten Pufferzone verhandelt. Dazu der russische Außenminister: 'Wir sind zum Interessenausgleich, zu Kompromissen und Konzessionen bereit, vorausgesetzt, man behandelt uns mit Respekt.'"
Dass Lavrov sich unmöglich auf eine nicht existente Äußerung Steinmeiers beziehen kann, liegt auf der Hand. Die vom russischen Außenminister tatsächlich geäußerten Worte wurden aus ihrem Zusammenhang gerissen, und zwar derart, dass der Eindruck eines Schuldeingeständnisses Russlands in Bezug auf eine - von Russland in Wirklichkeit bestrittene - militärische Beteiligung im Ukraine-Konflikt entstehen musste.
Zum tatsächlichen Zusammenhang von Lavrovs Rede sei auf die vom russischen Außenministerium veröffentlichte vollständige Fassung der Rede verwiesen.
http://www.mid.ru/brp_4.nsf/0/CDEA7854F ... 62004F7236
Lavrov verdeutlicht in seiner Rede u.a., dass Russlands Unterstützung des Minsker Friedensprozesses ausschließlich um des Friedens und des Wohlergehens des ukrainischen Volkes willen erfolge. Versuche, auf Russland Druck auszuüben und es zu zwingen, seine Werte aufzugeben, seien perspektivlos. Mit dem Hinweis auf die US-Blockade Kubas kritisiert Lawrow die sinnlose und kontraproduktive Natur von Sanktionen. Die Politik von Ultimaten und die Philosophie von Vorherrschaft entsprächen nicht den Erfordernissen des 21. Jahrhunderts. In diesem Zusammenhang äußert Lawrow Russlands Offenheit für Gespräche, Bereitschaft zu Kompromissen und Konzessionen, unter der Bedingung, dass die Diskussion respektvoll und gleichberechtigt erfolge.
Wörtliche Rede:
http://webtv.un.org/meetings-events/gen ... 9933432001
Summary:
http://www.un.org/en/ga/69/meetings/gad ... tion.shtml
Wir haben bisher in zahlreichen Programmbeschwerden wiederholte Falschdarstellungen über eine angeblich erfolgte russische Militäraggression im ukrainischen Bürgerkrieg nachgewiesen (falsche "Beweisfotos", falsche "Augenzeugen", Missachtung von OSZE-Berichten und Dementi aus Kiew).
Die nun erfolgte Verfälschung von Reden zweier hochrangiger Diplomaten vor der UN-Vollversammlung ist ein ungeheuerlicher Vorgang. Diese beispiellose Manipulierung des Zuschauers ist ein schwerer Verstoß gegen die journalistische Ethik. Dass dieses zudem in einem öffentlich-rechtlichen Sender erfolgt ist, wiegt besonders schwer.
Die ARD ist aufgefordert, eine Untersuchung einzuleiten, den unerhörten Vorfall restlos aufzuklären und dabei größte Transparenz gegenüber dem Beitragszahler walten zu lassen.
Gleichzeitig hat umgehend eine Richtigstellung in den Tagesthemen selbst zu erfolgen.
NDR-Staatsvertrag
§ 8
Programmgestaltung
(1) Der NDR ist in seinem Programm zur Wahrheit verpflichtet.
(2) Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen
Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen.
Sie müssen unabhängig und sachlich sein. Nachrichten sind vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft zu prüfen.
Zum Zwecke der Transparenz werden diese Programmbeschwerde sowie die Antwort der Programmverantwortlichen auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlicht.
Mit freundlichen Grüßen
i. A. Maren Müller
Vorsitzende